Leiser Aufschrei - NICK DRAKE verstarb vor vierzig Jahren

27. November 2014

Nick Drake

Die kurze Karriere des Nick Drake bedient den Topos des früh verstorbenen, wehmütigen Poeten. Zu Lebzeiten nicht mehr als ein Hauchen im tosenden Tumult des Musikgeschäfts, fand sein überschaubares Werk nach seinem Tod zunehmend die verdiente Anerkennung. Zahlreiche Biografien und Nennungen in Bestenlisten haben dazu beigetragen, seine melancholische, intensive Musik einem neuen Publikum nahe zu bringen. Nicholas Rodney „Nick“ Drake wurde am 19. Juni 1948 in Burma geboren, wo es den Vater aus beruflichen Gründen hin verschlagen hatte. Kurze Zeit später zogen seine Eltern zurück nach Großbritannien, wo er ab 1965 heftig mit dem aufkommenden britischen Folk flirtete.

Der überaus talentierte Gitarrist, Sänger und Songschreiber fand innerhalb kürzester Zeit einen eigenen Stil, der zwar grob mit dem von Bands wie Fairport Convention oder dem des frühen John Martyn vergleichbar ist, aber noch stärker das kulturelle Erbe des eigenen Landes belieh. Drakes Texte haben die Eindringlichkeit eines John Keats oder Lord Byron, während seine Musik die Idylle und dunkle Romantik der Präraffaeliten vor dem geistigen Auge erstehen lässt, ähnlich John William Waterhouses berühmtem Gemälde „The Lady Of Shalott“. Das von Joe Boyd für Witchseason produzierte und auf Island veröffentlichte Debüt „Five Leaves Left“ (1969) konnte kaum die dreitausend Exemplare Mindestauflage absetzen, genauso wie das wegen seiner teils überladenen Arrangements von Drake selbst verpönte „Bryter Layter“ (1970).

Der introvertierte, schüchterne Musiker trat selten auf und kämpfte mit schweren psychischen Problemen. Ein Psychiater verordnete ihm das Antidepressivum Tryptizol in Kombination mit verschiedenen Tranquilizern. Drakes Leiden linderte dieser Cocktail kaum. Er kapselte sich ab, schrieb in seiner Abgeschiedenheit aber weiter Songs. Im Herbst 1971 erbat er schließlich beim Produzenten John Wood Studiozeit. Da die Sound Techniques Studios in London tagsüber belegt waren, blieb für ihn nur die Möglichkeit nachts aufzunehmen.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 166 (Dez 2014/Jan 2015).