ARK NOIR - Aus dem Bauch für den Bauch

25. Juni 2019

Ark Noir

ARK NOIR - Aus dem Bauch für den Bauch

Nein, neuartig ist das nicht, was Ark Noir auf ihrem Debüt spielen. Aber es ist verdammt nah dran. Das Münchener Quintett besteht aus Moritz Stahl (Saxofon), Sam Hylton (Keyboards), Tilman Brandl (Gitarre), Robin Jermer (Bass) und Marco Dufner (Drums). Ende Juni erscheint das Debütalbum „Tunnel Visions“, dessen neun Tracks mit ungewöhnlichen Ideen, Klängen und Arrangements überzeugen. Sie alle haben einen avantgardistischen Jazz- und Fusiontouch und dieselbe Basis: Elektronische Beats und jede Menge Effekte. eclipsed sprach mit Schlagzeuger Marco Dufner über die Hintergründe der Band.

eclipsed: Ihr seid noch eine relativ junge Band. Bitte beschreibe euren bisherigen Werdegang.

Marco Dufner: Die Band hat sich ursprünglich im Dezember 2015 gegründet. Wir haben uns alle beim Studium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in München kennengelernt, wobei wir uns zum Teil untereinander schon seit der frühen Jugend kennen. Die Idee für das Projekt hatten unser Saxofonist Moritz Stahl und unser Bassist Robin Jermer, die bis vor kurzem zusammen wohnten und damals gemeinsam eine Band gründen wollten. Wir haben anfangs mehr Fusion-Jazz gespielt und erst nachdem ein Jahr später unser Keyboarder Sam Hylton dazu kam und alle sich mehr und mehr Effektgeräte gekauft haben, hat sich unser Sound allmählich in die heutige Richtung entwickelt.

eclipsed: Eure Musik ist nicht gerade die, die junge Leute im Allgemeinen hören. Wie seid ihr auf diese Musik gekommen?

Dufner: Grundsätzlich ist das Publikum bei unseren Konzerten schon eher ein jüngeres. Es gibt also durchaus junge Menschen, die solche Musik hören. Gerade in Hinblick auf Strömungen wie z.B. Brainfeeder aus Los Angeles sieht man ganz gut, dass gerade im elektronischen Bereich experimentellere Musik durchaus auch polarisieren kann, ohne dabei Mainstream zu sein. Letztendlich hat sich unsere Musik aber ganz natürlich und über einen längeren Zeitraum entwickelt. Jeder in der Band interessiert sich für ganz viel verschiedene Musik und ist auch hungrig nach neuen Einflüssen. Die Besetzung, die erstmal sehr nach einem klassischem Jazz Quintett klingt, und die Individuen der Band tragen natürlich auch maßgeblich dazu bei.

eclipsed: Eure Musik passt nicht so recht in irgendeine Schublade. Wie würdet ihr sie selbst kategorisieren?

Dufner: Im weitesten Sinne spielen wir neue Musik, die einen starken elektronischen Einfluss hat. Man könnte sagen, wir machen instrumentale Beatmusik, bei der improvisiert wird und gleichzeitig aber auch diverse Einflüsse aus vielen anderen Genres mit einfließen. So richtig kann man das aber in keine Schublade packen.

eclipsed: Wie entsteht Eure Musik? Komposition? Improvisation?

Dufner: Inzwischen entstehen unsere Stücke vor allem durch skizzenhafte Vorproduktionen am Computer, die wir dann gemeinsam im Proberaum durch Improvisation und Ausprobieren erarbeiten. Dieser Prozess ermöglicht es uns, dass vermehrt elektronische Klänge und Beats die Grundlage der Stücke bilden und er lässt gleichzeitig viel Spielraum beim gemeinsamen Entwickeln.

eclipsed: Was ist die Basis eurer Musik: Melodie? Rhythmus? Sound?

