DAVE DAVIES - Unter Brüdern

28. April 2017

Dave Davies Kinks

„Ich bin schon ein paar Jahre hier, einen Katzensprung von Manhattan. Und das wegen einer Frau. Wie das Leben so spielt“, kichert es aus dem Telefonhörer. Besagte Dame heißt Rebecca Wilson und ist Lebensgefährtin, Backgroundsängerin, Assistentin und Rettungsanker in Personalunion. „Sie war für mich da, als ich 2004 einen Schlaganfall hatte und neu gehen und sprechen lernen musste. Eine fürchterliche Erfahrung. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um auf die Beine zu kommen. Seitdem weiß ich, was im Leben wichtig ist, nämlich Familie, Freundschaft, gute Musik und jeden Tag in vollen Zügen zu genießen.“

Gemäß dieser Prämisse hat er auch Frieden mit seinem drei Jahre älteren Bruder geschlossen, in dessen Schatten er bis zur Trennung der Kinks 1996 stand. „Wir haben ein komplexes Verhältnis, weil Ray immer der Leader war und ich im Grunde zwei Möglichkeiten hatte: mich unterzuordnen oder mein eigenes Ding zu machen.“ Was er 1967 mit der Single „Death Of A Clown“ versuchte – und prompt einen Hit landete. Dass daraus nicht mehr wurde, liegt an seiner Mentalität und gezielter Selbstsabotage. „Ich erinnere mich an diesen Auftritt beim ‚Beat-Club‘ in Bremen. Der Regisseur wollte, dass ich eine Wendeltreppe hinuntersteige und dann ein Mädchen an die Hand nehme. Leider war ich so betrunken, dass sie mich stattdessen auf einen Barhocker setzten, und ich war froh, dass ich während des Playbacks nicht umgekippt bin. Es war schrecklich, ich dachte nur: was mache ich hier, wo ist die Band? Nachdem die nächsten Singles floppten war mir klar, wo ich hingehöre. Seitdem bin ich ein Teamplayer.“

Ginge es nach ihm, wäre er das noch heute. Doch trotz aller Bemühungen: Ray lässt sich nicht erweichen. „Ich hätte gerne etwas zu unserem Fünfzigsten gemacht, ein Album, eine Tour, ein besonderes Konzert. Aber er schien nicht interessiert zu sein. Und als wir es letztes Jahr tatsächlich schafften, an ein paar Demos zu basteln, merkte ich nach und nach, dass er nicht bei der Sache war, weil er nebenbei, wie ich später erfuhr, ein Soloalbum aufnahm. Ich war wirklich vor den Kopf gestoßen, dass er es nicht einmal für nötig hielt, mich darüber zu informieren, sondern mich einfach im Studio stehenließ.

Lest mehr im eclipsed Nr. 190 (05-2017).