Der Output von Pink Floyd & Co war und ist begrenzt, doch immer wieder gibt es für Liebhaber dieses speziellen Stils neue Bands, die sich eng an die Vorlage anlehnen. So auch das Projekt Huxley Would Approve...
eclipsed: Könnt ihr mal kurz erklären, wo ihr herkommt? Für unsere Leser seid ihr ja ein noch unbeschriebenes Blatt.
Joe Bolieiro: Hi, ich bin Joe Bolieiro aus Toronto, Kanada.
Rainer Schneider: Ich komme aus dem Saarland, bin Musiker und dem einen oder anderen vielleicht am ehesten bekannt als Sänger und Bassist der Pink-Floyd-Tribute-Band The Final Cut. Ich bin ein großer Fan des Art-Rock, von klassischem Prog und Rock (Genesis mit Hackett, auch gerne Hackett solo, Floyd/Waters, Yes, Deep Purple, Rush usw.), von experimenteller Musik (Zappa, King Crimson usw.) sowie aktuelleren Bands und Künstlern (Crippled Black Phoenix, Porcupine Tree, Steven Wilson, Opeth usw.).
eclipsed: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Joe Bolieiro?
Schneider: Vor ein paar Jahren hatte ich die Idee, wieder einmal eigenes Material zu bearbeiten, und suchte hierzu einen Texter (am liebsten einen englischen Muttersprachler). Übers Internet meldeten sich einige Leute. Joe hatte die interessanteste Konzeptidee, und so kam es zu einer immer enger werdenden Zusammenarbeit.
eclipsed: Erläutere mal kurz die ganz grundlegende Idee des Projektes Huxley Would Approve und den Namen.
Bolieiro: Der Grundgedanke besteht darin, dass es möglich ist, Licht im Dunkel und der Unsicherheit, die uns heutzutage umgibt, zu finden. Der Name stammt aus einer Textzeile aus dem „Part Two“ des Projekts. Huxley würde natürlich die „Delta“-Freundin unseres Protagonisten gutheißen. Das ist alles, was ich dazu sagen kann, ohne zu viel zu verraten.
eclipsed: Wovon handelt die Story des Albums, welches ja nur Part I ist.
Bolieiro: Unser Protagonist denkt darüber nach, wer er ist. Er ist besorgt wegen der Vorgänge in der Welt und der Gleichgültigkeit der Menschheit. Er versucht vergeblich, aus seinem narzisstischen Gefängnis auszubrechen, und sucht nach Antworten in seiner technologischen „iChurch“. Am Ende von Part I sieht es nicht gut für ihn aus. Doch mit der Zeit wird er mehr und mehr zum Propheten. Die Menschen sollten seiner Warnung Beachtung schenken.
eclipsed: Das Konzeptalbum verweist mit Namen und Geist auf den dystopisch-warnenden Charakter des Sci-Fi-Visionärs Aldous Huxley und ist extrem ambitioniert: neben Huxley wird auch noch die Psychologie C.G. Jungs verwurstet? Ist das nicht zu viel des Guten?
Bolieiro: Nicht wirklich. Das Album handelt nicht von Huxley oder Jung. Es geht um unseren Protagonisten. Das Konzept des Albums nutzt ganz zwanglos Huxleys Dystopie als Rahmen, und wir bohren nicht tiefer, da wir dem eh nicht gerecht werden würden (lest das Buch). Bezüglich Jung kommt unsere Geschichte hauptsächlich mit zwei seiner Konzepte in Berührung, nämlich dem „Schatten“ (unsere eigene dunkle Seite, die wir alle akzeptieren müssen, aber verleugnen) und der „Anima“.
Schneider: Gerade dieses Zwiegespaltene unseres Protagonisten fand ich sehr interessant. Durch die weibliche Stimme von Judith Mattes-Schneider (als Anima) in Kombination mit meiner Stimme haben wir eben genau das versucht, musikalisch umzusetzen.
eclipsed: Musikalisch ist das deutliche Vorbild Pink Floyd. Insbesondere Roger Waters, was die Texte und den paranoiden Klangcharakter anbelangt. Gerade „Amused To Death“, Waters’ bestes Solowerk, scheint hier durch. Wie stehst du zu Waters?
Schneider: Ich bin seit vielen Jahren ein großer Fan von Pink Floyd und speziell der Werke von Roger Waters. Er ist ganz sicherlich ein großer musikalischer Einfluss für mich. Speziell den Song „A Grave New World“ auf der CD verstehe ich als Hommage an diesen großartigen Künstler.
eclipsed: Bist du in Sachen Sounds und Klangbild nicht ein wenig zu nah am Meister der Nachkriegs- und Überwachungsstaat-Paranoia?
