Was macht ein Album ikonographisch? Ist es sein musikalischer Wert, seine Wirkung als Gesamtkunstwerk, seine Fähigkeit, die jeweilige Zeit seines Erscheinens (pop)-kulturell perfekt zu reflektieren? Oder sind es seine Verkaufszahlen? Es ist, wie so oft, eine Mischung aus all diesen Elementen, die dafür sorgen, dass ein Album als Repräsentant seiner Ära und auch der Band, die es aufgenommen hat, angesehen wird. Im Fall von Led Zeppelins „Physical Graffiti“ erst recht. eclipsed begibt sich zum 50. Geburtstag des Wunderwerks auf Spurensuche.
Am 14. April wird RITCHIE BLACKMORE 80 Jahre alt. Der in der englischen Grafschaft Somerset geborene, am Stadtrand Londons aufgewachsene und seit Jahrzehnten auf Long Island im US-Bundesstaat New York lebende Musiker hat mehrere Generationen von Rockgitarristen nachhaltig geprägt. Mit dem mit seiner Frau Candice Night ins Leben gerufenen Folk-Poprock-Projekt Blackmore’s Night wagte er 1997 ein neues musikalisches Abenteuer. Nachhaltiger war aber sein Wirken als neben Jon Lord treibende Kraft von Deep Purple, die bis heute seine Kompositionen in die Konzerthallen tragen, sowie in seiner vor 50 Jahren gegründeten Band Rainbow.
Auch wenn Sänger Peter Nicholls leicht erkältet ist und alles tut, um sich für den zweiten Abend des Aschaffenburger IQ Weekenders zu schonen, geraten er und Bandmastermind Mike Holmes beim äußerst angenehmen Interview in einem gemütlichen Künstlercafé angesichts ihres neuen Albums „Dominion“ ins Schwärmen. Grund genug haben sie – nicht nur wegen des Albums, sondern auch wegen des überaus gelungenen Konzerts.
eclipsed: Euer letztes Album trug den Titel „Resistance“, das neue heißt „Dominion“. Beide Titel gehen in eine ähnliche Richtung: Man kann sie politisch deuten, man kann sie aber auch – so verstehe ich die Texte – als Verarbeitung persönlicher Kämpfe interpretieren.
Musikveteran Adrian Belew ist auch mit 75 schwer beschäftigt: Seit den Mittsiebzigern spielt der Gitarren-Virtuose mit so unterschiedlichen Künstlern wie Frank Zappa, David Bowie, Paul Simon oder Nine Inch Nails, war insgesamt 17 Jahre Frontmann von King Crimson, produziert eigene wie fremde Alben und geht regelmäßig auf Tournee. Sein aktuelles Projekt: eine Hommage an „Remain In Light“, das legendäre vierte Studiowerk der Talking Heads von 1980 – mit deren Keyboarder Jerry Harrison. Grund genug für ein Gespräch mit Mr. Busy.
eclipsed: Was hat dich zur Kooperation mit Jerry bewegt?
New Model Army mussten aufgrund gesundheitlicher Probleme von Schlagzeuger Michael Dean Termine ihrer laufenden Tour verschieben. Damit die Fans nicht auf dem Trockenen sitzen, veröffentlicht die Band mit „Live SO36“ eine CD/DVD-Dokumentation ihrer hochgelobten „Back To The Roots“-Shows, die sie vor knapp drei Jahren im Berliner Kultclub SO36 spielte. Wir sprachen mit Justin Sullivan über den speziellen Reiz der Gigs. In den zahlreichen Zoom-Interviews, die wir mit Justin Sullivan seit Ausbruch der Coronapandemie führten, haben wir uns schon an den Anblick seines Wohnzimmers gewöhnt. Umso überraschender, dass er uns den Rauch seiner standesgemäßen E-Zigarette diesmal vom Fahrersitz eines geparkten Autos vor die Linse bläst.
Tito Larriva ist der wohl kultigste Mexikaner der Rockmusik. Der Sänger, Gitarrist und Filmkomponist sprach mit eclipsed über das neue, in jeder Hinsicht berührende Tito-&-Tarantula-Album und eine kuriose Zusammenarbeit mit Bob Dylan.
eclipsed: Tito, wolltest du mit „!Brincamos!“ stilistisch an den Vorgänger anknüpfen oder eher neue Wege beschreiten?
Tito Larriva: Solche Fragen habe ich mir nicht gestellt. Nach unserer letzten Platte ereignete sich die Covid-19-Pandemie. Irgendwann hatte ich mich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich wahrscheinlich nie wieder auf Tour gehen oder Musik machen würde. Aber dann wurde ich vom Red Light Orchestra nach San Francisco eingeladen. Sie spielten dort den gesamten Score, den ich einst für „Repo Man“ geschrieben hatte. Das hat mich inspiriert, wieder Musik zu machen. Und „!Brincamos!“ ist die Krönung dieser Anwandlung.
Da dachte man schon, Gitarrenhelden stürben aus. Doch als man sich gerade an den Gedanken gewöhnt hatte, dass die neueren Gitarristen entweder im Blues zu Hause sind oder sich auf technische Spielereien konzentrieren, tauchte mit dem Mittvierziger Simon McBride ein relativ junges Gesicht auf, das mit seiner Improvisationsfreude und seinem „Bühnenrand-Anspruch“ direkt aus den 70ern zu kommen schien. Vor seinem Solodebüt 2008 spielte er u.a. in den Belfaster Gruppen Sweet Savage und Blind Friday. Als Eintrittskarte in die Champions League der Rockmusik diente ihm dann die Don Airey Band.
eclipsed: Was ist der Grund dafür, gerade jetzt das Album „Recordings 2020 – 2025“ zu veröffentlichen? Einige der Songs darauf gab es in anderen Versionen ja schon auf vorherigen Alben.