We shall overcome - SUZANNE VEGA setzt Carson McCullers´ Forderungen auf Wiedervorlage

23. November 2016

Suzanne Vega Carson McCuller

Die Zeiten, als die gebürtige Kalifornierin mit Wohnsitz Manhattan für Folkpophits wie „Luka“, „Marlene On The Wall“ oder „Tom’s Diner“ stand, sind endgültig passé. Heute, mit 57, ist der Superstar der 80er in der Kunst- und Theaterwelt zu Hause – als Regisseurin, Drehbuchautorin und Komponistin. Weshalb sich ihr aktuelles Projekt „Lover, Beloved“ auch als eine Mischung aus Studioalbum und ihrem mittlerweile zweiten Bühnenstück über die US-Schriftstellerin Carson McCullers (1917-1967) erweist. Von der sei sie, so gesteht Vega lächelnd, fast ein bisschen besessen: „Ich habe das Gefühl, dass sie ihrer Zeit weit voraus war und sehr darunter gelitten hat. Sie war gesellschaftskritisch, bisexuell, außerordentlich talentiert und sehr sensibel. Außerdem war sie schon als junges Mädchen schwer krank, sie hatte ihr ganzes Leben lang gesundheitliche Probleme. Als sie 30 war, erlitt sie einen Schlaganfall und blieb halbseitig gelähmt. Trotzdem hat sie jeden Tag gearbeitet, und ihr Werk zeichnet sich durch eine kämpferische Note aus. Dafür bewundere ich sie.“

Soll heißen: Für Suzanne Vega ist Carson McCullers eine starke Frau. Eine Rebellin der Literatur, die provoziert und polarisiert hat. Und deren Werke wie der Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ oder die Novelle „Die Ballade vom traurigen Café“ für gewagtes liberales Gedankengut in einer extrem konservativen Zeit standen. Zugleich war sie aber auch eine tragische Heldin: angewiesen auf einen Rollstuhl, alkohol- und drogenabhängig und gefangen in einer Ehe, die sie als Hölle auf Erden empfand. Ein Stoff, mit dem Vega erstmals am College in Berührung kam. Sie war davon so fasziniert, dass sie 2011 das Theaterstück „Carson McCullers Talks About Love“ am Broadway inszenierte. Weil sie damit aber nie wirklich zufrieden war, gibt es nun eine überarbeitete Version, die am 21. Oktober in Los Angeles Premiere feierte und in den nächsten Wochen und Monaten kreuz und quer in den USA aufgeführt werden soll.

Lest mehr im eclipsed Nr. 186 (12-2016/01-2017).