URIAH HEEP - Farbenfrohes Chaos

30. Januar 2023

Uriah Heep

URIAH HEEP - Farbenfrohes Chaos

„Chaos & Colour“ könnte das Motto der rund 53-jährigen Karriere von Uriah Heep lauten. Tatsächlich ist es der Titel ihres neuen Albums. Das einzige verbliebende Gründungsmitglied Mick Box und seine Mitstreiter haben es bereits vor rund ein-einhalb Jahren kurz nach dem dritten Corona-Lockdown in Großbritannien aufgenommen. Umso mehr brennen sie darauf, das vielseitige, 70s-mäßige, zum Teil proggige Werk in diesem Jahr endlich live zu präsentieren.

Was muss eigentlich passieren, damit der Puls des auf und abseits der Bühne stets lebensfrohen Gitarristen Mick Box so richtig in die Höhe schnellt? „Früher hätte ich gesagt: ‚Frag’ mal Gerry Bron [ehemaliger Heep-Manager und -Produzent, Anm.] und Kenny [Hensley, Heep-Mastermind der ersten zehn Bandjahre, Anm.].‘ Aber beide sind inzwischen verstorben, und ich möchte nicht nachtragend sein. Ich hatte ihnen auch schon lange vorher verziehen und weiß, dass es Uriah Heep ohne sie niemals so lange gegeben hätte. Kennys Songs und Brons frühe Entscheidungen als Manager bilden immer noch das solide Fundament, auf dem Uriah Heep stehen.“ Der Umstand, dass Mick Box, inzwischen 75 Jahre alt, sich längst mit der gesamten Bandgeschichte versöhnt hat, ändert freilich nichts an seiner Lust auf neue musikalische Abenteuer. Beim zweiten Zoom-Interview mit eclipsed innerhalb weniger Monate erzählte er unter anderem, wie das neue Album „Chaos & Colour“ ihn davor bewahrt hat, in Depressionen zu verfallen.

eclipsed: „Chaos & Colour“ hätte auch das Motto eurer letztjährigen Jubiläumstour sein können. 

Mick Box: Stimmt. Gerade unsere ersten zehn, 15 Jahre waren teilweise schon sehr chaotisch, und es ist umso erstaunlicher, dass dabei so farbenfrohe Songs herausgekommen sind, die mich und unsere Fans seit Jahrzehnten begleiten. Aber ich glaube, letztlich kam unsere Musik immer von Herzen und war grundehrlich. „Easy Livin’“ war 1972 unser Lebensgefühl, und „So Tired“ vom 1974er Album „Wonderworld“ war ebenso ehrlich gemeint. Und kurz darauf ging es mit „Return To Fantasy“ und etwas später mit „Firefly“ wieder in neue Sphären. Dazwischen gab es viele Mitgliederwechsel und dann 1981 für einige Tage das Bandende. Demgegenüber herrscht seit einigen Jahrzehnten eine fast schon erstaunliche Beständigkeit.

eclipsed: Mit anderen Worten Langeweile?

Box: Nee. Oder findest du „Outsider“, „Wake The Sleeper“, „Into The Wild“ oder „Living The Dream“ etwa langweilig?

eclipsed: Musikalisch sind das Topalben, aber ich meinte das eher in Bezug auf ihr Zustandekommen. Seit Kokain, Heroin und Alkohol nicht mehr wie noch in den 70ern einige Bandmitglieder in Egoeskapaden treiben, ist es doch sehr gesittet und professionell geworden bei Uriah Heep, oder?

Box: (lacht) Das geht doch jedem so – mit Mitte 20 hast du doch einen anderen Drive, da bist du vollkommen stoned und spielst dennoch wie ein junger Gott. Mit 60 oder 70 musst du dich darauf konzentrieren, dass du alles gut auf die Reihe bekommst. Aber das Positive dabei ist: Du kannst dich an alles erinnern.

eclipsed: Nun aber endlich zum neuen Album „Chaos & Colour“.

Box: Wir haben es im Sommer 2021 in London aufgenommen, kurz nach dem Lockdown. Und es ist ein besonderes Album, denn wir fühlten uns in dieser Covid-Zeit, als wir eingesperrt und ausgesperrt aus den Konzerthallen dieser Welt waren, total unwohl, Weltuntergangsstimmung. Hätten wir nicht unsere Musik gehabt, ich wäre im Chaos und einer Depression versunken. Nur die Musik und die Arbeit an neuen Songs brachten Farbe in mein Leben.

Lest mehr im aktuellen Heft ...