THE DOORS - Das ungeliebte Doppel

23. September 2015

The Doors

John Densmore, ein weißhaariger 70-Jähriger, atmet tief durch: „Als Jim in Paris war, bastelten wir weiter an neuen Songs, die wir nach seiner Rückkehr mit ihm aufnehmen wollten“, so der Schlagzeuger der Doors. „Je länger er in Frankreich blieb, desto mehr Material wurde es. Als wir die Nachricht von seinem Tod erhielten, waren wir gerade im Studio. Meine erste Reaktion war: Wahrscheinlich liegt er betrunken am Strand von Haiti. Dann spielten wir weiter, bis uns die volle Tragweite bewusst wurde.“

Es sei ein riesiger Schock gewesen. „Doch schon nach wenigen Tagen machten wir weiter. Die Musik hatte einen heilenden Effekt auf uns. Von daher war klar, dass wir die Band fortsetzen und zumindest diese Songs veröffentlichen mussten.“ Was knapp drei Monate nach Morrisons Tod passierte. Zunächst mit „Other Voices“, das mit dem expressiven „Tightrope Ride“ und dem coolen „I’m Horny, I’m Stoned“ ein paar großartige Nummern enthält und sehr doors-typisch ist. Nur: Jims Gesang fehlt an allen Ecken und Enden. Was den verbliebenen drei durchaus bewusst gewesen sein muss. Immerhin heißt die letzte Nummer „Hang On To Your Life“ und glänzt mit der Zeile: „Life ain’t so easy when you’re on your own“.

Ein ernüchternder Platz 31 in den US-Billboard-Charts hielt Densmore, Robby Krieger und Ray Manzarek jedoch nicht davon ab, es im folgenden Jahr noch einmal mit „Full Circle“ und einem Vorstoß in Funk- und Jazzgefilde zu versuchen. Ein kolossaler Flop, trotz des witzigen „The Mosquito“ und einer erfolgreichen Europatournee. „Wir gaben unser Bestes, doch das reichte nicht. Wir konnten Jim nicht ersetzen.“ Deshalb machten sie sich daran, prominenten Ersatz zu finden. Sie sprachen mit Iggy Pop, Paul Rodgers, Joe Cocker und sogar mit Paul McCartney, bekamen aber eine Absage nach der anderen. „Niemand wollte in Jims Fußstapfen treten. Und im Nachhinein verstehe ich das auch. Es wäre schlichtweg unmöglich gewesen, das reinste Himmelfahrtskommando.“

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 174 (Oktober 2015).