EPITAPH - The Acoustic Sessions

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Rock, Acoustic | Heft: eclipsed Nr. 160 / 5-2014, Jahrgang 2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 8/10 | Label: In-akustik | Autor: AT


Schon mit ihrem selbstbetitelten Debüt von 1971 setzten Epitaph in der aufblühenden Krautrockszene Akzente. Twin-Gitarren, Kompositionen, die internationalem Standard ansprachen, und viel Feeling inspirierten zahlreiche Fans und Musiker. Nach dem Split in den Achtzigern und der sehr langen Pause entschieden sie sich zum nächsten außergewöhnlichen Schachzug, der sie von „Oldiebands“ abhob: nicht an den Zeitgeist anbiedern, sondern die eigene Tradition konsequent pflegen. Dies zeigte besonders das Album „Remember The Daze“ von 2007. Und auch auf dem neuen Longplayer macht die Gruppe einiges anders als andere. Mit „The Acoustic Sessions“ heben sie sich von anderen „Unpluggern“ ab: Noch nie klangen Akustik-Gitarren so eindringlich und melodisch, und obwohl diese das zentrale Element darstellen, übersteigt das Klangbild durch die Gastbeiträge des Violinisten Tim Reese und der Pianist/innen Agnes Hapsari Retno und Klaus Henatsch das Niveau herkömmlicher Akustikplatten. Die neu arrangierte Debütnummer „Early Morning“ wird von einer wunderbaren Geige eingeleitet, die die Essenz des Songs transportiert. „Another Bloody Day“ von „Dancing With Gosts“ wirkt durch die geschickte Percussion – ein weiteres Stilelement der Platte –, das gekonnte Picking, den Akustikbass und den kraftvollen Gesang. Aber „All Along The Watchtower“? Eigentlich ein Stück, das nach Hendrix’ Interpretation tabu zu sein hat! Allerdings gelingt es Epitaph, dieses in eine hymnische, rockende Dimension zu verschieben, was bislang nur einem Frank Marino gelang. Spannende Versionen von Klassikern wie „Outside The Law“ oder der „Evergreen“ „Woman“ sowie „Summer Sky“ verifizieren darüber hinaus die These, dass eine Komposition sich erst dann als wetterfest erweist, wenn sie auch in akustischer Form besteht. Fazit: offensiv, verspielt, träumerisch – Epitaph schweben im Himmel silbriger Gitarrenklänge und präsentieren atmosphärische Klangpanoramen.

Top-Track: Woman

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