NEW MODEL ARMY - Der Winter naht

24. August 2016

New Model Army

Zwar gibt Justin Sullivan in dem Kölner Hotel, in dem er zu Interviews empfängt, wie gewohnt den freundlichen und intelligenten Gesprächspartner. Doch bereits nach zwei Fragen hat der 60-jährige Sänger und Gitarrist wenig Lust, über die neue Platte „Winter“ zu reden. Lieber echauffiert er sich über seine Regierung, den Neoliberalismus und rechte Populisten. Was das Gespräch noch interessanter macht.

eclipsed: Das neue Album klingt ungestümer als der Vorgänger „Between Dog And Wolf“, der dominiert wurde von archaischen Drums. Ein Schritt zurück?

Justin Sullivan: Auf dem letzten Album versuchten wir, diesen speziellen Sound zu erschaffen. Für mich klangen die letzten Platten ein bisschen so, als hätten wir sie einfach runtergespielt. Wir wollten eine opulente Studioproduktion, die gar nicht erst versucht, den Sound unserer Konzerte einzufangen. Und das Album klingt fantastisch, aber wir wollten diesen Prozess nicht wiederholen.

eclipsed: Die Texte auf „Winter“ wirken verklausuliert, insgesamt gewinnt man den Eindruck, als ginge es um eine Beschreibung der menschlichen Kultur als Ganzer.

Sullivan: Ich finde die Texte eigentlich ziemlich direkt. Sie reflektieren die schwierige Situation, in der sich die Welt befindet. (redet sich unvermittelt in Rage) Ich wusste in dem Moment, als David Cameron das Referendum über den Austritt Großbritanniens aus der EU ankündigte, dass das „Nein“-Lager siegen wird. Versteh mich nicht falsch, das ist eine Katastrophe, aber es ist das Ergebnis davon, dass die Mächtigen den Menschen nicht mehr zuhören. Hätten sie in die Gesellschaft hineingehört, hätten sie gewusst, dass es diese danach dürstet, ihnen einen Denkzettel zu verpassen. Es war der große Moment für die Menschen „Fuck You!“ zu schreien, ohne auch nur im Entferntesten an die Konsequenzen zu denken.

Lesen Sie mehr im eclipsed Nr. 183 (September 2016).