DISAPPEARS - Pre Language

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Psychedelic/Space Rock, Garage, Krautrock | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 138 / 3-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 9/10 | Label: Kranky | Autor: WK


Es ist die unverwüstliche harte Chicagoer Schule, die sich auf dem dritten Album der Disappears einmal mehr Bahn bricht. Jener präzise formulierte, schnörkellose Alarm-Blues, wie wir ihn zum Beispiel von den unvergessenen Jesus Lizard oder den frühen Eleventh Dream Day kennen, durchsetzt von zahlreichen Shoegaze-, Mathund Krautrock-Anleihen. In vielen Songs hören wir einen fernen Nachhall früher Can-Platten aus der Malcolm-Mooney-Periode. Es gelingt der Band auf sensationelle Weise, einerseits knapp und reduziert zu Werke zu gehen und gleichzeitig Vollgas zu geben. Da ist eine deutlich spürbare Euphorie, die jedoch nie ins Pathos gesteigert, sondern immer wieder von eiserner Disziplin eingeholt wird. Dass die Disappears streckenweise auch heftig an Sonic Youth erinnern, kommt nicht von ungefähr. Unterstützung erhalten die Chicagoer nämlich neuerdings von Schlagzeuger Steve Shelley, der seit dem vorläufigen Ende von Sonic Youth nach neuen Betätigungsfeldern sucht. In den Disappears findet er Geistesverwandte, zu denen sein stoischer Drumgroove hervorragend passt. Shelleys Beitrag scheint weit mehr auszumachen als nur ein Viertel der Gesamtphilosophie. Sein Einfluss ist essenziell. Mit ihm startet die Band noch einmal auf wesentlich höherem Level voll durch. Die hochgradig hypnotischen Sounds der Gruppe schlagen nicht nur stabile Brücken von den Sechzigern über die Achtziger bis in die Gegenwart, sondern auch zwischen den bitter verfeindeten Musikzentren Chicago und New York. Das volle, satte Spiel der Gitarren von Brian Case (der hier auf seine Erfahrungen bei den Posies und 90 Day Men zurückgreift) und Jonathan Van Herik tröstet sogar ein wenig über den Verlust von Sonic Youth hinweg und macht Lust auf mehr. Es scheint nur eine Frage der Zeit, wann auch Thurston Moore bei den Disappears anheuert.

Top-Track: Fear Of Darkness

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