Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 259 / 04-24

 

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YES 50 Jahre "Relayer" - Mehr Krieg als Frieden

Der Overkill des pompösen Yes-Doppelalbums „Tales From Topographic Oceans“ hatte Wunden geschlagen, weshalb Keyboarder Rick Wakeman im Mai 1974 das Prog-Flaggschiff verließ. Erst spät wurde mit dem Schweizer Patrick Moraz ein ebenbürtiger Ersatz gefunden. Gesundgeschrumpft legte man mit „Relayer“ ein einzelnes Album im Format von „Close To The Edge“ vor, dessen zweiundzwanzigminütiges „The Gates Of Delirium“, welches auf Tolstois „Krieg und Frieden“ beruht, das Kernstück bildete. Musikalisch wagten sich Yes an noch freiere Ausdrucksformen und näherten sich aggressiv wie nie zuvor einer Jazz-Fusion an. Wir beleuchten die Entstehung dieses besonderen Yes-Albums.

ERIC CLAPTON - Gitarrengott tankt Sonne

ERIC CLAPTONs zweites Solowerk „461 Ocean Boulevard“ war das Album, auf dem sich der drogengeschüttelte Gitarrist nach Jahren des Rückzugs gänzlich neu erfand: Vorbei waren die ausufernden Soli aus Cream-Tagen und der Bandspirit von Derek & The Dominos. Stattdessen war darauf ein geläuterter Musiker voller Understatement zu erleben, mit relaxten, in der Sonne Floridas gereiften Laid-back-Sounds und Songs voller Schönheit, inklusive des BobMarley-Covers „I Shot The Sheriff“, das zum US-Nummer-1-Hit wurde. Der Weg für den neuen, stilistisch offenen Clapton der 70er war damit geebnet.

IQ - Heilige Klänge

Vor 20 Jahren erschien mit „Dark Matter“ eines der wegweisenden Alben in der Karriere der Neoprog-Institution IQ – ein dunkles, nachdenkliches Werk, das um zwei Prog-Monolithen – „Sacred Sound“ und „Harvest Of Souls“ – herum aufgebaut ist und den Status der Band als eine der kreativsten Stimmen der zeitgenössischen progressiven Musik festigte. Im Rahmen des „IQ Weekends“ Mitte Februar in Aschaffenburg sprach eclipsed mit Sänger Peter Nicholls und Gitarrist Mike Holmes über das Geburtstagskind.

VAN HALEN - Sprung in den Mainstream

Das erfolgreichste Album von VAN HALEN entstand im Chaos. Vor „1984“ waren die vier Musiker schon so zerstritten, dass sie oft nur noch betrunken die Bühne betraten. Ein Jahr nach dem Album-Release trennte sich die Band von Produzent Ted Templeman und Sänger David Lee Roth, unter anderem weil Eddie Van Halen, der größte RockGitarrist seit Jimi Hendrix, sich nicht mehr vorschreiben lassen wollte, dass er seine Songs nicht auf dem Synthesizer komponieren dürfe.

MARK KNOPFLER - Abschied vom Rummelplatz

Sechs Dekaden Livemusik seien genug, meint MARK KNOPFLER. Ab sofort will sich der 74-Jährige der reinen Studioarbeit widmen. Ein Tribut an seine Gesundheit, seine Ehe, aber auch Folge einer veränderten Industrie, die ihm so gar nicht gefällt. Das zehnte Soloalbum des Altmeisters, „One Deep River“, ist denn auch die Antithese zur musikalischen Gegenwart – genau wie er selbst.

ELBOW - U-Turn

Wer die britische Band Elbow zu kennen meint, wird von ihrem neuen Album „Audio Vertigo“ überrascht sein. Denn nichts ist mehr wie zuvor. Guy Garvey und Co. vollziehen eine komplette Kehrtwende und kehren vor ihre Anfänge zurück. Guy Garvey ist eine Frohnatur. Der Elbow-Frontmann erzählt gern und lacht noch viel lieber. Das war nicht immer so, denn nach familiären Verlusten, Brexit und den Folgen der Isolation war seine Stimmung zur Zeit des letzten Albums „Flying Dream 1“ nachdenklich bis gedrückt. Doch inzwischen hat er allen Grund zur Freude, denn das neue Elbow-Opus „Audio Vertigo“ ist das komplette Gegenteil. 

