Die TINDERSTICKS nutzen die Corona-Zwangspause für einen Krautrock-Ausflug

22. Februar 2021

Tindersticks

Die TINDERSTICKS nutzen die Corona-Zwangspause für einen Krautrock-Ausflug

Das Kollektiv um Stuart A. Staples ist immer gut für Überraschungen – sei es mit Coverversionen, Soundtracks, Solo- und Nebenprojekten oder mutigen stilistischen Ausfallschritten. So auch auf ihrem 13. Album „Distractions“, auf dem sich die Briten an Stücken von Neil Young, den Television Personalities und Dory Previn versuchen, aber auch an französischen Chansons und einer geballten Ladung Krautrock. Wieso, weshalb, warum – eclipsed hat nachgefragt.

eclipsed: Ist „Distractions“ das, was der Titel andeutet: ein kleiner Zeitvertreib während des Lockdowns? 

Stuart A. Staples: Es hat etwas davon. Denn in Zeiten wie diesen muss man die Realität einfach mal ausblenden, weil sie so deprimierend sein kann und man sich nicht von ihr vereinnahmen lassen darf. Als sich in den letzten Monaten dieses Zeitfenster auftat, habe ich es genutzt, um ein paar Ideen umzusetzen, die ich schon länger mit mir herumgetragen habe. Das Album war also eine Möglichkeit, mal wieder ein bisschen zu träumen, Spaß zu haben und sich abzulenken. 

eclipsed: Etwa mit dem elfminütigen „Man Alone (Can’t Stop The Fadin’)“ – dem Längsten und Experimentellsten, was die Tindersticks je gemacht haben? 

Staples: Ja, es ist einfach mal etwas anderes – und das Ergebnis einer langen Suche nach dem geeigneten Aufbau und der passenden Instrumentierung. Wobei ich nie erwartet hätte, dass das Ganze so episch ausfallen würde. Ich hatte noch eine kürzere Version, aber bei der fehlte einfach etwas.

eclipsed: Ein Ausflug in den Krautrock – was fasziniert dich daran?

Staples: Darauf stand ich schon als Jugendlicher. Und ich hatte diese Songidee, die ich wegen Corona allein angehen musste. Also habe ich meine alten Drum-Maschinen und meinen Bass hervorgeholt und eine Skizze entwickelt. Wobei ich gar nicht an die Nähe zum Krautrock gedacht habe. Ich wollte nur eine Idee formulieren – und das ist daraus geworden. Wahrscheinlich, weil das erste Neu!-Album ein wichtiger Teil meiner DNA ist. Ich habe es durch Cabaret Voltaire entdeckt, die ich als 16-Jähriger rauf und runter hörte und die mich sehr inspirierten. Als ich anfing, nach ihren Einflüssen und Wurzeln zu suchen, bin ich auf Neu!, Amon Düül II und Can gestoßen – Musik mit unglaublich hypnotischen, monotonen Beats, die dich auf eine regelrechte Reise schicken.

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