AL STEWART - Vom Folkie zum Artrocker und zurück

10. November 2022

Al Stewart

AL STEWART - Vom Folkie zum Artrocker und zurück

Der 1945 in Glasgow geborene Singer-Songwriter Al Stewart ist eine Schlüsselfigur in der britischen Popmusik. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit vielen illustren Persönlichkeiten wie Jimmy Page, Richard Thompson, Rick Wakeman oder Laurence Juber zusammen. Yoko Ono lernte er bereits vor John Lennon kennen, mit Paul Simon teilte er sich einst eine Londoner Bude, und im berühmten Folk- und Bluesclub Les Cousins fungierte er in den 60ern als Gastgeber. Berühmt und kommerziell erfolgreich wurde er vor allem mit den drei von Alan Parsons produzierten Alben „Modern Times“ (1975), „Year Of The Cat“ (1976) und  „Time Passages“ (1978). Die im Juni erschienene, 50 CDs umfassende Werkschau „The Admiralty Lights“ ist uns Anlass, die wichtigsten Stationen im Werdegang des smarten Schotten nachzuzeichnen.

Al Stewart ist der Geschichtslehrer unter den Geschichtenerzählern 

Sein Vater, der bei der Royal Air Force diente, starb 1945 bei einem Flugzeugabsturz noch vor der Geburt seines Sohnes – ein Ereignis, das später zu Stewarts Fokus auf geschichtliche Begebenheiten und historische Persönlichkeiten in seinem Storytelling führen sollte. Die Familie zog daraufhin nach England, und Stewart trat in jungen Jahren in die blühende Londoner Musikszene ein. Im Song „Post World War II Blues“ (auf „Past, Present And Future“, 1973) fasste er diese Ereignisse so zusammen: „Ich war ein Nachkriegsbaby in einer schottischen Kleinstadt. Ich war drei Jahre alt, als wir in den Süden zogen. Harte Zeiten, eingeschrieben in die Miene meiner Mutter mit ihrer Witwenrente und ihren Bezugsscheinheften […]. Ich bin mit 19 nach London gekommen, mit einer Cordjacke und einem Kopf voller Träume.“ 

Start in der Londoner Folkszene und Beginn der historischen Themen

Früh kam Al Stewart in Kontakt mit der Musik Bob Dylans. Im Begleitbuch zu „The Admiralty Lights“ schreibt er: „Was mich komplett durch die Decke schickte, war ‚The Times They Are A-Changin’‘. Ich begann ernsthaft zu überlegen, ob ich so etwas machen könnte.“ Noch im ländlichen Wimborne nahm er Gitarrenstunden bei einem gewissen Robert Fripp, der King Crimson erst noch gründen sollte. Wichtige erste Stationen seiner Musikerkarriere waren die Bekanntschaft mit Paul Simon, das Bunjies Coffee House & Folk Cellar sowie der legendäre Folkclub Les Cousins, wo er seine ersten Auftritte absolvierte und in der Folge schon bald seine elektrische Gibson-Les-Paul-Gitarre gegen eine akustische eintauschte. Insbesondere im Les Cousins kam er in Kontakt mit vielen Angehörigen der Londoner Folkszene wie Bert Jansch, Cat Stevens, Roy Harper oder Ralph McTell. Über Manager Tony Stratton-Smith, der später das Label Charisma gründen und Genesis unter Vertrag nehmen sollte, bekam er seinen ersten Plattendeal. Am 12. August 1966 kam Stewarts erste Single „The Elf“ heraus, auf der Jimmy Page, ehe er bei den Yardbirds und Led Zeppelin durchstartete, die E-Gitarre spielte. Im Jahr darauf folgte das Debütalbum „Bedsitter Images“ mit barockem, orchesterverziertem Folk. Der Zweitling „Love Chronicles“ – u. a. mit Jimmy Page, John Paul Jones und Richard Thompson – mit seinem 18-minütigen, wortreichen autobiografischen Titelstück war 1969 ein großer Schritt nach vorne und wurde vom „Melody Maker“ zum „Folkalbum des Jahres“ gekürt...

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