HAKEN - The Mountain

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Prog | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 153 / 9-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 9/10, Album des Monats | Label: InsideOut | Autor: MB


Mit ihren beiden Alben „Aquarius“ (2010) und „Visions“ (2011) dokumentierte die Londoner Band Haken ihre erstaunliche Stilvielfalt. Mit diesen mauserte sie sich in kürzester Zeit zum Underground-Geheimtipp. Zwei tolle Gigs beim „Night Of The Prog“-Festival trugen ihr Übriges dazu bei, die Band auf den Radarschirm anspruchsvoller Progfans zu setzen. Bereits auf „Visions“ klangen Haken unglaublich reif, zielstrebig und stilsicher, doch mit „The Mountain“ hat das britische Sextett nun zweifellos sein Meisterstück abgeliefert. Einmal mehr haben Sänger Ross Jennings und seine Truppe an den richtigen Stellschrauben gedreht und nochmals ein wesentlich kompakteres Album entwickelt, das jedoch nach wie vor die komplette Stilpalette der Band abzubilden weiß. Heftige Progmetal-Riffs stehen neben gepflegtem Retroprog, ätherischen Jazz-Einlagen, Chor- und Orchesterfarbtupfern sowie mehrstimmigem Satzgesang (etwa im Intro zum fetten Hammond-Groover „Cockroach King“). Haken überzeugen mit ihrem Songwriting, mit fesselnden Arrangements, technisch aufregenden Instrumentalabfahrten und bedeutsamen Melodien, die Jennings, der sich inzwischen zu einem der variabelsten Sänger der Szene gemausert hat, großartig interpretiert (z. B. in den sakral anmutenden Stücken „The Path“ und „Because Itʼs There“). Die Longtracks „Falling Back To Earth“ und „Pareidolia“ sind perfekt inszenierte Gefühlstrips, und mit „In Memoriam“ lassen Haken Muse mit Metal verschmelzen. In die Melancholie der hochemotionalen Pianoballade „As Death Embraces“ verliebt man sich ebenfalls auf Anhieb. Mit dem großartig melancholischen „Somebody“, das in ein episch tosendes Finale mündet, lassen Haken ein Album ausklingen, vor dessen Größe man sich einfach verneigen muss. Bedenkt man, wie viele Fans in diesem Jahr bei der „Night Of The Prog“ stolz ihre Haken-Leibchen präsentierten, dann kann man den Veranstaltern nur raten, diese großartige Band im nächsten Jahr zum dritten Mal einzuladen. Und da sie auch in geschäftlicher Hinsicht zum richtigen Zeitpunkt den nächsten Schritt getan und beim deutschen Prog-Label InsideOut angedockt hat, dürfte es für sie auf der Karriereleiter rasch weiter nach oben gehen. Für „The Mountain“, das am Ende zu den großen Abräumern des Jahres 2013 gehören wird, klatschen wir an dieser Stelle jedenfalls schon mal stehend Beifall. Ein fantastisches Stück Musik, das die Brücke zwischen Progmetal und atmosphärischem Rock schlägt!

Top-Track: Pareidolia

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