SQUEAKY FEET - Der neue Denver-Clan

Beim Rennen um das „Album das Monats“ konnten SQUEAKY FEET in unserer April-Ausgabe die lange Zeit in Führung liegende Julia Holter in einem atemberaubenden Endspurt noch überrunden. Ein wohlverdienter Sieg, denn „Cause For Alarm“, das Debütwerk des Quintetts aus Denver/ Colorado, besticht durch eine quicklebendige Mischung aus Prog, Jamrock und Fusion. Wir nutzten die Gelegenheit, um drei von fünf Mitgliedern der neuen US-Prog-Sensation auf den Zahn zu fühlen: Sänger/Gitarrist Colin Shore, Gitarrist Greg King und Bassist Jimmy Finnegan.

WHEEL - In der Härte liegt die Hoffnung

James Lascelles war immer schon ein Musiker, der mit seiner Meinung zu gesellschaftspolitischen Themen nicht hinter dem Berg hält. Auch auf „Charismatic Leaders“, dem dritten Album seiner Band Wheel, hat er einiges zu sagen.

Finnland ist die Wahlheimat des Briten, der sich aus seiner Wohnung in Helsinki meldet. Einige Tage zuvor war das Land vom „World Happiness Report“ zur Nation mit den „glücklichsten Menschen“ gekürt worden. Allerdings hört sich das, was Lascelles und seine beiden – finnischen – Mitmusiker auf „Charismatic Leaders“ abliefern, alles andere als sorglos-zufrieden an.

eclipsed: Warum entsteht in einem solch glücklichen Land wie Finnland ein solch hartes und teilweise auch düsteres Album? 

POOR GENETIC MATERIAL - Möglichkeitsräume

Längst ist die deutsche Prog-/ Artrockband, die im Namen zu Understatement neigt, ihren Kinderschuhen entwachsen und legt gewichtige sinfonisch gestrickte Werke vor. Nachdem man letztes Jahr auf „Elsewhere“ im reduzierten Trio Atmosphärisches herausbrachte, ist man nun mit „Possibilities“ machtvoll in siebenköpfiger Besetzung zurück.

lsewhere“ war eine zurückhaltende, aber emotional intensive Angelegenheit, eingespielt im Trio von Sänger Phil Griffiths, Keyboarder Philipp Jaehne und Gitarrist Stefan Glomb. Auf „Possibilities“ sind Pia Darmstaedter an der Flöte, Vater Martin Griffiths (einst bei den legendären Beggar’s Opera!) als Gastsänger und die Rhythmus-Sektion aus Drummer Dominik Steinbacher und Bassist Dennis Sturm zurück. Albumtitel und Cover mit einem geheimnisvollen alten Haus verheißen Größeres. Die Band gibt Auskunft.

eclipsed: War die Album-Abfolge so geplant, oder ist „Possibilities“ eine Konsequenz auf das Album im reduzierten Trio?

RPWL sind live am besten, neuerlicher Beweis: „True Live Crime“

Nach über 25 Jahren Bandgeschichte haben sich RPWL vor dem letzten Studioalbum „Crime Scene“ wieder einmal fast neu erfunden bzw. besetzungstechnisch runderneuert. Zu den Ur-RPWLern (Sänger und Keyboarder Yogi Lang und Gitarrist Kalle Wallner sowie Drummer Marc Turiaux) sind nun Markus Grützner am Bass, Martin „Butsch“ Biechele an den Keyboards, Caroline von Brünken und Carmen Tannich als Backgroundsängerinnen gestoßen. „Auf der letztjährigen Tour sind wir nicht nur musikalisch, sondern vor allem auch menschlich zusammengewachsen. Das ist wichtig, denn nur so wächst das Vertrauen, das einen musikalisch weiterbringt“, stellt Kalle Wallner zunächst heraus. „Mit so viel Selbstvertrauen konnten wir uns dann auch daranmachen, ein Konzert der Show ohne doppelten Boden aufzunehmen.“

THE ARISTOCRATS - Duck Tales - Woo-hoo! 

Wer sich für instrumentale Höchstleistungen, garniert mit einer Portion Humor, begeistern kann, ist bei den Aristocrats an der richtigen Adresse. Für ihr sechstes Album „Duck“ haben Guthrie Govan (g), Bryan Beller (b) und Marco Minnemann (dr) eine witzige Konzeptstory um eine Ente ersonnen, deren Abenteuer in New York sie rein instrumental vertont haben, wobei die Titel der Stücke durchaus als Sprungbrett fürs eigene Kopfkino dienen können. Guthrie Govan, der nach einer kurzen US-Tour mit seinen Kollegen und dem Rückflug nach England noch ein wenig mit seinem Jetlag zu kämpfen hat, gab uns trotz Übermüdung gut gelaunt Auskunft. 

eclipsed: „Duck“ ist das erste Konzeptalbum der Aristocrats und erzählt die Geschichte einer Ente, die aus der Antarktis nach New York flieht. War es einfacher, mit einem Konzept zu arbeiten oder war es eher eine Herausforderung?

Das Augsburger Sextett CARPET legt sein bislang fokussiertestes Studioalbum vor

Wie gewohnt haben sich die Musiker von Carpet aus Augsburg und Umgebung ziemlich viel Zeit gelassen für ihr neues Album. Knapp sechs Jahre zogen ins Land, ehe nun endlich „Collision“ in den Handel kam. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn die sieben Tracks zwischen fünf und zehn Minuten Spielzeit sind die vielleicht perfekteste, ausgefeilteste und abwechslungsreichste Musik der Süddeutschen bislang. Aber letztlich sind sämtliche Scheiben Kleinode, angefangen beim Debüt „Elysian Pleasures“ von 2013, das im eclipsed damals nicht umsonst zum „Album des Monats“ gekürt wurde.

Ex-Sonic-Youth-Ikone KIM GORDON macht L.A. zum Wimmelbild der Postapokalypse

Wenn der Name Kim Gordon fällt, denkt man unweigerlich an Sonic Youth. Die Mitglieder der Band haben sich jedoch weit auseinanderentwickelt. Kim Gordons neues Album „The Collective“ zeigt, dass die 70-Jährige inzwischen einen ganz eigenen Weg einschlägt, der zwar die alten SY-Abdrücke noch erkennen lässt, aber wesentlich provokanter und extremer ist. Kim Gordon knallt uns ein Trap-Feuerwerk an den Latz, das zwar nichts mit HipHop zu tun hat, dessen konfrontative Aggressivität aber übernimmt. Seit ihrem ersten Soloalbum „No Home Record“ haben sich die Zeiten geändert, Covid und die Isolation hinterließen Spuren, Trump hat die amerikanische Demokratie infrage gestellt, Kriege sind ausgebrochen. All das scheint Kim Gordon im Schleppnetz des düster-toxischen Albums zu haben. Sie selbst sieht es aber entspannt.