CRIPPLED BLACK PHOENIX - (Mankind) The Crafty Ape

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Artrock | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 137 / 2-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 9/10, Album des Monats | Label: Cool Green | Autor: BSV


„Endtime Ballads“ prangt als Motto über crippledblackphoenix.com. Diese Website ist allerdings nicht mehr aktuell. Die britische Band hat ihre virtuelle Heimat nun auf crippledblackphoenix.co.uk gefunden. „Endtime Ballads“ findet sich dort auch nicht mehr als Wahlspruch. Als Endzeitballaden kann man die 15 Tracks auf „(Mankind) The Crafty Ape“ aber dennoch bezeichnen. Crippled Black Phoenix haben sich auf ihrem fünften Album den Homo sapiens vorgeknöpft und untersucht, wie diese Spezies sich selbst und der Erde gegenüber handelt: geprägt von Ungerechtigkeiten und Niedertracht. Das ist natürlich kein neues Thema. Und Crippled Black Phoenix sind keine vom Weltschmerz überwältigten Griesgrame. Sie sehen auch ein aufkeimendes Bewusstsein, das den Menschen durchströmt. Ein Bewusstsein, es besser als bisher machen zu können. Und so besteht „(Mankind) The Crafty Ape“ dem eigenen Bekunden nach aus der bandüblichen Dosierung aus Kummer und Hoffnung. Mehr noch: Die Mannen um Gitarrist und Vordenker Justin Greaves fangen gleich bei sich selbst an: Sie machen es besser als bisher. Nicht dass es Crippled Black Phoenix die letzten fünf, sechs Jahre schlecht gemacht hätten. Ganz im Gegenteil. Ihre bisherigen Alben präsentierten faszinierenden New Artrock mit Walls Of Sound und immer wieder mit direkten oder indirekten Floyd-Huldigungen an. Dieses Mal ist es nicht faszinierend, dieses Mal ist es grandios. „Alle Journalisten sprechen uns auf Pink Floyd an, also haben wir ihnen gleich einen weiteren Grund gegeben“, erklärt Greaves den Opener „Nothing (We Are…)“, der mit seinen wuchtigen Gitarrenakkorden natürlich sofort an das berühmte „The Wall“-Intro „In The Flesh?“ erinnert. Später folgen noch Reminiszenzen an den Bassrhythmus von „One Of These Days“ sowie an die Rhythmusgitarre in „Run Like Hell“. Der zweite Track „The Heart Of Every Country“ ist frei von Floyd-Zitaten und doch so nah an den Artrockübervätern: Die Akustikgitarre, die Voicesamples, die ruhige Orgel und schließlich das an Gilmour erinnernde Solo erschaffen diese einmalige Atmosphäre. Crippled Black Phoenix sind noch mehr: mal geradeaus rockend, mal ein wenig bluesig, mal düster dröhnend, manchmal sogar folkig, gelegentlich mit Female Vocals. Aber eines macht ihnen heutzutage keiner nach: Sie schwingen sich zu ganz großen Hymnen auf: „A Letter Concerning Dogheads“, „The Brain/Poznan“, „Operation Mincemeat“ und das abschließende „Faced With Complete Failure, Utter Defiance Is The Only Response“ sind epische Tracks voller Pathos und einzigartiger Melodien. Das ist atemberaubend.

Top-Track: The Brain/Poznan

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