ANNA VON HAUSSWOLFF - Ceremony

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Artpop/Pop | Heft: Jahrgang 2013, eclipsed Nr. 152 / 7-8-2013 | VÖ-Jahr: 2013 | Wertung: 8/10 | Label: City Slang | Autor: ST


Schon das Cover nimmt gefangen. Es zeigt einen Ausschnitt des Pfeifenwerks einer Kirchenorgel. Genauer gesagt der Orgel der Annedalskirche in Göteborg. Ihre Pfeifen muten uralt an, gefertigt wie zu einer Zeit vor der Zeit. Die engen Aufschnitte der vier Orgelpfeifen wirken wie Zugänge zu einem finsteren Felslabyrinth – unheilvoll. Unheilvoll ist auch der Einstieg in diese Platte: Das Präludium „Epitaph Of Theodor“ senkt sich auf den Hörer, schwer, drückend. Die Schwellakkorde der Orgel und die dicken Synthesizerschichten, die den Orgelklang imitieren, setzen den Grundton des einstündigen Albums. Die Orgel ist der Fixpunkt von „Ceremony“. Um ihren dominanten Klang herum gruppieren sich die übrigen Instrumente: E-Gitarre, Klavier, Schlagzeug/Percussion, Zither, Clavioline. Einzig der Gesang, der das erste Mal nach zehn Minuten einsetzt, steht gleichberechtigt neben den Tönen, die aus den „Dicken Berthas“ der Orgel hervorquellen. Dieser stammt von der 26-jährigen Schwedin Anna von Hausswolff, die mit „Ceremony“ ihre zweite Platte vorlegt. Die John-Cage-Verehrerin spielt bis auf wenige Ausnahmen auch alle Tasteninstrumente auf dem Album, das eine klare Abkehr von den eher hingetupften, naturverbundenen Liedern von „Singing Of The Grave“ (2010) ist. War der Vorgänger in Teilen noch zögerlich, so ist „Ceremony“ ein angstfreies, selbstbewusstes künstlerisches Statement, das mit den Ängsten derjenigen spielt, die ihm lauschen. Da sind die wenig anheimelnden Songtitel wie „Deathbed“ oder „Funeral For My Future Children“. Und da ist immer wieder die vermaledeite Orgelbrandung, die von allen Seiten heranklatscht. Neben den explizit dronigen Stücken gibt es jedoch auch geradezu Leichtfüßiges wie „Mountains Crave“, „Liturgy Of Light“ oder „Sova“. „Ceremony“ ist ein großer Wurf und Anna von Hausswolff eine ganz außergewöhnliche junge Musikerin.

Top-Track: Ocean

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