Einblicke ins magische Musikerleben von KAIPAs Mastermind Hans Lundin

Hans Lundin, Gründer und Chef der schwedischen Progger Kaipa, stand vor genau 60 Jahren erstmals auf der Bühne. Gerade hat er das 15. Kaipa-Album am Start. Wie alle davor klingt auch dieses, als wäre hier eine aufstrebende Band am Start, die vor musikalischen Ideen nur so überschäumen. Was ist sein Geheimnis, dass er als Mitsiebziger immer noch so unverbraucht rüberkommt? Dies und viele andere Fragen hat er uns im Interview beantwortet.

eclipsed: Du gehst mit Kaipa ins unglaubliche 51. Jahr, und „Sommargryningsljus“ ist das 15. Kaipa-Album. Wie kann das immer noch so frisch und voller Ideen und Träume klingen? Was ist dein Geheimnis, dein Jungbrunnen-Rezept?

Die deutsche Progpionierin JENNIFER KOWA lebt in ihrem letzten Album weiter

Am 25. Juli erlag die mit der Progband OCTOPUS und dem Power-Rock-Trio THE RADIO bekannt gewordene Sängerin und Bassistin Jennifer Kowa einem langjährigen Krebsleiden. Bis kurz vor ihrem Tod hatte sie noch mit ihrem Ehemann Win an der Fertigstellung von bereits 1988 aufgenommenen Songs gearbeitet, die im Juni unter dem Albumtitel „Stay Strong“ veröffentlicht wurden. Win Kowa erklärte sich trotz seiner Trauer bereit, eclipsed Fragen zum langwierigen Entstehungsprozess des Werks zu beantworten, und fand bewegende Worte über seine verstorbene Frau. 

eclipsed: Herzliches Beileid!

Win Kowa: Jennifer und ich waren 46 Jahre lang Tag und Nacht zusammen. Es war die große Liebe, und wir hatten eine Harmonie und Synchronität unserer Gefühle, Wünsche und Ambitionen im Privaten wie Beruflichen, die ein Geschenk war. Ich vermisse sie sehr! Der größere Teil meiner Seele ist am 25. Juli mit ihr gegangen.

DETLEV SCHMIDTCHEN (ex-ELOY) beehrt uns mit einem esoterischen Konzeptalbum

Bei drei legendären Studiowerken der Hannoveraner Prog-Band ELOY war Detlev Schmidtchen von 1976 bis 79 an Bord: „Dawn“, „Ocean“ und „Silent Cries And Mighty Echoes“. Damals war Schmidtchen für die magischen und noch rein analogen Synthesizer-Sounds zuständig. Danach ging es aufgrund von Differenzen mit Bandchef Frank Bornemann auseinander. Mit Jürgen Rosenthal, dem ehemaligen Eloy-Schlagzeuger aus derselben Schaffensperiode, gründete er für das Album „Acid In Wounderland“ (1981) kurzzeitig Ego On The Rocks.

31 Jahre war BILL WYMAN Bassist der Rolling Stones, und denkt nicht an Ruhestand

Mit stolzen 87 ist Bill Wyman ein Hansdampf in allen Gassen - sei es als Buchautor, Fotograf oder Archäologe. Auch musikalisch ist er nach neun Jahren Pause (von der Outtake-Compilation „Studio Time“ von 2018 abgesehen) wieder schwer aktiv. Sein neues Solowerk trägt den Titel „Drive My Car“ und folgt nur einer Maxime: Spaß zu haben. „Das ist alles, was mich seit 1993, als ich die Band verlassen habe, interessiert: mein eigenes Ding zu machen, für das bei den Stones nie Zeit war. Allerdings nicht, um damit eine Karriere zu verfolgen. Dafür ist es eh zu spät.“ Laut Wyman war die dienstälteste Rocklegende des Planeten ein kreatives Gefängnis. Dies kompensiert er seit seinem Ausstieg mit regelrechter Arbeitswut. Unmittelbar danach rief er die Rhythm Kings ins Leben. Sein neues Soloalbum hat er im Trio mit Gitarrist Terry Taylor und Schlagzeuger Paul Beavis eingespielt.

