MR. ROCKPALAST - Vor 40 Jahren schrieb PETER RÜCHEL Fernsehgeschichte mit der „1. Rocknacht“

22. März 2017

Rockpalast

Das unauffällige Reihenhaus unterm Bayer-Kreuz gleicht einem Versteck. Und auch im Inneren weist nichts darauf hin, dass hier jemand wohnt, der sein berufliches Leben mit Jugendkultur und Rockmusik zugebracht hat: keine gerahmten Bilder mit befreundeten Musikern, keine Goldenen Schallplatten, signierten Instrumente oder sonstige Devotionalien. Nicht einmal Billyregale mit LPs. Stattdessen ist Peter Rüchels Arbeitszimmer überladen mit Büchern und Zeitschriften. Sortiert nach einem System, das nur er kennt. Und er sitzt gerne im Dunkeln oder im Halbdunkel. Als eclipsed am frühen Nachmittag bei ihm in Leverkusen aufschlägt, ist es noch hell. Als wir uns zweieinhalb Stunden später verabschieden stockfinster.

Dazwischen gibt es Kaffee, und Rüchel, der sein schlohweißes Haar immer noch schulterlang trägt, aber kein Althippie sein will, redet viel – ruhig, sachlich, druckfrisch. Fast so, als würde er seine Memoiren diktieren, und mit einem Gusto, als wäre er noch schwer aktiv. Und irgendwie ist er das auch: „Der Rockpalast macht einen zentralen Teil meines Lebens aus. Das waren vierzig Jahre, in denen ich pausenlos beschäftigt war. Und es war kein Muss, sondern entsprach absolut dem, was ich machen wollte. Ich habe mein Geld also mit dem verdient, was mir am Herzen lag.“

Und das war: Livemusik ins deutsche Fernsehen zu bringen. Zuerst mit einer wöchentlichen Dreißig-Minuten-Sendung, die in den Räumlichkeiten des WDR in der Kölner Südstadt produziert wird, dann mit den sogenannten Rocknächten, die zwischen 1977 und 1986 zweimal jährlich in der Essener Grugahalle stattfinden, mit Festivals auf der Freilichtbühne Loreley sowie Clubkonzerten in Hamburg, Berlin und Bochum, zu denen viele spannende Künstler und Bands antreten. Das alles organisiert er in einer knapp zehn Quadratmeter großen Schaltzentrale im siebten Stock des Kölner Vierscheibenhauses, die nicht selten einem Kriegsgebiet gleicht. „Alle paar Monate war das Büro mit LPs zugewachsen, und ich habe alles verschenkt, um da auch nur halbwegs arbeiten zu können.“

Lest mehr im eclipsed Nr. 189 (04-2017).