HEINZ RUDOLF KUNZE arbeitet sich mit Schärfe und Sprachwitz an Problemen der Gegenwart ab

Seit Heinz Rudolf Kunze (HRK) zu Beginn der 80er Jahre die Szene betrat, war er eine Reizfigur, wurde damals von der „Hamburger Morgenpost“ etwa – wegen seines biederen Äußeren und seiner disziplinierten Hyperaktivität – als „Preuße des Pop“ gehänselt. So kann man diesen Künstler natürlich sehen. Auch. Nur darf man darüber nicht vergessen, dass der Musiker seit über vier Jahrzehnten einer der intellektuellsten, wortgewandtesten und radikalsten deutschsprachigen Songwriter ist. HRK ist begeisterter Textakrobat und exponiert sich bewusst als Stein jedes Anstoßes. Bereits Ende der 90er Jahre erteilte der „Musikexpress“ dem heute 66-Jährigen Ritterschlag und Absolution gleichermaßen: „Er schafft in jedem Lied einen Bezug zu Randy Newman, Jimmy Page, den Byrds, Beatles oder anderen Vorbildern.“ Soeben ist das sage und schreibe 39. Studioalbum des „Sprachkunst-Rockers“ (O-Ton „Die Welt“) erschienen. „Können vor Lachen“ ist ein Meisterstück!

VINTAGE TROUBLE spielen mit gutem altem Soul und Rock’n’Roll gegen Rassismus und Krisenzeiten an

Das Quartett Vintage Trouble kam 2010 in Los Angeles zusammen und fand mit seinem soulgetränkten R&B- und Rocksound Marke The Animals und Chuck Berry schnell Zuspruch. Ursprünglich wurden die vier Musiker vom Memphis-Soul des Labels Stax inspiriert. Gitarrist Nalle Colt erläutert: „Wir haben diese Verbindung weiterentwickelt und einen Weg gefunden, sie aktueller zu gestalten – ‚Modern Soul‘.“ Drummer Richard Danielson berichtet von der gemeinsamen musikalischen Vision: „Wir lieben das musikalische Feuer der späten 50er- bis frühen 60er-Jahre, als die Musik noch etwas undefiniert war und sich dennoch auf so coole Weise vermischte. Rock’n’Roll, Rhythm and Blues, Soul, Swing – es war eine Zeit großer Begeisterung und Entdeckungen in der Musik.“ Im Bandnamen Vintage Trouble („altmodischer Ärger“) kommt Revoluzzertum zum Ausdruck, was Danielson nur allzu gern bestätigt: „Es gab immer schon Menschen, die früh als Unruhestifter galten.

ELP - 50 Jahre „Brain Salad Surgery“

ELP waren so größenwahnsinnig wie revolutionär. Ihr viertes Studiowerk zählt zu den ganz großen Prog-Alben. Nicht nur musikalisch erreichten sie damit ihren Höhepunkt – mit visionärem Konzept und Artwork schufen sie ein wahres Gesamtkunstwerk. Zugleich zeigten sie all ihren Kritikern mit dem kryptischen Albumtitel „Brain Salad Surgery“ – einer Umschreibung für eine Variante des oralen Geschlechtsverkehrs – in verklausulierter Weise den Prog-Stinkefinger. Wir beleuchten die Entstehung des Werks und seiner Stücke, entblättern das unheimliche Giger-Artwork, ordnen das Album gemeinsam mit berühmten Musikerkollegen wie Rick Wakeman musikhistorisch ein und werfen einen besonderen Blick auf die Spieltechnik des herausragenden Keyboarders Keith Emerson. Abgerundet wird das Ganze durch ein historisches Interview mit Greg Lake im Heft. 
 

MIKE OLDFIELD - Ein halbes Jahrhundert Glockenläuten

1973 war ein großes Jahr des Prog. Wesentlich dazu beigetragen hat ein scheues Wunderkind. Mike Oldfield legte in einem Geniestreich sein praktisch allein eingespieltes Werk „Tubular Bells“ vor. Der Multiinstrumentalist sprengte in zwei Longtracks alle Genre-Grenzen, schuf damit einen wichtigen Mosaikstein des progressiven Rock und ebnete mit seinem visionären instrumentalen Patchwork aus vielerlei Stilen wie Folk, Klassik und Rock den Weg für modernen Ambient. Wir zeichnen den Weg des Meisterwerks sowie seiner Fortsetzungen nach.
  

GRAHAM NASH - Der Mahner

Auch mit 81 ist Altmeister GRAHAM NASH auch ohne seine Mitstreiter von CSN bzw. CSNY noch als politischer Aufklärer unterwegs. Sein neues Album „Now“ ist eine schallende Ohrfeige für selbstgerechte Machtmenschen aus Politik und Wirtschaft und zugleich eine Hommage an seinen verstorbenen Busenfreund David Crosby.

Schneeweißes Haar, hagere Statur und Antworten, die vor Idealismus strotzen: Der Mann aus Blackpool, der seit Ende der 60er in den USA lebt und mit den Hollies wie mit CSN (bzw. CSNY) zum Weltstar wurde, sieht sich weiterhin als mahnende Stimme der Vernunft. Deutlich wird dies auf seinem ersten Soloalbum seit sieben Jahren, das ganz nebenbei zu seinen stärksten zählt – und auch in dem erfrischend offenen Gespräch, das er mit eclipsed führte.

SCORPIONS - Für immer Hannover

Oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist: Als die weltweit erfolgreichste und langlebigste deutsche Hardrockband vor gut 13 Jahren bekannt gab, auf eine dreijährige letzte Welttournee zu gehen, entdeckten viele deutsche Musikfans plötzlich wieder ihre Liebe zu den Scorps. Dann aber wurde der Abschied vom Abschied verkündet, und heute erscheint die Band vitaler denn je – ein Eindruck, den auch das im letzten Jahr erschienene Album „Rock Believer“ vermittelt. Doch ein Blick zurück lohnt sich ebenfalls: Jüngst wurden zwölf Alben aus dem Backkatalog unter dem Titel „Colours Of Rock“ in remasterter Form auf Vinyl erneut veröffentlicht.

DEF LEPPARD - Pop-Symphonien

Die englischen Glam-Melodic-Metaller Def Leppard konnten nicht widerstehen und nahmen gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in den Londoner Abbey Road Studios das Album „Drastic Symphonies“ auf. Zeitgleich mit dessen Veröffentlichung begaben sie sich auf die weit weniger symphonisch geprägte europäische Etappe ihrer Erfolgstour mit Mötley Crüe. Im Interview mit eclipsed konterte Bassgitarrist Rick Savage kritische Fragen gewohnt charmant und souverän.