Phil Mogg beendet mit MOGGS MOTEL das Kapitel UFO endgültig

Mit der Veröffentlichung des ersten Albums seines neuen Bandprojekts Moggs Motel zieht Sänger Phil Mogg am 6. September endgültig einen Schlussstrich unter das Kapitel UFO. Die letzten Jahre der 1968 in London gegründeten Band waren zäh. Das lag vor allem an zwei Herzinfarkten und der Pandemie. Schon 2018 hatte Phil Mogg seinen Ausstieg für 2019 und die „Last Orders“-Tour angekündigt. Dann verstarb Keyboarder/Rhythmusgitarrist Paul Raymond nach einem Infarkt während des ersten Teils der Tour, und der zweite Teil konnte mit dem schon in den Achtzigern bei UFO spielenden Ex-Gary Moore-Keyboarder/Gitarristen/Sänger Neil Carter wegen der Pandemie nicht zu Ende gespielt werden, sodass es erst 2022 weiterging. Die Tour wurde dann frühzeitig nach dem Gig beim 22er „Lieder am See“ (wir berichteten) wegen eines sich abzeichnenden Herzinfarkts von Phil beendet. UFO ging zu Ende, und Mogg überlebte.

Auf einer Reise in die Geschichte erteilt uns LAURIE ANDERSON eine Lektion ...

Mit dem Minimal-Pop ihrer Debüt-LP „Big Science“ schrieb die New Yorker Konzeptkünstlerin Laurie Anderson Musikgeschichte. Das ist über 40 Jahre her. Der erste Song auf jenem Album handelte von einem Flugzeugabsturz. Auf ihrer neuen Veröffentlichung „Amelia“ erzählt sie uns nun einen packenden Thriller über die Fliegerpionierin Amelia Earhart, die 1937 mit einem winzigen Flieger die Welt umrunden wollte. Der Flug endete tragisch. „Amelia“ (Nonesuch/Warner) ist ein spätes Hauptwerk der 77-jährigen Allrounderin, doch dem Plot entsprechend hatte auch die Produktion mit Turbulenzen zu kämpfen. „Es begann im Jahr 2000 als Auftragskomposition für großes Orchester. Ich versuchte, es selbst zu orchestrieren. Was für ein Fehler! Ich hatte überhaupt keine Erfahrung darin, zum Beispiel für Blech- oder Holzbläser zu schreiben. Bei der Aufführung in der Carnegie Hall gab es höflichen Applaus, aber ich fand es schrecklich.

LOVERBOY touren nach wie vor und lieben jede Minute davon

Die Kombination Auto und Loverboy funktioniert auch noch gut 40 Jahre nach ihren größten Erfolgen. Ob bei Radio Bob! oder Rock Antenne: Ihr erster Hit „Turn Me Loose“ macht auf jeder Autofahrt immer noch beste Laune. „Der Song war auf unserem ersten Album von 1980“, erzählt Gitarrist Paul Dean. „Zum Glück machst du dir in deinen Zwanzigern oder Dreißigern nicht so einen Kopf und denkst nicht daran, dass solch eine Nummer viereinhalb Jahrzehnte später sowohl auf unseren heutigen Konzerten als auch bei Radiostationen solch eine positive Resonanz hinterlässt.“ Aber verglichen mit den Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1982, kann denn die heutige Besetzung da noch wirklich mithalten? „Ich glaube, wenn wir heute Songs aus dieser Band-Phase spielen, ist es immer eine Mischung aus dem, was wir tatsächlich auf die Bretter bekommen, und dem, was den Fans im Kopf herumschwirrt. Würden wir zu sehr danebenliegen, wären wir schnell weg vom Fenster.

MEER haben für ihr drittes Album „Wheels Within Wheels“ eine Wall of Sound erschaffen

Die norwegische Truppe MEER erschlägt ihre Hörer live ebenso wie auf ihrem dritten Album „Wheels Within Wheels“ mit einem Übermaß an Wohlklang. Man fühlt sich an die ausufernde Melancholie von a-ha erinnert, an die fette Opulenz des Electric Light Orchestra, die mythische Weitschweifigkeit der Cocteau Twins. 2008 ins Leben gerufen und seit 2012 in der heutigen Besetzung, bewegt sich die Band in einer Art melodischem Schaumbad. Inhaltlich ist das Werk jedoch eher vertrackt: „Hinter den elf aktuellen Songs steckt eine Art Konzept“, erklärt Gitarrist Eivind Strømstad. „Es geht darum, dass schlicht wirkende Dinge oft diffiziler sind, als sie erscheinen. Das ist eine Botschaft, die positiv wie negativ aufzufassen ist. Auf alle Fälle muss es immer irgendwie weitergehen, egal, wie schlimm die Umstände aussehen mögen. Das ist unsere Grundphilosophie.“