eclipsed Nr. 182 / 7/8-2016

RETRO? ROCK! - Blues Pills und die neue Generation Rock

Rock’n’Roll im Konferenzzimmer. Soweit haben es Blues Pills mittlerweile gebracht. Beim ersten persönlichen Gespräch, das eclipsed mit Dorian Sorriaux und Elin Larsson führte, nur wenige Kilometer vom jetzigen Treffpunkt in einem Kölner Nobelhotel entfernt, ging es weit weniger gesittet zu: halbnackig und reichlich verschwitzt nach einem Supportgig für Orchid empfing uns die Band damals im Backstageraum des räudigen, wiewohl charmanten Gebäude 9. Noch keine drei Jahre ist das her, und schon damals war uns klar, dass da ein Rohdiamant zu funkeln begann. Der 2014 veröffentliche erste Longplayer führte zu weiterem Schulterklopfen.

THE BEACH BOYS - Die Kathedrale des Pop

Im Mai 1966 erscheinen 36 Minuten Musik, die die Popwelt für immer verändern: Brian Wilson, Mastermind der Beach Boys, legt das erste Konzeptalbum und zugleich das erste psychedelische Epos der Geschichte vor: „Pet Sounds“. Ein Meilenstein, der die Beatles zu „Sgt. Pepper’s“ inspiriert, seinen Schöpfer an den Rand der Selbstzerstörung führt und heute seinen 50. Geburtstag begeht. Grund genug für eine ausführliche Laudatio.

ERIC CLAPTON - Geschlossene Gesellschaft

Ursprünglich gestartet, um Geld für Eric Claptons Drogenklinik in der Karibik zu beschaffen, gilt das „Crossroads Guitar Festival“ inzwischen als Institution, wo sich die besten Gitarristen des Planeten ein Stelldichein geben. Nun zieht Clapton, der eben erst das respektable Alterswerk „I Still Do“ veröffentlicht hat, mit dem aufwendigen Drei-CD-Boxset „Crossroads Revisited“ eine eindrucksvolle Zwischenbilanz „seines“ Festivals.

JON ANDERSON & ROINE STOLT - Die reine Lehre

Jon Anderson ist zurück. Nach dem halbgaren Experiment mit der AndersonPonty Band arbeitet der 71-Jährige inzwischen mit Trevor Rabin und Rick Wakeman an einem Album. Zuvor bekommen die Fans „Invention Of Knowledge“ zu Gehör – neue „Yes-Musik“, die Anderson gemeinsam mit Flower King Roine Stolt aufgenommen hat. Labelboss Thomas Waber brachte die beiden Prog-Hochkaräter vor zwei Jahren während der Konzertkreuzfahrt „Progressive Nation At Sea“ zusammen. Eine bestechende Idee.

FATES WARNING „Die Antworten behalte ich für mich“

32 Jahre nach ihrer Gründung hat die US-amerikanische Formation Fates Warning der Öffentlichkeit mit „Theories Of Flight“ einmal mehr eine echte Progressive-Metal-Perle ausgehändigt. Gitarrist Jim Matheos sprach mit eclipsed über persönliche Momente auf der neuen Platte und über die Rückkehr zu „Awaken The Guardian“.

BIG BIG TRAIN - Flammende Folklore

Sie mögen einen der blödesten Namen in der Szene haben – darüber sieht der Anhänger epischer Progressive-Klänge geflissentlich hinweg, sobald er die Musik des britischen Projekts Big Big Train zu hören bekommt. Seit der Gründung 1990 verliert sich die Formation immer noch tiefer und profunder in der komplexen Welt des Prog. Besonders auffällig ist diese permanente Weiterentwicklung bei der aktuellen Veröffentlichung: Big Big Train geben dem Begriff „Folklore“ eine ganz neue, progressive Bedeutung.

SWANS - Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!

Nach 34 Jahren und 14 Alben schickt Michael Gira die Swans in Rente. Was als Nächstes kommt, weiß er noch nicht – der US-Amerikaner muss einige Sachen in seinem Leben sortieren. Aber der Abschied unter dem vielsagenden Titel „The Glowing Man“ gleicht einem Paukenschlag – laut und mächtig. eclipsed traf den 62-Jährigen in Berlin.

THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE - London calling

Als Jimi Hendrix vor 50 Jahren, im Sommer 1966, in New York erstmals eine eigene Band auf die Beine stellte, kannte ihn kein Mensch. Bis dahin hatte er sein Geld als Begleitmusiker bei prominenten R’n’B-Acts verdient. Wenige Monate später aber schon bejubelte ihn Swinging London als neuen Zampano und Superstar der internationalen Rockszene – Protokoll der Formierung der Jimi Hendrix Experience und ihres atemberaubenden Aufstiegs...

Dunkler Monolith - Am 15. Juli würde Joy Divisions IAN CURTIS 60 Jahre alt werden

Kaum ein Song der Rockgeschichte ist so eng mit dem Schicksal seines Schöpfers verknüpft: Joy Divisions düsteres „Love Will Tear Us Apart“ bleibt auf ewig umweht vom Wissen um den Selbstmord ihres Frontmanns Ian Curtis im Alter von 23 Jahren. Sein Mythos überlagert jedoch nicht nur das schmale Werk der britischen Postpunk-Band, die sich nach Curtis’ Tod am 18. Mai 1980 entschloss, unter anderem Namen weiterzumachen. Er inspirierte auch zahlreiche Künstler. Doch wer war dieser Mensch, dessen Verzweiflung Legende wurde?

EMERSON, LAKE & PALMER - Welcome back in black

Ende letzten Jahres vereinbarten BMG UK und Emerson, Lake & Palmer einen weltweit gültigen Deal über die Rechte an 17 Alben aus dem Katalog des ruhmreichen Progressive-Rock-Trios. Ende Juli startet die Wiederveröffentlichung mit der Retrospektive „The Anthology“, die 39 Songs aus den Jahren 1970 bis 1998 digital remastert beinhaltet. Am selben Tag erscheinen die ersten drei ELP-Werke in Deluxe-Versionen mit jeder Menge Bonustracks. Leider erlebt Keith Emerson die geschmackvolle Aufbereitung des Banderbes nicht.

Harmonien aus der Petrischale - RADIOHEAD erweisen sich als gewohnt experimentierfreudig

Das neue Radiohead-Album ist draußen. Es trägt den Titel „A Moon Shaped Pool“ und war einmal mehr begleitet von einer – mittlerweile nicht mehr groß überraschenden –Onlinekampagne. Erst löste sich die Bandhomepage nach und nach auf, bis nur noch eine weiße Fläche zu sehen war, gleichzeitig verschwanden alle Einträge aus den Social-Media-Accounts der Band. Kurz darauf waren auf der Seite die Worte „Burn The Witch“ zu lesen. Einen Tag später dann ein mysteriöser Videoclip zu einem Song gleichen Namens und die Ankündigung, dass am kommenden Sonntag etwas passieren würde.

Forever young - Auf „Everchild“ beschwören DARK SUNS den Traum von der immerwährenden Kindheit

Besetzungswechsel können Fluch und Segen zugleich sein. Risiko und Chance. Die 1997 gegründeten Dark Suns können davon ein Liedchen singen. Die Leipziger Band ist seit Jahren einer der spannendsten und wandelbarsten deutschen Progressive-Acts, musste dabei aber auch immer wieder Veränderungen an ihrer Musikerkonstellation vornehmen. Auf der Bühne agiert sie mittlerweile zu acht, sie hat einen Saxofonisten und einen Trompeter in ihr Line-up integriert und den nach „Orange“ (2011) zunächst als Tourschlagzeuger angeheuerten Dominique Ehlert fest auf dem Drum-Schemel installiert.

Selbstmord mit Ansage - THE JELLY JAM melden sich mit umfassender Gesellschaftskritik zurück

Die meisten Fans hatten die Band von Sänger/Gitarrist Ty Tabor (Kingʼs X), Bassist John Myung (Dream Theater) und Schlagzeuger Rod Morgenstein (Dixie Dregs) vermutlich schon seit ihrem Album „2“ (2004) nicht mehr wirklich auf dem Schirm. Grund: das Erscheinen des Comebackalbums „Shall We Descent“ (2011) fand im Prinzip unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. „Zu der Zeit standen wir ohne Plattenvertrag da, hatten aber trotzdem Bock, zusammen Musik zu machen und Songs einzuspielen“, blickt Tabor zurück.