Er war so britisch, wie man das der selbstsüchtigen, extrovertierten Welt des Pop nur wünschen konnte. Nicht zuletzt zeigte sich das in seiner von Ironie durchtränkten Selbstsicht. Seinen Job und seine Verdienste als Produzent nahm er nie zum Anlass, die eigene Person in den Vordergrund zu stellen. Lieber trat er hinter das Werk zurück und pries das künstlerische Genie seiner Klienten. In einer Zeit, als er das Studio als musikalisches Instrument zu etablieren half, sah er sich, so sagte er einmal, in der Tradition jener tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten, die dereinst als „waghalsige Piloten, ganz ohne Plan und im offenen Cockpit“ den Luftraum erobert hatten. Very British, indeed.
Tatsächlich hat George Martin wie kaum ein anderer neue Welten in der Schallplattenproduktion erforscht, seine Arbeit setzte bleibende Maßstäbe. Mehr noch, er hat der populären Musik bis dahin fremde Horizonte eröffnet. Was der gebürtige Londoner neben seinen mehr als fünftausend Aufnahmen, darunter dreißig Nr. 1-Hits, tatsächlich hinterlassen hat, können sechs Grammys, zwei Brit Awards (einer davon für sein Lebenswerk), die Aufnahme in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ sowie der Ritterschlag durch die Queen nicht annähernd abbilden. Reden wir also über Musik.
Als vier grüne Jungs, die bald als Beatles Weltruhm erlangen sollten, an jenem 6. Juni 1962 im Studio 3 der Londoner EMI-Studios zu ihrer ersten Audition antraten, war Martin bereits sechsunddreißig Jahre alt. Ein alter Hase, der dennoch zu den Jüngsten in seinem Metier zählte...