Kultband, Lieblingsformation und echte Überlebenskünstler: Little Feat flogen zuletzt unter dem Radar. Doch mit „Strike Up The Band“ und neuer Besetzung meldet sich das Sextett aus Los Angeles überraschend zurück. Wieso, weshalb, warum verrät Keyboarder Bill Payne – das letzte Originalmitglied einer denkwürdigen Truppe.
Bill Payne ist ein weißhaariger 76-Jähriger, der gerade seine Autobiographie schreibt, als gefragter Sessionmusiker gilt und mit Bryan Adams, Jackson Browne, den Doobie Brothers, Cher und sogar Pink Floyd gespielt hat. Seine Stammformation Little Feat tourte seit 2013 wegen Gesundheitsproblemen und Todesfällen nur sporadisch, meldet sich nach der Blues-Coverplatte „Sam’s Place“ aber nun mit einem „richtigen“ Album zurück: „Strike Up The Band“ ist das 18. Werk der Truppe, die seit 1969 aktiv ist und als „the greatest underrated rock band of all time“ gilt. Ein Ruf, der Payne amüsiert: „Wir sind wie ein Hotspot für Surfer, den jeder kennt, aber nicht öffentlich kommuniziert. Zudem meinen viele: ,Ohne Lowell George ist das nicht Little Feat.‘ Dabei gibt es etliche, die gar nicht mehr wissen, wer Lowell war. Und: Wir beschränken uns nicht darauf, sein Erbe zu verwalten.“
Der Sänger/Gitarrist erlag 1979 einem Herzinfarkt – mit 34 Jahren. Er galt als Kopf der Band. Doch 45 Jahre später klingen Little Feat immer noch so relevant, dass sich Payne wundert, warum die Mainstream-Akzeptanz ausbleibt. „Und sei es nur wegen der Musik, die wir spielen: Wir haben Elemente von Künstlern genommen, die uns beeinflusst haben – Little Richard, Bob Dylan, The Band, Beatles, Stones, Frank Zappa – und einen Sound geschaffen, der mehr Beachtung verdient.“ Den Anspruch untermauert „Strike Up The Band“: Eine Lehrstunde des Fusion-Sounds – vorgetragen von exquisiten Musikern, die sich als etwas andere Jam-Band verstehen. „Mir persönlich waren die meisten Jams immer zu simpel. Nach dem Motto: ,Lasst uns eine halbe Stunde in derselben Tonart spielen.‘ Bei uns ist es dagegen rhythmisch und offen – ein echter Tanz.“