DAMO SUZUKI - Zum Tode eines Traumgeborenen

Es gibt Musiker, deren Tod der Endpunkt einer großen Laufbahn ist, und es gibt solche, mit deren Ableben eine Ära endet. Letzteres trifft zweifellos auf den japanischen Sänger Damo Suzuki zu. Am 9. Februar 2024 erlag er 74-jährig einem langjährigen Krebsleiden.

THE BLACK KEYS - Musik als Jungbrunnen

Sänger und Gitarrist Dan Auerbach und Schlagzeuger Patrick Carney, die beiden alten Freunde aus Akron, wissen mit ihrem zwölften Studioalbum „Ohio Players“ gründlich zu überraschen. Wer hätte das für möglich gehalten? Das eingeschworene Bluesrockduo, das seit Langem in Nashville lebt und den Anschein erweckt, kein Blatt Papier passe zwischen die beiden, hat sich für sein neues Album tatsächlich Hilfe von außen geholt: Vor allem Beck und Noel Gallagher sind dafür verantwortlich, dass „Ohio Players“ ein so fabelhaftes Fest der guten Laune ist. 

MOON SAFARI - Dem Himmel so nah wie nie

Wenn es zutrifft, dass Erfolg süß schmeckt, müssen die schwedischen Progger Moon Safari seit dem 8. Dezember einen Zuckerschock fürchten. An diesem Tag wurde ihr fünftes Studioalbum „Himlabacken Vol. 2“ verö entlicht, das seitdem eine enorme Resonanz erfuhr. Grund genug, bei Gitarrist Pontus Åkesson nachzufragen, wie er sich dies erklärt.

DOOL - Die Schlange im Garten Eden

Über DOOLs drittem Studioalbum „The Shape Of Fluidity“ weht eine Flagge aus Eis, die für gesellschaftliche, vor allem aber persönliche Veränderung steht. Zugrunde liegt ihr wie dem Werk selbst der Weg von Frontperson Raven van Dorst zu sich selbst. So ist sie ein identitätsstiftendes Statement und betont zugleich die Bedeutung des konstanten Wandels und der Offenheit gegenüber diesem.

TRIFECTA - Surrealistisches Gemüse

Die Chemie stimmt zwischen Bassist und Sänger Nick Beggs, Keyboarder Adam Holzman und Drummer Craig Blundell, die sich als Tourmusiker von Steven Wilson kennen- und schätzen lernten. Dass sich ihre musikalischen Vorstellungen bestens ergänzen, zeichnete sich bereits während der damaligen Soundchecks ab. Wie aus einigen dabei entstandenen Ideen eine Band und zwei Alben erwuchsen, erzählte Beggs eclipsed.

Auf WALTER TROUTs neuem Album „Broken“ mischt neben Beth Hart auch Dee Snider mit

Der Zoom-Bildschirm zeigt einen sichtlich gealterten Mann: Walter Trout ist fast 73 und hatte vor bald zehn Jahren eine Lebertransplantation – eine existenzielle Krise, die er auf seinem Highlightalbum „Battle Scars“ (2015) kreativ verarbeitete. Doch sobald der US-Musiker, der inzwischen mit seiner aus Dänemark stammenden Frau und Managerin hauptsächlich in einem dänischen Fischerdorf wohnt, zu reden beginnt, versprüht er die Energie und Lebensfreude eines Mittzwanzigers. Tatsächlich ist er aktiv wie nie: Sein neues Werk „Broken“ wird er im April und Mai auch wieder auf deutschen Bühnen präsentieren.

„Georgia’s Finest“ BLACKBERRY SMOKE feiern nächstes Jahr Silberhochzeit

Acht Studioalben in knapp einem Vierteljahrhundert zu produzieren ist in der Rockszene des neuen Jahrtausends wohl ein passabler Durchschnittswert. 2000 in Atlanta, Georgia gegründet, etablierte sich die Band im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte als feste Größe im Southern Rock. Vor allem Sänger/Gitarrist Charlie Starr mit inzwischen angegrautem mächtigen Backenbart gilt als charismatischer Frontmann. „Ja, das waren noch Zeiten, als ich in meiner ersten Metal-Band Songs von Black Sabbath coverte und wir sie instrumental darbieten mussten, da keiner von uns nach vorn gehen und singen wollte.

