IQ - Heilige Klänge

8. April 2024

IQ Neoprog

IQ - Heilige Klänge

Vor 20 Jahren erschien mit „Dark Matter“ eines der wegweisenden Alben in der Karriere der Neoprog-Institution IQ – ein dunkles, nachdenkliches Werk, das um zwei Prog-Monolithen – „Sacred Sound“ und „Harvest Of Souls“ – herum aufgebaut ist und den Status der Band als eine der kreativsten Stimmen der zeitgenössischen progressiven Musik festigte. Im Rahmen des „IQ Weekends“ Mitte Februar in Aschaffenburg sprach eclipsed mit Sänger Peter Nicholls und Gitarrist Mike Holmes über das Geburtstagskind.

Das vier Jahre zuvor veröffentlichte Vorgängeralbum „The Seventh House“ hatte IQ ins 21. Jahrhundert katapultiert. Als Nachfolger des geliebten Konzeptalbums „Subterranea“ war es allerdings eher mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden, trotz des überragenden Titeltracks. Aber ein Saxophon auf einer IQ-Platte? Das ging einigen Fans zu weit. „Dark Matter“ war da ein ganz anderer Brocken, ein sehr schwerer nämlich. Es beginnt mit dem über zehnminütigen, von klassischen Hammond-Sounds dominierten „Sacred Sound“ und endet mit dem vielleicht definitiven IQ-XXL-Longtrack, dem 24-minütigen „Harvest Of Souls“. Dazwischen finden sich drei kurze, recht eingängige, vor allem aber sehr modern und zeitgenössisch klingende Songs. Laut Mike Holmes hat sich diese auffällige Struktur aber von selbst ergeben: „Wir haben eigentlich nie einen bestimmten Plan, wenn wir an ein Album herangehen. Nur bei ‚Subterranea‘ war das anders, aber das liegt ja in der Natur eines Konzeptalbums. Ich würde es eher so beschreiben, dass ich die Struktur eines Albums stets bewusst so angehe, dass sie der Setlist eines Konzerts gleicht: Wie fange ich an, was mache ich dann, wie beende ich es? So hat sich das dann auf natürliche Weise ergeben.“

Ein (fast) vergessenes Album?

Während Holmes berichtet, dass er die Kompositionen des Albums recht entspannt angehen konnte und Teile des Longtracks „Harvest Of Souls“ sogar im Urlaub am Strand in Ägypten komponiert hat, erinnert sich Sänger und Texter Peter Nicholls bis heute nicht sehr gern an die Entstehungsphase: „Wir waren damals auf einem Festival in Südamerika, und ich sollte fünf Tage nach unserer Rückkehr meine Vocals aufnehmen, aber natürlich waren die Texte längst nicht fertig“, berichtet der Frontmann bei einem großen Glas Orangensaft. „Wir waren also in einem Hotel, und die ganze Band hing am Swimmingpool ab, während ich im Zimmer saß und die Texte fertigkriegen musste! Gefühlt war ich in diesem Zimmer eingesperrt; manchmal bin ich panisch um 2 Uhr morgens aufgewacht und machte mich an die Arbeit. Daher habe ich bezüglich des Albums lange Zeit negative Assoziationen gehabt, wegen des Stresses, den wir uns selbst aufgrund der Zeitplanung gemacht haben. Es war für mich immer das Album, mit dem ich am wenigsten zurechtkam. Erst jetzt, für die Jubiläums-Gigs, habe ich es richtig schätzen gelernt.“

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