BIGELF - Into The Maelstrom

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Classic Rock, Prog, Psychedelic/Space Rock | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 158 / 3-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 9/10, Album des Monats | Label: Inside Out | Autor: MB


Wer den Proberaum von Bigelf in L.A. betritt, erlebt musikalisch und optisch den ultimativen Retrotrip, eine grellbunt schillernde Zeitreise in die Siebziger. Nur hier hat man die Gelegenheit, den Beatles und Black Sabbath auf dem Höhepunkt ihrer Karriere bei einer gemeinsamen Session zu lauschen. Das Erstaunliche: Bigelf sind mit diesem Konzept bereits seit Anfang der Neunziger unterwegs. Zusammen mit Bands und Künstlern wie den Black Crowes, Jellyfish und Lenny Kravitz gehörten sie zur ersten nennenswerten US-Retrorock-Welle. Der große Erfolg blieb der Band damals jedoch verwehrt. Dank „Cheat The Gallows“ (2008/09) und der Teilnahme an der prestigeträchtigen „Progressive Nation“-Tour mit Dream Theater und Opeth war sie jedoch plötzlich in aller Munde. Doch statt 2011 das vierte Album in den Orbit zu schießen, lag die Band plötzlich auf Eis. Nichts ging mehr. Es war einmal mehr der ehemalige Dream-Theater-Schlagzeuger Mike Portnoy, der Sänger/Keyboarder/Gitarrist Damon Fox (wirkt mit seinem unvermeidlichen Zylinder wie eine Mischung aus Willy Wonka [„Charlie und die Schokoladenfabrik“] und Rasputin) in dieser Phase Mut zusprach und der auf dem neuen Album anstelle von Steve Frothingham auch selbst zu hören ist. Ja, bei Bigelf sind auch Köpfe gerollt, und so ersetzt Gitarrist Luis Maldonado als zweiter Neuzugang Ace Mark. Doch die lange Sinnkrise hatte auch ihr Gutes: Die Qualität von „Into The Maelstrom“ übertrifft noch die von „Cheat The Gallows“ – um Längen. Zugegeben, Bigelf bedienen sich ungeniert aus dem reichhaltigen Fundus der Rockgeschichte, doch die zwölf perfekt auskomponierten Songs, unter denen nicht ein einziger Ausfall zu beklagen ist, klingen unglaublich frisch und lebendig. Das Album ist – der Opener „Incredible Time Machine“ legt es nahe – ein LSDgeschwängerter Trip durch Zeiten und Epochen: Er reicht von schrägem Psych („Vertigod“, „Mr. Harry McQuhae“) über schillernden Classic Rock („Edge Of Oblivion“, „ITM“) und leicht progressiven Arrangements („High“) bis zu kompaktem Beatles- Songwriting („Already Gone“, „Theater Of Dreams“). Eine schier unerschöpfliche Palette an Stilen und Stimmungen. „Control Freak“ und der enorm abwechslungsreiche Höhepunkt „High“ zelebrieren die doomige Heaviness der frühen Black Sabbath. Damon Fox klingt phasenweise wie ein vitaler Ozzy, nur um im nächsten Moment alle vier Beatles gleichzeitig nachzustellen! Auch die streng analoge Produktion klingt authentisch und warm. Die Zeit für den großen Durchbruch ist für Bigelf noch einmal gekommen. Wenn nicht jetzt, wann dann?!

Top-Track: High

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