A.R. & MACHINES - Die unglaubliche Reise in einer verrückten Maschine

13. Dezember 2017

Achim Reichel A.R. & Machines

Er bezeichnet sich selbst schon mal als alten Sack. Achim Reichel, 73, blickt zurück in die Siebzigerjahre, nicht ohne Stolz, aber mit dem Bewusstsein, auch Glück gehabt zu haben. Aufgewachsen in St. Pauli, einen Steinwurf vom Kiez entfernt, redet der Hamburger, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das ist amüsant und macht ihn sympathisch, diesen Typen ohne Starallüren, aber mit viel Charisma. In seinen Antworten schweift er manches Mal ab, aber das macht nichts, denn der Mann hat ordentlich was zu erzählen. Alles andere als Seemannsgarn.

eclipsed: Du bist in deinem Musikerleben stilistisch nicht unbedingt einen geraden Weg gegangen. Du hast immer das gemacht, wonach dir gerade der Sinn gestanden hat. Kompromisse gehst du nicht ein?

Reichel: Nicht immer. Mit zunehmendem Alter immer weniger. Ich bin als grüner Junge irgendwie zufällig ins Musikgeschäft geraten, weil ich um die Ecke beim Star-Club in Hamburg groß geworden bin. Am Anfang haben wir einfach nur gedacht: Ach, ist das geil, jetzt haben wir auch schon eine Platte. Die wird sogar im Radio gespielt.

eclipsed: Wie bist du nach den Rattles und Wonderland auf A.R. & Machines gekommen?

Reichel: Als ich damals mit meiner alten Akai-X330D-Bandmaschine erkannt hatte, dass man damit Looping betreiben kann, war das ein Zufall. Da hatte ich irgendwie einen falschen Knopf gedrückt. Ich wollte ein Gitarrenmotiv einspielen, und plötzlich wiederholte sich das immer in meinem Kopfhörer. Dong, dong, dong… Und ich denke: Ist ja verrückt, damit lässt sich was anfangen. Dies zu erkennen war eigentlich meine kreative Leistung.

eclipsed: Wie waren die Reaktionen auf A.R. & Machines?

Reichel: Ich bin mit meinen Aufnahmen zur Polydor gegangen, und da war Gott sei Dank einer, der sagte: „Du, Achim, das ist irgendwie ganz interessant. Aber das ist dir doch klar: Das spielt kein Rundfunksender.“ Ich sagte: „Ja schon, aber das ist doch irgendwie geil.“ Winfried Trenkler hat 1973 im „Kölner Stadtanzeiger“ geschrieben: „Vom Teenytröster zum Spitzenmusiker“. Da habe ich gedacht: Das ist ja geil. Es ist ja so, wenn man wirklich für sich in Anspruch nehmen will, ein Künstler zu sein, muss man auch zu den Ideen stehen, die einem durch den Kopf gehen. Ich hatte mal einen US-Toningenieur zu Besuch. Der durchwühlt meine Plattenkiste und sagt: „Das ist eine geile Scheibe!“ Da hält er „Die grüne Reise“ von A.R. & Machines in der Hand. Ich sage: „Die habe ich mal gemacht, so 1970.“ Er sagt: „Was? Das bist du? Das ist ja keine Popmusik mehr, das ist Kunst! Damit hast du das Looping vorweggenommen.“

Lest mehr im eclipsed Nr. 196 (12-2017/01-2018).