MARK KNOPFLER - Der Missverstandene

9. September 2019

Mark Knopfler Dire Straits

MARK KNOPFLER - Der Missverstandene

Er gilt als Schlaftablette, Spaßbremse, sturer Bock. Und Mark Knopfler ist tatsächlich eher von der behäbigen Sorte. Er ist mehr Familienmensch denn Rockstar, er setzt dem Wahnsinn des Business Besonnenheit entgegen und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine Dire-Straits-Reunion. Dabei ist diese Halsstarrigkeit, gepaart mit Idealismus und Leidenschaft, gerade das Tolle an dem Mann, der am 12. August stolze 70 geworden ist. eclipsed gratuliert dem großen Kahlen mit dem trockenen Humor.

Es ist immer dasselbe: Jedes Mal, wenn der Verfasser dieser Zeilen vor einem Treffen mit Mark Knopfler steht (was bislang siebenmal der Fall war), ist die Reaktion im Freundes- und Bekanntenkreis: „Was willst du denn mit dem – ist der nicht superlangweilig?“ Oder: „Macht der nicht immer dasselbe?“ – Nein, ist er nicht, tut er nicht. Man muss sich nur ein bisschen genauer mit dem Geburtstagskind und seiner Musik beschäftigen, dann lernt man es schätzen und lieben. Denn Knopfler ist ein unglaublich sympathischer Mensch: Egal ob er einen in seinem geliebten Bluebird Café auf der King's Road, an der Bar des vornehmen Chelsea Harbour Hotel oder in seinen British Grove Studios in Chiswick empfängt: Der 1,83-Meter-Mann ist herzlich, serviert Kaffee, Tee oder auch mal ein Bier, glänzt mit bedächtigen, sachlichen Antworten und lacht viel, laut und ansteckend – am meisten über seine eigenen trockenen Formulierungen.

Dann sitzt er da wie ein Buddha mit breitem, zufriedenem Grinsen. Wie einer, der Spaß an den wenigen Interviews hat, die er nur gibt, wenn er ein neues Album veröffentlicht. Sonst taucht er eigentlich nie in den Medien auf. Wenn er nicht auf der Bühne oder im Studio steht, ist Mark Knopfler ein biederer vierfacher Familienvater, der Gitarren, aber auch Oldtimer und Motorräder sammelt: „Ich bin am liebsten auf Rennstrecken unterwegs“, verrät er. „Nicht, dass ich mich mit jemandem messen möchte, aber ich mag es, unter professionellen Bedingungen zu fahren. Das finde ich entspannend. Ich denke, es hat damit zu tun, dass man etwas tut, das einen komplett vereinnahmt.“

Eine Begeisterung, wie er sie sonst nur für die Musik hegt. Was diese betrifft, ist der gebürtige Schotte, der im englischen Newcastle aufgewachsen ist, geradezu fanatisch. Er kann stundenlang über seine Einflüsse und Helden sinnieren, studiert ihre Platten und hat über die Jahrzehnte mit etlichen seiner Idole gespielt. Schließlich erlebt er als Nachkriegskind den frühen Rock’n’Roll, die British Invasion und die Swinging Sixties, ist begeisterter Beatles-, Stones- und Who-Fan, liebt aber auch die Shadows um Hank Marvin sowie die US-Bluespioniere. Bis er 1967, mit 18 Jahren, erstmals Hendrix hört – eine Erfahrung, die sein Leben verändert: „Ich habe mich sofort in Jimi verliebt und halte sein Gitarrenspiel auf ‚Hey Joe‘ und ‚The Wind Cries Mary‘ immer noch für das beste aller Zeiten. Absolut fantastisch.“

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