Der 73-jährige Kalifornier Steven Gene Wold wohnt auf einer Farm in Norwegen, baut Gitarren aus Schrott, spielt dreckigen Blues, nimmt in der heimischen Küche auf und verkauft trotzdem Millionen von Alben. Eine schallende Ohrfeige für die Musikindustrie – genau wie sein neuestes Werk „Sonic Soul Surfer“. Denn trotz Erfolg und Promi-Freunden: Der ehemalige Landstreicher bleibt seinen Prinzipien treu.
eclipsed: Du hast eine regelrechte Traumkarriere hingelegt, gibst dich aber weiter betont bodenständig und unangepasst. Ist das Marketingstrategie oder bist du tatsächlich so ein Querdenker und Nostalgiker?
Seasick Steve: Ich bin einfach altmodisch. Schon als Kind war ich überzeugt, dass alles aus den 40ern besser ist als das aus den 50ern. Daran hat sich nichts geändert. (lacht) Wobei das nicht bedeutet, dass ich alles Moderne ablehne. Ich habe zum Beispiel ein Mobiltelefon, weil das sehr praktisch ist. Aber wenn es ums Aufnehmen geht, bestehe ich auf analogem Equipment. Ich weiß damit umzugehen, und es klingt besser als aus dem Computer.
eclipsed: Worin besteht der Reiz von Holzfällerhemden und Latzhosen? Hast du nie Lust, mal einen schicken Anzug zu tragen?
Seasick Steve: (lacht) Ich habe Fotos von mir als Vierjährigem, auf denen ich exakt dasselbe trage wie heute. Ich käme nie auf den Gedanken, daran etwas zu ändern.
eclipsed: Demnach ist Seasick Steve keine Kunstfigur, sondern echt?
Seasick Steve: Es gibt keinen anderen Charakter, in den ich schlüpfen könnte, wenn ich nach Hause komme. Keine Ahnung, wie das meine Kollegen handhaben, aber ich bin immer nur ich.