SYLVAN - Sceneries

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Prog, Artrock | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 137 / 2-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 8/10 | Label: Sylvan Music | Autor: MB


„Sceneries“ könnte Sylvans Opus magnum sein, wenn…, ja wenn da nicht bereits ein Konzeptalbum namens „Posthumous Silence“ wäre. Dieses nimmt nach wie vor eine Ausnahmestellung im Werk der Hamburger ein. Die Band hat auch „Sceneries“ konzeptionell angelegt, allerdings erzählen sie hier keine fortlaufende Geschichte. Vielmehr stehen die fünf Longtracks für fünf Kapitel. Jedes für sich stellt einen abgeschlossenen Handlungsstrang dar. Was sie eint, ist die Darstellung der Suche nach den wahrhaft wichtigen Dingen im Leben. Kritiker, ick hör dir trapsen: Nicht zum ersten Mal würde Sylvan vorgeworfen werden, sie gingen überambitioniert und zu kopflastig zu Werke. Ein Einwurf, der bei diesem Ansatz und der Gesamtspielzeit von über 90 Minuten wohl erneut laut werden wird. Doch es sind wie stets die großen Emotionen, die Sylvan im Kern ausmachen. Gefühlvolle Pianopoesie, brillante Gitarrenmelodien und Marco Glühmanns betörend- wehmütiger Gesang ziehen sich wie ein roter Faden durch die fünf Kapitel, die ab einem bestimmten Zeitpunkt während der Produktion von jeweils einem Bandmitglied federführend bestimmt wurden. Man kann „Sceneries“ vorwerfen, sich zu sehr im sanft rockenden, melancholischen Terrain zu bewegen. Ausreißer, wie der heavy-düstere erste Teil von „The Words You Hide“ oder der dritte Abschnitt von „Farewell To Old Friends“ (Dream Theater lassen grüßen!) stellen da tatsächlich nur die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel dar. Seine feinsten Momente hat das Quintett aber ohnehin immer dann, wenn es sich erlaubt, in epischem Breitwandformat zu schwelgen. Das grandiose Finale von „The Fountain Of Glow“ ist dafür das beste Beispiel. Auch wenn sie mit „Posthumous Silence“ ihre Qualitäten noch ein wenig besser auf den Punkt bringen konnten: Insgesamt unterstreichen Sylvan mit „Sceneries“ nachdrücklich ihre Ausnahmestellung innerhalb der deutschen Musikszene.

Top-Track: The Fountain Of Glow

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