CAMEL - Andy Latimer über 40 Jahre „Moonmadness“

16. März 2016

Camel

Camel-Mastermind Andy Latimer, einzig verbliebenes Gründungsmitglied, schwärmt bis heute, wenn er von der Entstehungsgeschichte des vor vierzig Jahren erschienenen Meisterwerks „Moonmadness“ erzählt: „Diese Platte ist ein Meilenstein in der langen Camel-Geschichte“, so der 66-jährige Brite, „darauf sind einige der schönsten Stücke zu hören, die Camel je geschaffen haben.“

eclipsed: Welche Erinnerungen hast du an den Entstehungsprozess von „Moonmadness“?

Andy Latimer: Nachdem wir mit dem Vorgänger „The Snow Goose“ einen für uns überraschend großen kommerziellen Erfolg feiern durften, wollten wir ziemlich schnell zurück ins Studio, um an einer neuen Platte zu arbeiten und so die Camel-Flamme am Brennen zu halten. Zunächst war die Situation etwas vertrackt, weil wir einen gewissen Druck beim Schreiben neuer Lieder verspürten. Erhöht wurde dieser noch durch unsere Plattenfirma. Die pfuschte uns zwar nicht beim Komponieren rein, doch wollte sie die Kuh melken, solange das Thema Camel heiß war.

eclipsed: Wie wirkte sich das auf den kreativen Prozess aus?

Latimer: Pete und ich als die Hauptsonglieferanten kläfften uns zu Beginn der Arbeit an „Moonmadness“ ziemlich an. Wir wussten nicht sofort, wohin die musikalische Reise bei der Platte gehen sollte. Ich wünschte mir ein bisschen mehr Exzentrik, das britische Hinterwäldlertum, wie es etwa Genesis auf „Selling England By The Pound“ grandios verkörpern. Pete hingegen schielte auf den amerikanischen Markt, wollte ein wenig mehr Mainstream-Elemente. Doch wir fanden rasch die entscheidenden Kompromisse. Und ab diesem Punkt wurde es zur entspanntesten Produktion, die ich mit Camel je erlebt habe.

eclipsed: Studiozeit habt ihr für die Aufnahmen wenig in Anspruch genommen. Wie kommt’s?

Latimer: Stimmt, das waren gerade mal ein paar Wochen, die wir im Basing Street eingebucht waren. Pete und ich waren dermaßen inspiriert, dass wir die Arbeit straight durchzogen. Und trotzdem blieb viel Zeit zum Rumblödeln und zum Experimentieren mit Sounds. Die ganzen Umstände waren äußerst angenehm. Was mir im Nachhinein leidtut, ist, dass wir Bassist Doug [Ferguson; Anm.] und Schlagzeuger Andy [Ward] kaum in den originären Entstehungsprozess integrierten. Sie spielten die Sachen mehr oder weniger so, wie Pete und ich sie ihnen vorgaben. Mel Collins war damals ohnehin kein vollwertiges Bandmitglied, er steuerte einfach seine Saxofon- und Flötenparts bei.

eclipsed: Woher habt ihr Inspiration für die Texte gezogen?

Latimer: Pete hatte sich in die Romane von Hermann Hesse verbissen, vor allem „Siddharta“ und „Das Glasperlenspiel“ hatten es ihm angetan. Ich wiederum tauchte abwechselnd in Tolkiens „Der Herr der Ringe“ und in Bücher von John Steinbeck ein. Diese Lektüre hat garantiert ihren Niederschlag in die Lyrics von „Moonmadness“ gefunden.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 179 (April 2016).