Er hat für Mick Jagger, Alice Cooper und Deep Purple gespielt und mit der All-Star-Hardrockcombo Chickenfoot auch im Bandformat sensationelle Erfolge gefeiert; Gitarrenasse wie Steve Vai, Kirk Hammett (Metallica) und Alex Skolnick (Testament) sind bei ihm in die Lehre gegangen. Nun bringt der auf Long Island geborene, seit 1978 in der Nähe von San Francisco lebende Saitenzauberer Joe Satriani mit „The Elephants Of Mars“ sein bereits 18. Soloalbum heraus.
Beim Zoom-Interview am Tag nach dem Superbowl sitzt der 65-jährige Musiker entspannt und gut gelaunt vor dem Computerbildschirm, im Hintergrund türmen sich Verstärker und Gitarren; der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine liegt noch eine Woche in der Zukunft. Corona und das neue Album „The Elephants Of Mars“ sind naturgemäß die bestimmenden Themen, doch als das Gespräch auf seine Malerei kommt, gerät Joe Satriani komplett ins Schwärmen.
eclipsed: Du hast selbst bereits vor diversen Sportereignissen die amerikanische Nationalhymne gespielt. Wie fandest du den Auftritt von Countrystar Mickey Guyton gestern Abend beim Superbowl und die Halbzeitshow mit u. a. Dr. Dre, Eminem, Snoop Doog und Mary J. Blige?
Joe Satriani: Ehrlich gesagt habe ich erst ganz am Ende eingeschaltet. Ich habe noch knapp 30 Bilder, die ich in den nächsten zwei Wochen fertigstellen muss. Ich habe als Kind selbst Football gespielt, das macht echt Spaß, aber die kommerzielle Seite des Sports begeistert mich nicht so sehr. Gleichwohl muss man die Athletik und die Leistung anerkennen. Zur Halbzeitshow ist meine Haltung ambivalent: Ich finde es klasse, dass der HipHop auch hier seine Anerkennung bekommt, und die Show war im Hinblick auf das Entertainment richtig gut gemacht. Aber das ist doch das Gleiche wie beim RockʼnʼRoll: In seinen Anfängen umwehte ihn mal eine echt gefährliche Aura, aber sobald ein Sound in so einem Format daherkommt, ist davon garantiert nicht mehr viel übrig.
eclipsed: Wenn man über 30 Bilder in zwei Wochen fertigstellen muss, klingt das mehr nach Arbeit als nach Spaß ...
Satriani: Keineswegs! Ich habe mich fast mein ganzes Leben lang damit befasst, Zeichnen und Malen zu lernen, sodass meine momentane Situation sehr erfüllend für mich ist. In den letzten acht Jahren habe ich dieses Hobby wirklich ernsthaft weiterentwickelt, wobei meine Frau, die Kunst studiert hat, mir eine sehr duldsame Lehrerin war. (schmunzelt) Die Ausstellungen der Wentworth Gallery [die noch andere Musiker wie Paul Stanley, Rick Allen und Ronnie Wood vertritt, Anm.] sind eine echte Ehre für mich. Das ist ein Gefühl wie damals, als ich meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben habe. [Es folgt ein enthusiastischer Monolog über Abstrakte Kunst und seine Einflüsse wie Munch, Basquiat und Rauschenberg.]
eclipsed: Lass uns zur Musik zurückkehren, sonst wird dein Plattenlabel sauer.
Satriani: (lacht) Ach ja, da war ja noch was ...