MAGENTA überraschen auf „The White Witch“ mit Orchesterklängen

22. Februar 2023

Magenta Rob Reed

MAGENTA überraschen auf „The White Witch“ mit Orchesterklängen

Mit dem jüngsten Magenta-Album erfüllt sich Mastermind Rob Reed einen lang gehegten Traum. Der walisische Multiinstrumentalist, der Komponisten wie Ennio Morricone, John Barry und John Williams zu seinen Vorbildern zählt, stellte sich nämlich der Herausforderung, drei Magenta-Songs mit orchestralen Arrangements aufzupeppen. Bassist Dan Nelson und Schlagzeuger Jiffy Griffiths mussten dabei allerdings pausieren, weswegen das Hauptaugenmerk auf Rob Reed, Sängerin Christina Booth und Gitarrist Chris Fry liegt, der auf der klassischen Gitarre brillieren darf. 

eclipsed: „The White Witch“ besteht aus zwei Remakes von älteren Magenta-Stücken und einem neuen Song. Was war für dich der Anlass, die Tracks „The White Witch“ und „Lust“ zu überarbeiten? 

Rob Reed: „The White Witch“ war auf unserem ersten Album „Revolutions“, das ich remixen wollte, weil es vor mehr als 20 Jahren entstanden ist und ich mir dachte, dass ich das Ganze mit der neuen Technologie viel besser machen könnte. Aber als ich damit begann, konnte ich nicht mehr alle Dateien finden. Ich hatte also die Gesangsaufnahme und fing an, etwas Orchestrales drumherum zu basteln – und das funktionierte. Auf dem zweiten Magenta-Album „Seven“ gibt es eine Fortsetzung von „The White Witch“ – einen Track namens „Lust“, den ich mir ebenfalls vornahm. Anschließend dachte ich, dass es toll wäre, die Story abzuschließen, und schrieb deshalb noch ein drittes Stück, zu dem mein Bruder Steve den Text verfasste. Je mehr ich daran arbeitete, desto mehr veränderte ich die Arrangements und die Akkorde. Ich bin ja stark beeinflusst von John Barry, John Williams und Hans Zimmer, und ich wollte ähnlich wie sie vorgehen. Mit einer orchestralen Klangpalette zu arbeiten ist ganz anders, als wenn man mit einer Band arbeitet. Denn wenn man mit Celli und Violinen arbeitet, muss man irgendwie Dynamik reinbringen. Ich hatte schon in meiner Schulzeit Orchester-Arrangements studiert, und es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, die Musik so klingen zu lassen, wie es ursprünglich gar nicht intendiert war. 

eclipsed: Im Booklet steht, dass du der Arrangeur der Stücke bist. Hast du auch einige Orchester-Samples auf dem Synthesizer gespielt?  

Reed: Ja, das habe ich. Eigentlich wollten wir nach Prag gehen, wo ein Orchester die Stücke in jeweils einem Take einspielen sollte. Allerdings schreibe ich immer bis zur letzten Minute, und deshalb erschien mir das nicht so sinnvoll. Ich spielte also die Arrangements erst mal selbst sein und nahm dann weitere Musiker dazu, die Geige und Querflöte spielten. Diesmal war ich hauptsächlich der Arrangeur, außerdem spielte ich ein paar Bläser- und Streicher-Parts ein und zwei kleine Klaviermelodien. Einige Leute, die die Platte gekauft haben, dachten, dass „White Witch“ wie Emerson, Lake & Palmer mit Orchester klingen würde, aber das ist nicht der Fall. Es war eine echte Herausforderung: kein Schlagzeug, kein Bass, kein Klavier, keine Hammond-Orgel – nur das Orchester! (lächelt) Unsere Sängerin Christina wollte auch schon immer mal mit einem Orchester singen. Anfangs arbeitete ich noch mit den originalen Guide-Vocal-Spuren, aber ganz am Ende hat Christina alles noch mal neu eingesungen, weil die Dynamik zwischen den ursprünglichen Vocals und dem Orchester nicht mehr passte. 

eclipsed: Die Story des Albums beginnt im Jahr 1645, als es in England ziemlich turbulent zuging. Könntest du das Konzept von „The White Witch“ kurz erläutern? 

Reed: Im ersten Teil geht es um eine weiße Hexe, die die Dorfbewohner heilt. Im zweiten Teil, der etwas später spielt, ziehen Hexenjäger durchs Land, die nach verdächtigen Personen suchen und sie aufhängen oder ertränken. Im dritten Teil wollten mein Bruder und ich die Story modernisieren: Wir wollten sagen, dass die „Hexen“ von früher die Ärzte und Krankenschwestern von heute sind – jene Menschen, die sich während der Corona-Pandemie um die Patienten kümmern und jeden Tag mit dem Tod in Berührung kommen. Das Album handelt also davon, wie wir im Laufe der Zeit mit Heilern umgegangen sind.

eclipsed: Bist du allgemein an Geschichte interessiert? Oder ist das eher die Domäne deines Bruders Steve? 

Reed: Wir sind Fans von Horrorfilmen! Wir stehen auf die Hammer-Filme aus den Sechziger- und Siebzigerjahren, mit Schauspielern wie Christopher Lee, Peter Cushing und Vincent Price. Letzterer spielte in „Witchfinder General“ (dt.: „Der Hexenjäger“, 1968; Anm.) mit, und diesen Film lieben wir. (Zwischen dem Film und dem Magenta Song „The White Witch“ gibt es einige Parallelen: Beide spielen im Jahr 1645, ebenso gibt es eine Protagonistin namens Sarah und auch der   Hexenjäger Matthew Hopkins, der von 1620 – 1647 lebte, kommt vor; Anm.) 

eclipsed: Du hast ja schon erwähnt, dass du von John Barry und John Williams beeinflusst bist. Hast du deren Musik während der Arbeit am Album ganz bewusst gehört, um auf interessante Arrangement-Ideen zu kommen? 

Reed: Ja, das habe ich. Ich habe mir auch viele klassische Komponisten und Filmmusik-Komponisten angehört, wenn ich mit dem Auto unterwegs war. Ennio Morricone ist im Percussion-Bereich sehr gut, und bei John Barry mag ich die Verwendung von Akkorden. Ich habe mir auch oft Peter Gabriels Album „New Blood“ angehört, auf dem er seine bekanntesten Songs mit Orchesterbegleitung interpretiert ...

Das komplette Interview ist Teil unseres Online-Abos, siehe https://www.eclipsed.de/de/abo

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