eclipsed Nr. 194 / 10-2017

GENESIS - Show über zwölf Runden

Im Oktober jährt sich der Erscheinungstermin des Genesis-Klassikers „Seconds Out“ zum vierzigsten Mal. Zahlreiche Rockfans unterschiedlichster Couleur bezeichnen den Monolithen mit dem aus dem Boxsport entlehnten Titel als eines der aufregendsten Livealben, das je aufgenommen wurde. Gleichzeitig markiert er das Ende der progressiven Phase der weltberühmten Gruppe – nicht zuletzt wegen der Entscheidung ihres Gitarristen, nach Ende der hier verewigten Tour Genesis zu verlassen, um sich ausschließlich seiner Solokarriere zu widmen. Die zwölf Songs von „Seconds Out“ bildeten für die Band Gipfel- und Wendepunkt. Danach machte sie als Trio weiter, und die Pophits begannen zu fließen.

THRESHOLD - Kraft getankt

Fast dreißig Jahre nach ihrer Gründung sind Threshold auf dem Höhepunkt ihres kreativen Schaffens. Die englische Formation hat sich auf zwei Positionen neu formiert. Jetzt, so hat es den Anschein, ist sie schlagkräftiger denn je. Zumindest scheint Gitarrist Karl Groom im Gespräch über das neue Studioalbum vor Stolz zu platzen.

CALIGULA’S HORSE - Über die Kunst, ein Künstler zu sein

Mit „In Contact“ haben Caligula’s Horse ihr wohl bis dato ambitioniertestes Werk geschaffen. In diesem beschäftigen sich die Australier mit der Kunst als solcher und den Menschen, die sie erschaffen. Die dazugehörige Musik gestaltet sich erwartungsgemäß facettenreich und spiegelt sowohl die tragischen als auch optimistischen Untertöne der Geschichte wider.

GIZMODROME - Platz für Dingsbums

Wollte man den Kunstnamen der neuen Band von Stewart Copeland, Adrian Belew, Mark King und Vittorio Cosma entschlüsseln, erhielte man in etwa dies: Platz für Dingsbums. Und tatsächlich passiert auf dem ersten Album von Gizmodrome so viel, dass – würden die All-Stars nicht immer wieder mit viel Popappeal zu Werke gehen – einem schwindelig werden könnte. In Berlin standen Ex-Police-Schlagzeuger Stewart Copeland und der King-Crimson-Gitarrist a. D. Adrian Belew anlässlich der ersten Bestandsaufnahme dieser neuen spannenden Bandkonstellation zu Auskünften bereit.

KADAVAR - Mit uns nicht!

Kadavar lassen sich nicht verbiegen. Und schon gar nicht lässt sich die Vorzeigeband im Bereich Stoner Rock und Psychedelic Doom auf die Hauptachse des Rock zerren. In diesem Sinne war ihr letztes Album „Berlin“ denn auch nicht der Beginn einer großen Karriere, sondern eher ein Statement der Marke: Wir könnten, wenn wir wollten! Beim neuen Werk „Rough Times“ schlagen sie manches Mal in dieselbe derbe Kerbe, andererseits haben sie den Einfluss von Psychedelic und Spacerock erhöht. Gitarrist und Sänger Lupus fühlt sich pudelwohl dabei.

MOGWAI - „Selbst wenn wir leise sind, sind wir laut“

Um Bands wie Mogwai wird es niemals still. Selbst wenn sie zwischen ihren Alben für einige Jahre verstummen, hallen ihre Walls of Noise stets länger nach, als sie selbst sich zurückhalten könnten. Ihre Rückkehr ist stets furios. Vor zwanzig Jahren veröffentlichten sie ihr Studiodebüt „Mogwai Young Team“. Mit dem neuen Werk „Every Country’s Sun“ kehren die britischen Post-Rock-Größen zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Und erweitern gleichzeitig ihre Kampfzone.

SAGA - The last chapter

Vierzig Jahre Saga! Zu Beginn ihres Jubiläumsjahres gaben die kanadischen Neoprogger mit Zug zum Pop ihre Auflösung bekannt. Das führte vor allem in Deutschland zu langen Gesichtern, hatte die Band doch hierzulande ihre größten Erfolge gefeiert. Am Ende ihrer laufenden Tour soll endgültig Schluss sein. eclipsed fragt bei Sänger Michael Sadler und Keyboarder Jim Gilmour nach, was es für sie bedeutet, das letzte Kapitel in der Karriere ihrer Band aufgeschlagen zu haben.

