RIVAL SONS - Great Western Valkyrie

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Classic Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 161 / 6-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: Earache | Autor: JV


In die siebziger, stellenweise auch noch ein Jahrzehnt weiter zurück entführt der kalifornische Vierer seine Zuhörer auch mit seinem vierten Album. Jeder einzelne der zehn Songs wurde so liebevoll auf alt getrimmt, dass man sich gern der Illusion hingibt, man hätte eine verschollene Band aus der Hochphase des superlässigen Bluesrock entdeckt. Wer derart auf Retro macht, beschwört natürlich Vergleiche geradezu herauf. „Electric Man“ wartet mit einem Gitarrenriff und -solo auf, das auch Jimi Hendrix hätte einfallen können; auch der Gesang erinnert ein wenig an Hendrix’ Stimme, enthält aber auch Rory-Gallagher-Anteile. „Secret“ verrät ein offenes Geheimnis: Vokal-Chamäleon Jay Buchanan kann klingen wie Robert Plant. „Good Luck“ ist ein seltsamer Bastard: Ein 08/15-Riff erhält einen solchen Dynamikschub, dass es plötzlich wieder interessant klingt und man mutmaßen darf, ob Cream vielleicht einen Single-Erfolg damit verbucht hätten. Ähnliches gilt für „Play The Fool“, allerdings driftet es etwa ab der Hälfte in einen munteren instrumentalen Part mit Polter-Schlagzeug ab. Wiederholungen sind eben nicht das Ding der Retro-Rocker, was aber auch einen Teil ihres Charmes ausmacht. Hitverdächtig ist „Good Things“, das simple Lebensweisheit mit einer fetten Portion Motown-Soul vermengt. Für den satten Groove nicht nur bei diesem Track zeichnet übrigens der neue Bassist Dave Beste verantwortlich. „Rich And The Poor“ kommt wie ein antiker Bond-Song rüber, den auch eine alternde Souldiva hätte trällern können. Bei „Belle Starre“ ringen ruppige- und psychedelisch-abgedriftete Parts um die Vorherrschaft. Kein Rockalbum ohne Ballade: Auf „Where I’ve Been“ leidet Buchanan pflicht- und ordnungsgemäß, doch ist es nicht das stärkste Stück der Platte. Das Retro-Raumschiff entschwindet schließlich im psychedelischen Geräuschekosmos, aber nicht irgendwohin, sondern voll auf Kurs („Destination On Course“).

Top-Track: Belle Starre

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