Die 1997 gegründete italienische Gruppe The Watch tritt live vor allem als überaus überzeugende Genesis-Tribute-Band auf, die sich vornehmlich der Peter-Gabriel-Ära verschrieben hat. Reminiszenzen an das große Vorbild finden sich auch auf ihren bislang acht Studioalben. Im Herbst ist das Quintett auf Deutschlandtournee. Laut Frontmann Simone Rossetti, der eclipsed im Interview Rede und Antwort stand, freuen sich die Mailänder sehr auf die Gigs.
Die ersten Alben der Band, die ursprünglich The Night Watch hieß, warteten mit Songs auf, die sich in bestechender Qualität extrem nahe an jenen der frühen Genesis bewegten. Im Laufe der Jahre entwickelten sich The Watch weiter und wurden musikalisch eigenständiger. Vor allem in ihrer Heimat sowie in England und Deutschland sind sie hoch angesehen.
eclipsed: The Watch weisen eine hohe Fluktuation auf: Du bist das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Bist du ein so schlimmer Diktator?
Simone Rossetti: Ich hoffe nicht. (lacht) Tatsächlich bin ich froh über jeden Personalwechsel, weil meine Vision dadurch stetig durch neue kreative Einflüsse angereichert wird. Natürlich sind wir Freunde, die schon mal auf das eine oder andere Bier in der Kneipe abhängen. Zunächst aber sind wir kreative Partner, die sich gegenseitig befruchten.
eclipsed: Woher kommt eure Faszination für die Musik der klassischen Genesis?
Rossetti: Für uns verkörpert diese Musik eine Gefühlswelt, die niemand anders so rübergebracht hat und rüberbringen wird. Es ist ein dramatischer Mikrokosmos, gespickt mit Emotionen. Wir wollen diese Songs nicht originalgetreu hinbekommen, sondern versuchen, eine eigene Vision zu vermitteln, wenn wir sie interpretieren – was uns vor allem durch den Einsatz des wunderbaren Mellotrons gelingt.
eclipsed: Bist du ein Träumer, der sich durch die Musik der frühen Genesis gerne in andere, idyllischere Welten beamen lässt?
Rossetti: Tatsächlich träume ich viel. Und das nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag, mit offenen Augen. Ich stelle mir immer wieder gerne die Frage, wie ernst unser aller Dasein zu nehmen ist. Ob es nicht eine Parallelwelt zu etwas Banalem sein kann. Wenn ich dann Peter Gabriels Stimme höre, die Genesis-Songs zum Besten gibt, kann ich mich in ein Wunsch-Labyrinth versetzen lassen. Und lande nach einigen Abenteuern stets an einem Ausgang, hinter dem eine Art Paradies wartet, wo es friedlich und entspannt zugeht.