Premiata Forneria Marconi, kurz PFM, sind neben Banco del Mutuo Soccorso seit den frühen 1970ern das musikalische Aushängeschild des sogenannten Italo-Prog. Nun ist ihr neues Album „I Dreamed Of Electric Sheep“ erschienen, das auf einen Science-Fiction-Roman von Philip K. Dick und den darauf beruhenden Film „Blade Runner“ Bezug nimmt.
FM sind zurück – mit einem Werk, das alles bietet, was sich Italo-Prog-Fans wünschen. „I Dreamed Of Electric Sheep/Ho sognato pecore elettriche“, das gleich zwei CDs bzw. LPs umfasst, die die zehn Stücke des Werks einmal in italienischer, einmal in englischer Sprache enthalten, bietet dramaturgisch ausgeklügelte Musik, die sich zwar gelegentlich am Rande der Gefühlsduselei bewegt, aber letztlich doch stets im beflügelnden Drama beheimatet ist. Wer Prog mit satten Emotionen und einer südeuropäischen Verspieltheit sucht, wird hier definitiv fündig. Inhaltlich sowieso: Das Werk ist durchtränkt vom Geist des Science-Fiction-Kultfilms „Blade Runner“ von Ridley Scott, der 1982 in die Kinos kam und wesentlich zur Bekanntheit des im selben Jahr verstorbenen Autors der Romanvorlage, Philip K. Dick, beitrug. „Do Androids Dream Of Electric Sheep?“ behandelte bereits 1968 das Thema künstliche Intelligenz und die damit verbundenen ethischen Fragen, indem es von Androiden mit Gefühlen erzählte, die kaum noch von echten Menschen zu unterscheiden sind. Nicht zuletzt leistete auch das Corona-Virus einen wichtigen Beitrag zum Entstehen des neuen PFM-Albums, das im Wesentlichen aus der Feder von Sänger und Schlagzeuger Franz Di Cioccio und Bassist und Keyboarder Patrick Djivas stammt. Das spannende Werk war Anlass für ein ebenso spannendes Gespräch mit den beiden.
eclipsed: Welchen Einfluss hatte die Covid-19-Pandemie auf das neue Album?
Franz Di Cioccio: Einen absolut entscheidenden! Wir hatten nach dem letzten Album eine lange Tournee hinter und eigentlich noch eine ganze Reihe von Konzerten vor uns. Als das Virus in Italien einschlug, war das mit einem Mal vorbei. Dadurch hatten wir plötzlich viel Zeit, die wir als Musiker eigentlich gar nicht gebrauchen konnten.
Patrick Djivas: Aber ziemlich rasch haben wir verstanden, dass dieses Virus auf unabsehbare Zeit nicht verschwinden würde. Dann eben ran ans Werk! Das waren die Umstände, unter denen das neue Album heranwuchs.
eclipsed: Als Inspirationsquellen dafür nennt ihr den Science-Fiction-Filmklassiker „Blade Runner“ und dessen literarische Vorlage „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von Kultautor Philip K. Dick. Sind sie die geistige Essenz des Ganzen?
Cioccio: Unbedingt! Buch wie Film sind definitiv essenziell für uns. Sie ergänzen sich auch wunderbar. Man bekommt eine komplett eigene Welt vermittelt, eine Vision für die ziemlich abstrakte Zukunft.
Djivas: Für mich ist das entscheidende Moment, dass Androiden menschliche Emotionen haben. Diese Erkenntnis ist so faszinierend wie beängstigend. Jedenfalls ist die neue Platte meines Wissens die erste, die eigentlich altmodischen Prog mit künstlicher Intelligenz zusammenbringt. (lacht)
eclipsed: Wisst ihr noch, wann die ersten Ideen für das Konzeptalbum entstanden?
Cioccio: Ich selbst hatte sie bereits 2017, also lange vor dem Corona-Ausbruch. Mich hat vor allem der Film „Blade Runner“ seit jeher fasziniert, dieses Düstere und dabei klassisch Romantische. Ganz schnell hatte ich Ideen nicht nur für die Texte, sondern auch für eine teils schwermütige, teils wuchtige Musik. Ich bin ein großer Fan des „Blade Runner“-Soundtracks, der wiederum vom Synthie-Großmeister Vangelis stammt.
Djivas: Die Band war ziemlich rasch begeistert von dieser Idee, die Franz uns erläuterte. Alles ging für unsere Verhältnisse recht rasch vonstatten. Wir waren selbst überrascht darüber. Doch ich glaube, dieses Projekt hat sich gelohnt.