Es gibt sie weiterhin, die vielbeschworene „Independent-Szene“: In Deutschland steht dafür seit den späten 80ern die unabhängige Hamburger Firma Hypertension Music. Dahinter verbirgt sich nicht nur ein hauseigenes Label, sondern auch eine Konzert- und Künstleragentur.
Flashback ins Jahr 1988. Der Hamburger Christian Thiel und seine (Lebens-)Partnerin Irene Bodschwinna sind große Anhänger von Singer-Songwriter-Klängen, haben jedoch Mühe, in Deutschland Scheiben etwa von Paul Brady, Rick Vito oder The Bacon Brothers zu bekommen. Das funktioniert in jener Zeit beinahe ausschließlich über Auslandsbestellungen. „Irene und ich gingen davon aus, dass andere einheimische Fans dieser Musikrichtung ähnliche Probleme hatten, an den Stoff ihrer musikalischen Helden zu kommen“, erinnert sich der heute 64-jährige Thiel. „Also gründeten wir einen Import-Service für US- und UK-Folk.“ Damit war Hypertension geboren.
Doch schon bald war dem Paar der Import-Service nicht mehr genug – man wollte unter eigener Flagge selbst Alben in den Handel bringen; außerdem gesellte sich schnell ein Konzertbüro hinzu. Das Repertoire wurde um Folk, Country und Blues erweitert. Als Künstleragentur kümmerte man sich um die Konzerte so unterschiedlicher Acts wie Albert Hammond, Mungo Jerry oder Truck Stop. „Für unser Label haben wir dann rasch einen Vertrieb gefunden“, erinnert sich Thiel dankbar. „Denn ohne den wäre uns die Sache Aufwand-technisch über den Kopf gewachsen. Irene und ich sind nun mal in erster Linie Musikfans, nicht so sehr Geschäftsleute.“