CARLOS SANTANA - Nummer 4 lebt!

24. April 2014

Santana

Nach dem kreativen Paukenschlag „Caravanserei“ kam es 1972 zur endgültigen Trennung des klassischen Santana-Line-up. Wobei Carlos Santana weder der Typ ist, der irgendetwas bedauert, noch künstlerische Differenzen aufs Private ausdehnt. So hat er über die Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu seinen einstigen Weggefährten gepflegt: Wo immer er auf frühere Mitglieder seiner Band traf, umarmte er sie herzlich, plauschte mit ihnen und lud sie zu einem gemeinsamen Jam ein. Trotzdem hat es über vierzig Jahre gedauert, ehe sich alle Beteiligten an einen Tisch gesetzt und über neue gemeinsame Projekte sinniert haben.

Diese sind nun in Arbeit, werden allerdings erst 2015 nach Carlos’ Welttournee zu „Corazon“ komplettiert. Mit diesem neuen Album führt der 66-Jährige das Konzept seines ’99er Bestsellers „Supernatural“ fort. Diesmal mit Latin-Künstlern und einem Sound, der bei Fans der alten Santana-Band wahlweise für Erheiterung oder Entsetzen sorgen dürfte. So stellt er beispielsweise „Oye Como Va“ in einer Dance-Version neben jede Menge Herzschmerzballaden. Daher konzentriert sich eclipsed im Interview mit dem Altmeister auch lieber auf das Kommende als auf das Aktuelle.

eclipsed: Carlos, was veranlasst dich dazu, es noch einmal mit der Mannschaft der ersten drei Alben zu versuchen?

Carlos Santana: Die Liebe zur Musik, Mann. Und der Respekt vor diesen Leuten, die wirklich hervorragende Musiker sind, echte Koryphäen. Ich weiß zwar nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, wirklich noch mal ein Album zu machen, aber Neil, Gregg, Michael und Mike haben über die Jahre immer wieder darüber gesprochen, es irgendwann noch einmal zu probieren. Und als ich letztes Jahr mehrere Monate in Las Vegas aufgetreten bin, haben wir uns getroffen und gesagt: „Okay, jetzt oder nie“. Danach ging alles ziemlich schnell.

eclipsed: Wie weit seid ihr?

Santana: Wir haben angefangen. Wir haben uns ein paar Mal getroffen und gejammt. Dabei sind ein paar richtig gute Sachen entstanden. Mehr als ich mir in meinen kühnsten Träumen erhofft hätte.

eclipsed: Sprich?

Santana: Es rockt, Mann. Es lebt. Es springt dir ins Gesicht und schüttelt dich einmal richtig durch. (lacht) Ernsthaft, es klingt wirklich nicht wie ein Haufen alter Männer, die komplett aus der Übung sind. Die Magie, der berühmte Funke und das Feuer waren sofort wieder da, als ob wir nie aufgehört hätten. Das war wirklich eine Riesenüberraschung. Das machte mich sehr stolz und glücklich. Ich hatte echt Tränen in den Augen, als wir mit der ersten Probe durch waren. Ich dachte: „Verdammt, warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht? Warum habe ich damit bloß so lange gewartet?“

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 160 (Mai 2014).