EIN TODSICHERES GESCHÄFT - Jeff Jampol managt verblichene Rockstars

Ein lukratives Business, wie sein Büro am Sunset Boulevard von Los Angeles verdeutlicht. Denn Jampol Artist Management Inc. residiert im Plaza del Sol – im Epizentrum von Hollywood. Die Wände sind übersät mit Rockdevotionalien, drei Mitarbeiter und eine Sekretärin wirken schon am frühen Montagmorgen dezent gestresst, und der Chef empfängt hinter einem monströsen Schreibtisch, der völlig überladen ist mit Aktenordnern, Büchern, CDs und Notizzetteln. Der erste Eindruck: kein glatter Geschäftsmann im Designeranzug, aber auch kein Vollnerd. Jeff Jampol ist ein großer, bulliger Typ in Jeans und T-Shirt, dessen Händedruck geradezu schmerzhaft ist und der sich als Mischung aus Musikfreak und Vermarktungsgenie erweist. Schließlich hat er eine Marktlücke entdeckt, die – weil der Rock’n’Roll immer älter wird – absolut krisensicher ist und bei der er bislang keine Konkurrenz hat.

eclipsed: Wie wird man zum Manager toter Musiker?

Jeff Jampol: Das war purer Zufall: Ich war mit Danny Sugerman befreundet, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr für die Doors gearbeitet hat. Er hat mich oft angerufen, weil er meine Meinung zu irgendwelchen Marketingsachen hören wollte. Bis er an Lungenkrebs erkrankte und mich zu seinem Partner machte. Ich kümmerte mich dann ums Geschäftliche, damit er sich auf das Kreative konzentrieren konnte. Er hat mir viel beigebracht. Dadurch bin ich überhaupt erst in der Lage, diesen Job zu machen, der sehr speziell ist. Und jeder, der sich daran versucht, leidet zunächst einmal unter dem, was ich das Jackson-Pollock-Syndrom nenne.

eclipsed: Die Vorstellung, etwas ganz problemlos selbst hinzubekommen, auch wenn es de facto unmöglich ist?

Jampol: Genau. Es ist, als ob man ein Gemälde von Pollock betrachtet und denkt: „Das kann ich auch!“ Ein gewaltiger Irrtum, der mir schon selbst passiert ist. Denn als ich mir damals das Imperium der Doors anschaute, dachte ich: „Das kann so schwer nicht sein.“ Doch das war es. Mehr noch: Ich hatte keine Ahnung, was ich da tue. Und genau das ist das erste Symptom des Pollock-Syndroms: dass du nämlich keine Ahnung hast, dass du keine Ahnung hast. Und Danny hielt mich so lange am Leben, bis ich verstanden hatte, worum es bei diesem Geschäft geht. Das hat dafür gesorgt, dass die Doors-Umsätze regelrecht explodiert sind. Als ich da eingestieg, verkaufte die Band zwischen 300.000 bis 350.000 Alben im Jahr, und die Zahlen gingen ständig zurück. Aber nach ein paar Umstellungen waren es plötzlich eineinhalb bis zwei Millionen Alben. Und die Merchandise-Umsätze wuchsen sogar um 800 Prozent. Da dachte ich mir: Wenn das bei Jim Morrison funktioniert, warum nicht auch bei anderen?

eclipsed: Warum ist vor dir noch niemand auf die Idee gekommen, sich auf diese Art von „Kunden“ zu konzentrieren?

Jampol: (lacht) Vielleicht hat es mit Kurzsichtigkeit zu tun. Die Popkultur wurde ja lange als Eintagsfliege belächelt. Deshalb hatte Beatles-Manager Brian Epstein mit gerade mal zehn Prozent Gewinnbeteiligung auch den schlechtesten Merchandise-Deal aller Zeiten abgeschlossen. Jeder glaubte, dass es sich um eine Modeerscheinung handelte. Aber fünfzig Jahre später existieren der Rock’n’Roll und die Popkultur immer noch, und deshalb haben wir heute Nachlässe und Nachlassverwalter.

Mehr Infos: wemanagelegends.com

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 178 (März 2016).