Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 251 / 06-23

ELP - 50 Jahre „Brain Salad Surgery“
 
ELP waren so größenwahnsinnig wie revolutionär. Ihr viertes Studiowerk zählt zu den ganz großen Prog-Alben. Nicht nur musikalisch erreichten sie damit ihren Höhepunkt - mit visionärem Konzept und Artwork schufen sie ein wahres Gesamtkunstwerk. Zugleich zeigten sie all ihren Kritikern mit dem kryptischen Albumtitel „Brain Salad Surgery“ - einer Umschreibung für eine Variante des oralen Geschlechtsverkehrs - in verklausulierter Weise den Prog-Stinkefinger.

MIKE OLDFIELD - Ein halbes Jahrhundert Glockenläuten
 
1973 war ein großes Jahr des Prog. Wesentlich dazu beigetragen hat ein scheues Wunderkind. Mike Oldfield legte in einem Geniestreich sein praktisch allein eingespieltes Werk „Tubular Bells“ vor. Der Multiinstrumentalist sprengte in zwei Longtracks alle Genre-Grenzen, schuf damit einen wichtigen Mosaikstein des progressiven Rock und ebnete mit seinem visionären instrumentalen Patchwork aus vielerlei Stilen wie Folk, Klassik und Rock den Weg für modernen Ambient. 

GRAHAM NASH - Der Mahner

Auch mit 81 ist Altmeister GRAHAM NASH auch ohne seine Mitstreiter von CSN bzw. CSNY noch als politischer Aufklärer unterwegs. Sein neues Album „Now“ ist eine schallende Ohrfeige für selbstgerechte Machtmenschen aus Politik und Wirtschaft und zugleich eine Hommage an seinen verstorbenen Busenfreund David Crosby.

SCORPIONS - Für immer Hannover

Oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist: Als die weltweit erfolgreichste und langlebigste deutsche Hardrockband vor gut 13 Jahren bekannt gab, auf eine dreijährige letzte Welttournee zu gehen, entdeckten viele deutsche Musikfans plötzlich wieder ihre Liebe zu den Scorps. Dann aber wurde der Abschied vom Abschied verkündet, und heute erscheint die Band vitaler denn je ...

DEF LEPPARD - Pop-Symphonien

Die englischen Glam-Melodic-Metaller Def Leppard konnten nicht widerstehen und nahmen gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in den Londoner Abbey Road Studios das Album „Drastic Symphonies“ auf. Zeitgleich mit dessen Veröffentlichung begaben sie sich auf die weit weniger symphonisch geprägte europäische Etappe ihrer Erfolgstour mit Mötley Crüe.

SPARKS - Rücksichtslos sanft

Sie sind ein Phänomen: Wie kaum eine andere Band bleiben die Sparks sich einerseits selbst treu und erklimmen gleichzeitig immer die Höhe der Zeit. Je älter sie werden, desto besser werden sie - von Abnutzung keine Spur. Auch auf ihrem neuen Album „The Girl Is Crying In Her Latte“ weist die Kurve weiter nach oben.

STERNENMÄDCHEN - Ko(s)mischer Witz?
 
50 Jahre nach den ursprünglichen Sessions erscheint das sechste Album der unfreiwilligen Kosmischen Kuriere, das zweite unter dem Projektnamen Gilles Zeitschiff. Grund genug, mit einem der Protagonisten, Harald Grosskopf, seinerzeit Schlagzeuger bei Wallenstein und später umtriebiger Elektronik-Pionier, über eines der umstrittensten, aber auch originellsten Projekte deutscher Rockgeschichte zu sprechen.

Die MONIKA ROSCHER BIGBAND kreiert ihren eigenen Jazzrock-Zaubertrank 

Beim Begriff „Bigband“ denkt man automatisch an große Namen wie Duke Ellington, Glenn Miller oder Count Basie. Mit deren seinerzeit innovativen Klängen, die mittlerweile als traditionell gelten, hat die Monika Roscher Bigband aus München jedoch wenig gemeinsam. Vielmehr zelebriert das 18-köpfige Ensemble modernen Jazzrock mit Einflüssen aus Mathrock, Artrock und Artpop. Eine Meisterleistung hat das junge Kollektiv mit seinem dritten Album „Witchy Activities And The Maple Death“ hingelegt, das in unserer 250.  Jubiläumsausgabe zum „Album des Monats“ gekürt wurde.