Mit WHOM GODS DESTROY meldet sich Ron „Bumblefoot“ Thal im Progmetal-Universum zurück

Kennt man die wilden Live-Darbietungen, die Ron Thal stets abliefert, so ist man zunächst überrascht, wie ruhig, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen der 54-Jährige im Interview auftritt. Zur Abwechslung greift der in Brooklyn, New York geborene Gitarrist, der von 2006 bis 2015 Mitglied von Guns N’ Roses war und später sogar als Gitarrist/Sänger bei Asia mitwirkte, zwischendurch auch immer wieder zu seiner Vigier-Doppelhalsgitarre.

Mit „Girl Friends“ setzt DION diesmal konsequent auf weibliche Blues-Power

Dass es Dion DiMucci spielend gelingt, selbst mit 84 Jahren immer noch besser zu werden, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Die beiden Singles „An American Hero“ und „Soul Force“ machten jüngst klar, dass der Altmeister aus der Bronx nach den Top-Alben „Blues With Friends“ (2020) und „Stomping Ground“ (2021) noch einen draufsetzen kann. Das gebotene All-Star-Line-up ist erneut beeindruckend, im Unterschied zu den Vorgängern sind diesmal ausnahmslos weibliche Hochkaräter zur Mitarbeit eingeladen worden.

Die amerikanische Songwriterin JULIA HOLTER lässt sich ihr neues Album vom Leben schreiben

Die kalifornische Singer-Songwriterin Julia Holter hat ihrer Hörerschaft noch nie freiwillig gegeben, was diese von ihr erwartete. Auf der anderen Seite wissen die Fans von Julia Holter längst, dass sie stets mit allem rechnen müssen, nur eben nicht mit dem, was sie jeweils gerade erwarten. Das trifft mehr denn je auch auf ihr neues Album „Something In The Room She Moves“ zu. Einmal mehr beschreitet die 39-Jährige völlig neue Wege. Auf ihrem aktuellen Werk gibt es jedoch auch eine geheime Topografie der verborgenen Wege, die man sich beim Hören erst erschließen muss.

VOYAGER-X veröffentlichen dieser Tage ihr Debüt – aufgenommen wurde es Ende der Neunziger

Manchmal braucht Magie etwas Zeit. Im Falle von Voyager-X sogar mehr als ein Vierteljahrhundert. Diese Zeitspanne liegt zwischen den Aufnahmen und der Veröffentlichung von „Magic“, dem Erstling der aus dem Großraum Nürnberg stammenden Formation. „Wir hatten uns schon aufgelöst, als wir damals ins Studio gingen“, erzählt Sänger Mario Gansen. „Wir wollten einfach unsere besten Songs noch aufnehmen. Für uns selbst, damit die zehn Jahre Bandhistorie nicht einfach so spurlos verschwanden. Als das Album dann fertig war, war uns zwar klar, wie gut es ist. Aber du bekamst damals ohne funktionierende Band kein Label.“ 

Als Live-Club & Rock-Museum zugleich ist das BEAVERS in Erlenbach eine Top-Adresse

Betritt man zum ersten Mal die Räumlichkeiten des Musikclubs Beavers, staunt man nicht schlecht über die hier gebotene Fülle an Erinnerungsstücken aus siebzig Jahren Pop- und Rock-Geschichte. Neben Plattencovern, Plakaten, Goldenen Schallplatten und Signaturen berühmter Stars gibt es hier Hunderte sehenswerter Memorabilia zu bestaunen. „Meine erste Single war ‚A Hard Day’s Night‘ von den Beatles. Das war 1964, und seitdem habe ich alles gesammelt, was mit Musik zu tun hat. So ist über die Jahre eine Sammlung zusammengekommen, die heute das Herz des Beavers bildet und, in Abständen immer wieder erneuert, in unseren Räumen zu sehen ist. 

... und VIELES mehr!