THE ROLLING STONES - 1st Stone from the Sun

Es ist das wohl umstrittenste Album der Rolling Stones: Die Band selbst findet ihren psychedelischen Ausflug „Their Satanic Majesties Request“ von 1967 weitgehend misslungen, für viele Fans dagegen besitzt die Platte bis heute Kultstatus. So bringt denn ABKCO Music am 22. September eine limitierte Deluxe-Edition als Doppel-Vinyl und -Hybrid-SACD des Albums auf den Markt, die ohne Frage ihre Käufer finden wird. eclipsed erzählt aus Anlass ihres fünfzigsten Geburtstags die turbulente Entstehungsgeschichte der Originalplatte.

GENTLE GIANT - Mutsbrüder

Zehn Jahre lang hielten Gentle Giant den progressiv orientierten Teil der Rockwelt mit ihrem außergewöhnlichen Klangkosmos in Atem. Dem Sextett um die Brüder Derek, Phil und Ray Shulman – allesamt begnadete Sänger, allesamt begnadete Multiinstrumentalisten – war zwischen 1970 und 1980 kein Experiment im Spektrum von Klassik, Rock, Folk oder Pop zu gewagt, um sich nicht darauf einzulassen. Dieser Tage ist der von Steven Wilson gemixte Sampler „Three Piece Suite“ erschienen, darauf enthalten: elf Stücke der legendären ersten Studioalben „Gentle Giant“, „Acquiring The Taste“ und „Three Friends“.

BLACK COUNTRY COMMUNION - Vier gewinnt!

Alles zurück auf Anfang! Nur gut einen Kilometer entfernt von dem Kölner Hotel, in dem das Interview zur aktuellen Platte von Black Country Communion stattfindet, explodierte vor fünf Jahren Glenn Hughes. Damals promotete er deren drittes Album „Afterglow“: Dass kein anderer aus der Band sich bequemte, mit der Presse zu sprechen, und es auch keine Tour geben sollte, brachte Hughes in Rage. Die Folge: Joe Bonamassa und sein Manager Roy Weisman zogen die Reißleine und schoben BCC aufs Abstellgleis. Doch nun ist das Quartett zurück, und zwar mit der besten Mannschaftsleistung seit dem Debüt. Und Hughes ist sichtlich zufrieden.

Josh Homme von den QUEENS OF THE STONE AGE will seine Fans packen und anbrüllen

Er produziert die Arctic Monkeys, tourt mit Iggy Pop, komponiert für Lady Gaga und hat etwas von einem John Wayne der Rockmusik: Die Rede ist von Josh Homme, einem Baum von einem Kerl mit einer Vorliebe für harte Töne, geballten Idealismus und wildes Experimentieren. Attribute, die auch das neue Album seiner Queens Of The Stone Age auszeichnen. „Villains“ klingt wieder ganz anders als seine Vorgänger. Außerdem ist es so heimlich entstanden, dass es selbst im Internetzeitalter niemand mitbekommen hat, nicht einmal seine Plattenfirma. Laut Homme eine bewährte Taktik: „So vermeidet man externen Druck“, grinst der gebürtige Kalifornier. „Man gibt sich selbst die Chance, auch mal danebenzulangen, und nimmt die Alben quasi für sich selbst auf. Was Sinn macht, weil man ja niemanden zwingen kann, sie zu mögen. Ich achte primär darauf, dass sie mir gefallen. Heißt es dann: Ich hasse sie, ist das okay. Sie sind eben nicht für jedermann.“

Das US-Rocktrio SIMO überrascht sich und die Außenwelt mit einer radikalen Kehrtwende hin zum Groove

Das hätte JD Simo und seinen Kollegen niemand zugetraut. Die Öffentlichkeit hatte die Band aus Nashville in die Jam-Bluesrock-Schublade gesteckt. Obwohl sie mit ihrem vorletzten Album „Let Love Show The Way“ (2016) alles andere als enttäuscht haben, ist „Rise & Shine“ ein anderes, weitaus stärkeres Kaliber. Es ist funky, groovy, soulig, und dennoch haben sie Hendrix und den Psychedelic Bluesrock nicht komplett vergessen. Das Album ist schon jetzt ein definitives Highlight des Rockjahres 2017.