Schneider: Haha, dann hättest du mal die ersten Versionen des Albums hören sollen. „Part One“ ist aufgrund seiner konzeptionellen Thematik sicherlich keine leichte Kost und die Grundstimmung sehr düster – was im Bereich Prog ja nichts Außergewöhnliches ist. Bei der musikalischen Umsetzung versuchte ich, diese Emotionen abzubilden. Klar gibt es sicherlich Elemente, die Stilistiken von Floyd oder Waters beinhalten, aber ich glaube, wer tiefer in das Album einsteigt, wird ganz sicher viele weitere Facetten der unterschiedlichsten musikalischen Einflüsse (klassische und zeitgenössische) erkennen.
eclipsed: Du beziehst dich zudem auch auf die berühmte Zeile aus „Wish You Were Here“ – was hat es damit auf sich?
Bolieiro: Für mich ist der Song mehr „Wish (I) Was Here“. Es könnte um mich gehen (um uns alle, um genau zu sein) und wie wir von Zeit zu Zeit abwesend sind von unseren Beziehungen, unserer Verantwortung gegenüber dem Leben! Unser Protagonist betrachtet sich im Spiegel und denkt darüber nach, wer er wirklich ist. Sein Spiegelbild ist jemand anderes. Könnten diese beiden widersprüchlichen Ausprägungen derselben Person nur „two lost souls swimming in a fish bowl year after year running over the same old ground” sein? Ja! Wir müssen eins werden, indem wir unsere dunkle Seite („Schatten“) akzeptieren.
eclipsed: Wie siehst du die aktuellen globalen Entwicklungen, die du reflektierst, wie Social-Media-Wahn, Selbstüberwachung und „Smombies“? Geben wir freiwillig unsere persönlichen Freiheiten her?
Schneider: Die Entwicklung ist beängstigend. Ich beobachte junge Leute, wie sie nicht mehr wirklich miteinander kommunizieren. Die Cyber-Realität dringt mehr und mehr in den Lebensalltag ein. Vielleicht sollte man den Kindern und Jugendlichen in den Schulen wieder beibringen, wie man eine gute CD oder LP in Ruhe genießt. Das könnte vielleicht helfen.
eclipsed: Das Album atmet ohne Frage großen Pink-Floyd-Geist. Schade nur, dass die Produktion dem gesetzten Anspruch nicht standhalten kann und deshalb wohl eher ein Fan-Produkt bleiben wird. Wie siehst du das?
Schneider: Unser Anspruch bestand nie darin, eine Art Floyd-Album zu machen. So was würde auch niemand zustande bekommen. Ich wollte ein interessantes Art-Rock-/Prog-Album abliefern und bin, genau wie Joe, mit dem Endprodukt sehr zufrieden. Klar, einem Projekt wie unserem stehen nicht die technischen Möglichkeiten eines Steven Wilson oder James Guthrie zur Verfügung. Aber wir sind stolz auf unser Erstlingswerk, und die Resonanzen sind bisher sehr positiv.
eclipsed: Wie geht es mit Huxley Would Approve weiter?
Schneider: Wir arbeiten bereits an „Part Two“ des Konzeptalbums und hoffen, es in etwa einem Jahr veröffentlichen zu können. Das wird dann stilistisch weniger düster, und die veränderte Stimmung unseres Protagonisten gibt Raum für weitere musikalische Experimente. Anschließend wollen wir das ganze Konzept live aufführen. Die Musiker hierzu stehen schon in den Startlöchern.
Interview: Walter Sehrer
Top-5-Pink-Floyd-Alben
Rainer: Ich bin eigentlich nicht so wirklich Floyd-fixiert, daher hier mal meine 5 Top-Alben allgemein:
1. Genesis – Foxtrott
2. Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing
3. Roger Waters – Amused To Death
4. Opeth – Pale Communion
5. Crippled Black Phoenix – (Mankind) The Crafty Ape
Aber wenn du‘s in Sachen Floyd unbedingt wissen willst: ;-)
1. Amused To Death
2. The Wall
3. Animals
4. The Final Cut
5. The Dark Side Of The Moon
Joe:
1. The Dark Side Of The Moon
2. The Wall
3. Wish You Were Here
4. Animals
5. The Final Cut