OPETH - Pale Communion

Kategorie: CD-Reviews | Genre: | Heft: Jahrgang 2014, eclipsed Nr. 163 / 9-2014 | VÖ-Jahr: 2014 | Wertung: 9/10, Album des Monats | Label: Roadrunner | Autor: MB


Keine Frage, die musikalische Metamorphose von „Watershed“ (2008) zu „Heritage“ (2011) hat Opeth massig Fans gekostet, die der Hinwendung zu Mikael Åkerfeldts persönlichen Vorlieben wie Psychedelic, Krautrock und obskurem Progressive-Material nicht mehr folgen mochten. Dafür wurde Åkerfeldt auf der letztjährigen „Night Of The Prog“ umjubelt. Umso mehr ließ die Ankündigung aufhorchen, die Band strebe nun einen Sound wie Dio auf seinen ersten Alben an. Manch einer wähnte hinter dieser Ankündigung gar eine Rückkehr zum früheren Death- Metal-Songwriting. Doch weit gefehlt: Die schwedischen Verwandlungskünstler setzen auch auf Studiostatement Nummer elf ihre Spurensuche in den Sechzigern und Siebzigern fort, schlagen jedoch wieder einen noch progressiveren, härteren, gleichzeitig aber auch melodischeren und motivisch geordneteren Weg ein. Die noch auf „Heritage“ kultivierten Psychedelic-Jazz-Einflüsse treten auf „Pale Communion“ in den Hintergrund, dazu passend konnte Åkerfeldt (unfassbare Gesangsleistung!) seine Vision von einem betont organischen, druckvollen Hardprogsound umsetzen. Dafür verschanzten sich Opeth in der ländlichen Idylle der legendären Rockfield Studios in Wales. Für den kongenialen Mix sorgte einmal mehr Åkerfeldts Bruder im Geiste, Steven Wilson. Alle acht Songs sind fesselnde Kompositionen überbordend vor Emotionen, allen voran der vielschichtige Elfminüter „Moon Above, Sun Below“. Opeth haben sich einmal mehr gehäutet, produzieren frische Facetten am Fließband, so etwa die Seventies-Poprock-Elemente in „River“ (Achtung: das wirkliche Ideenfeuerwerk wird erst hinten raus gezündet). Das spannende Instrumental „Goblin“ beschwört (passend zum Titel) kauzige Italo-Prog- bzw. Giallo-Vibes, während „Elysian Woes“ (hätte in dieser Form auch auf „Damnation“ seine Berechtigung gehabt) nachdrücklich unter Beweis stellt, dass die akustischen Klänge bei Opeth inzwischen absolut gleichberechtigt sind. Erstmals setzt Åkerfeldt in „Voice Of Treason“ auf einem Album echte Streicher ein. Und auch der todtraurige, äußerst bewegende Abschluss „Faith In Others“ setzt voll auf Orchesterbombast, für den Dave Stewart verantwortlich zeichnet. Prog-Nostalgiker werden hier aufhorchen, war Stewart doch Anfang der Siebziger Mitglied bei Canterbury-Legenden wie Egg oder Hatfield And The North. „Pale Communion“ ist in seiner Gesamtheit ein Album der Meisterklasse, ein hochspannender Trip in jedem Fall und sicher ein Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“.

Top-Track: Moon Above, Sun Below

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