VAN HALEN - Sprung in den Mainstream

8. April 2024

Van Halen Eddie Van Halen

VAN HALEN - Sprung in den Mainstream

Das erfolgreichste Album von VAN HALEN entstand im Chaos. Vor „1984“ waren die vier Musiker schon so zerstritten, dass sie oft nur noch betrunken die Bühne betraten. Ein Jahr nach dem Album-Release trennte sich die Band von Produzent Ted Templeman und Sänger David Lee Roth, unter anderem weil Eddie Van Halen, der größte RockGitarrist seit Jimi Hendrix, sich nicht mehr vorschreiben lassen wollte, dass er seine Songs nicht auf dem Synthesizer komponieren dürfe.

Sammy Hagar, der ab 1985 für vier Alben die Nachfolge von David Lee Roth als Sänger antrat, witzelte gern über seine Zeit bei der Band: „So richtig erfolgreich wurden sie erst mit mir.“ Tatsächlich landeten alle seine Van-Halen-Alben auf Platz 1 der US-Billboard-Charts, was die vorigen Platten nicht schafften – selbst „1984“ erreichte nur Platz 2. Eddie Van Halen sah das Ganze eher locker und erzählte seinem Kumpel, dem Journalisten und Buchautor Steven Rosen: „Ich war 1984 mit zwei Alben auf 1 und 2. Was kann man mehr erreichen!“. Das Van-Halen-Erfolgswerk kam damals nämlich nicht an Michael Jacksons „Thriller“ vorbei, dessen Hit-Single „Beat It“ bekanntlich durch ein Eddie-Van-Halen-Solo veredelt wurde. „Als ich zum ersten Mal ,Beat It‘ hörte, dachte ich: Da hat Michael einen Gitarristen dazu gebracht, Eddie nachzuahmen“, berichtete David Lee Roth, der freimütig zugab, dass er über das Gast-Solo gar nicht informiert worden sei. Dies sagt wiederum eine Menge darüber aus, dass die bandinterne Kommunikation damals nicht mehr funktionierte. Allerdings hielt dies niemanden davon ab, das Album schon im ersten Jahr millionenfach zu kaufen, so dass es inzwischen das erfolgreichste Van-Halen-Album ist, knapp vor dem Erstlingswerk von 1978. Beide erhielten in den USA eine Diamant-Auszeichnung für zehn Millionen verkaufte Exemplare. Gepusht wurde das am 9.1.1984 veröffentlichte Werk durch insgesamt vier Single-Hits. „Jump“ erschien bereits im Dezember 1983 als Vorab-Single, schaffte den Sprung auf Platz 1 der Charts und verkaufte sich allein in den USA über eine Million Mal. „I'll Wait“ kam im April 1984 bis auf Platz 13, „Panama“ im August 1984 ebenfalls, während „Hot For Teacher“ im Oktober nur bis auf Platz 56 gelangte. Dafür lief das zugehörige Promo-Video aber jahrelang bei MTV auf „Heavy Rotation“.

Betrunken 1,5 Millionen Dollar verdient

Im April 1983 starteten die ersten Sessions im kalifornischen Coldwater Canyon im neuen „5150“-Studio von Eddie Van Halen und dem damaligen Toningenieur und späteren Produzenten Donn Landee. Schon vor den Aufnahmen erhielt die Band das Angebot, beim zweiten US Festival im kalifornischen San Bernardino am Metal/ Hardrock-Tag als Headliner aufzutreten. Daher musste die Studioarbeit zunächst ruhen. An den drei Tagen des Rock-Festivals kamen im Mai 1983 insgesamt 670.000 Leute, und dennoch machten die Veranstalter ein Minus von 12 Millionen Dollar. Neben Van Halen spielten am 28. Mai als Co-Headliner die Scorpions, Triumph, Judas Priest, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe und Quiet Riot. Van Halen strichen dabei mit 1,5 Mio. Dollar die bis dahin höchste Gage für einen einzigen Live-Auftritt ein, allerdings wurde ihr Gig zu einem Desaster. Denn nach den grandiosen Auftritten von Triumph und Judas Priest, die Jahre später auf DVD veröffentlicht wurden, kam David Lee Roth betrunken auf die Bühne und konnte kaum singen – auch Eddie und Alex Van Halen und vor allem Bassist Michael Anthony wirkten alles andere als nüchtern. Roth verpasste nicht nur Songeinsätze, sondern lobte zum Missfallen der örtlichen Polizei das Publikum dafür, dass es besonders „rowdy“ zuging und schon mehr Leute verhaftet worden seien als bei der 1982er Erstauflage des Festivals. Als Entschuldigung für diesen katastrophalen Auftritt gab Eddie später an: „Wir haben nicht eineinhalb Millionen für unseren Auftritt verlangt. Die wurden uns gleich zu Beginn von den Veranstaltern angeboten. Dass wir als Band desolat waren, rechtfertigt das aber nicht.“

Lest mehr im aktuellen Heft ...