Das Nebenprojekt von EINAR SOLBERG entwickelt ein ungeplantes Eigenleben

„Man hat zwar ein Lieblingsessen. Aber das verspeist man auch nicht jeden Tag“, lacht Einar Solberg, wenn man ihn auf die Beweggründe anspricht, ein Soloalbum herauszubringen. „Ich bin Teil von Leprous, seit ich 16 bin, mein ganzes Leben im Grunde, und das ist das einzige Projekt, in dem ich kreativ war“, erläutert er weiter. „Hier und da habe ich bei Sessions anderer Musiker mitgewirkt, aber das ist alles ...“ 

MYSTERY setzen mit ihrem neuen Album auf Erlösung nach harten Zeiten

Als sich Michel St-Père aus seinem Studio in Montreal zum Zoom-Interview dazuschaltet, nimmt nebenan gerade seine Zweitformation Huis ihr neues Album auf, das er mischt. Mit eclipsed spricht der Gitarrist und Keyboarder mit dem markanten Ziegenbart über seine Band Mystery und deren neues Wir-Gefühl, über Hoffnung für die Menschen und was Erlösung für ihn bedeutet.

LIFESIGNS bringen ihr Album „Altitude“ live nach Deutschland  

Obwohl zu ihren ehemaligen und gegenwärtigen Mitgliedern Musiker wie Zoltán Csörsz (The Flower Kings), Nick Beggs (Steven Wilson, The Mute Gods) und vor allem John Young (Fish, John Wetton) zählen, sind die bereits seit zehn Jahren existierenden Lifesigns bislang, was ihre Bekanntheit betrifft, nicht in die erste Reihe des Prog vorgedrungen. Wir gehen mit Gründungsmitglied John Young auf Spurensuche und beleuchten den aktuellen Stand. 

Mit seinem zweiten Soloalbum „Maze Of My Mind“ bricht MARTIN MILLER zu neuen Ufern auf

Er ist Gitarrenlehrer, YouTuber, Ibanez-Signature-Artist und Solokünstler. Mit seiner exzellent besetzten Martin Miller Session Band hat er großartige Cover-Medleys geschaffen, die von Toto, Genesis, Deep Purple und The Police bis hin zu a-ha und Tears For Fears die größten Rock-Hits aller Zeiten abdecken. Der gebürtige Leipziger jammt schon mal ganz locker mit Paul Gilbert live im Studio, Dream Theaters John Petrucci adelte ihn als „Monster-Gitarristen“, und das Vorwort für sein aktuelles Lehrbuch schrieb Andy Timmons. 

Das Trio SCHWARZBRENNER zeigt auf ihrem neuen Album den Blues klassischer Dichter auf

Es ist so eine Sache mit der „klassischen deutschen Romantik“ à la Novalis, Friedrich Schlegel oder Joseph von Eichendorff – denn was haben diese Poeten des späten 18. bzw. 19. Jahrhunderts mit Bluesrock von heute zu tun? „Eine ganze Menge“, meint Wolfgang Becker, Kopf des Trios Schwarzbrenner aus dem nordrhein-westfälischen Ratingen. Der Sänger und Gitarrist zeigt sich überzeugt davon, dass „Eichendorff und Konsorten durch den ‚Blues‘ von einst ihren poetisch-romantischen Ton zu Ende geführt haben“. 

MADLEN KEYS erschaffen dynamische Tagträume aus Prog, Alternative Rock und Artpop 

Würden Florence And The Machine ein Konzert von Porcupine Tree besuchen, bei dem im Vorprogramm Paramore spielt, und würde die gesamte Bande dann bei der After Show Party eine Jamsession starten, käme so in etwa der Sound der Pariser Indie-Rock-Band Madlen Keys heraus, die im April ihr Debütalbum „Event Horizon“ veröffentlichte. Noch ist das virtuose Quintett aus Paris um die ursprünglich aus Korsika stammende Caroline Calen ein Geheimtipp, doch das wird sich hoffentlich bald ändern.

... und VIELES mehr!