Dufner: Elektronische Sounds und Beats sind sicher momentan häufig die Grundlage oder die Ausgangsposition unserer Stücke. Sobald wir uns zusammen im Proberaum treffen, spielen aber alle drei Faktoren eine wichtige Rolle.

eclipsed: Entsteht die Musik eher in eurem Kopf oder in eurem Bauch? Und andersrum: Macht ihr Musik eher für den Kopf oder für den Bauch?

Dufner: Definitiv für den Bauch. Auch wenn unsere Musik an manchen Stellen sehr experimentell ist, würde ich sie dennoch als stimmungsvoll und tanzbar bezeichnen. Sie ist improvisiert und entsteht aus dem Moment. Da alle aus der Band viele Effektgeräte besitzen und immer auf der Suche nach neuen Klängen sind, verfolgen wir einen sehr intuitiven Ansatz. Der Trigger ist immer die Stimmung der Sounds und Grooves. Gleichzeitig wollen wir unserem Publikum aber auch etwas Ungewöhnliches bieten und fordern dieses sicher auch hier und da heraus. Genau diese Diversität ist aber auch das Spannende daran.

eclipsed: Wenn jemand sagt, bisweilen klingt Eure Musik ein wenig hektisch oder nervös, was sagt ihr dann dazu?

Dufner: Grundsätzlich können wir diese Aussagen schon nachvollziehen. Das ist am Ende ja super individuell und hat sehr viel mit den Hörgewohnheiten jedes Einzelnen zu tun. Unsere Musik ist sicher kein ‚easy listening‘ und fordert den Zuhörer auch heraus. Dennoch glaube ich, dass man sich durch die Repetition der Beats, den Visuals und der Soundästhetik auch sehr gut mitreisen lassen kann – wenn man möchte.

eclipsed: Fühlt ihr euch als Klangpioniere?

Dufner: Pioniere würde ich nicht sagen. Die Art und Weise, wie unsere Musik klingt oder wie wir komponieren, verändert sich stetig und wir lassen uns auch gerne von vielen anderen Künstlern inspirieren. Ich würde aber sagen, dass wir inzwischen einen Sound gefunden haben, der uns charakterisiert.

eclipsed: Ihr tretet auch recht häufig live auf. Wie fällt ein Vergleich von Ark Noir live mit Ark Noir im Studio aus?

Dufner: Wenn man unser Album anhört, dann kann man den Sound schon damit vergleichen, wie es auch auf der Bühne klingt. Das Energie-Level ist live auf jeden Fall sehr hoch und das haben wir auch versucht auf die Platte zu bringen. Vor allem das Mixing und ein paar produzierte Layers unterscheiden das Album aber auch von den Shows und tragen zu der Ästhetik des Albums maßgeblich bei.

eclipsed: In München organisiert und veranstaltet ihr die „Tunnel Visions“-Konzertreihe, nach der auch euer Album benannt ist. Was hat es damit auf sich?

Dufner: „Tunnel Visions“ ist eine Festivalreihe, die wir im März 2018 ins Leben gerufen haben. Das Ganze findet drei bis vier Mal im Jahr im Milla Club in München statt. Ziel ist es, mit dem Festival auf die wachsende Münchner Subkultur aufmerksam zu machen und eine Plattform für nationale und internationale Künstler derselben Nische zu bieten. Es geht darum, junge Künstler, die in einem ähnlichen musikalischen Genre tätig sind, zusammenzubringen und gleichzeitig ein zeitgemäßes und spannendes Musik-Event zu initiieren. Da sich „dieses Genre“ aber kaum benennen lässt, ist trotzdem eine große Vielfalt an verschiedener Musik geboten. Es kommt auch ein sehr gemischtes Publikum. Das besondere an „Tunnel Visions“ ist aber sicher auch die Ästhetik des Events, die nicht nur auf musikalischer sondern auch auf verschiedenen anderen künstlerischen Ebenen aufgegriffen wird. Wir haben bei der Reihe auch immer ein spezielles Bühnenbild, Visuals und Lichtinszenierung mit dabei.

* * * Interview: Bernd Sievers