JIMI HENDRIX - Der Sprung ins Bodenlose
Nein, ein Ruf wie Donnerhall eilte Jimi Hendrix wahrlich nicht voraus, als er am 24. September 1966 in London an der Seite seines neuen Managers, des Ex-Animals-Bassisten Chas Chandler, aus dem Flugzeug kletterte. Doch schon wenige Monate nach seiner Ankunft war der Mann aus Seattle in aller Munde. Und zum Ende des Jahres 1967 hatte er nicht nur das Gitarrenspiel, sondern die Rockmusik insgesamt in eine neue Dimension befördert. „Plötzlich kommt dieser Unbekannte dahergelaufen, und die Hölle bricht los“, sagte Jack Bruce. Wir folgen Hendrix’ zahlreichen Stationen in diesem für ihn so entscheidenden Jahr, als der Unvergleichliche von der Regenbogenbrücke sprang.
LUNATIC SOUL - Das Ende naht
Nur wenigen Frontleuten einer Progressive-Rock-Formation gelingt, was Mariusz Duda gelungen ist: nämlich mit einem Soloprojekt ähnlich für Furore sorgen wie mit der Hauptband. Der Sänger und Bassist der Artrocker Riverside legt mit „Fractured“ das fünfte Album seiner leidenschaftlich gepflegten Nebenbeschäftigung Lunatic Soul vor. Im Interview deutet der Pole indes an, dass in nicht allzu ferner Zukunft Schluss sein könnte mit Lunatic Soul.
BLUES PILLS - We want more, we want more
In Zeiten des einbrechenden Tonträgermarktes gehörten Blues Pills von Anfang an zu den Bands, die nach dem Prinzip „Du hast keine Chance, also nutze sie“ verfahren. Der multinational besetzten Retrorockformation ging es darum, so viel wie möglich live zu spielen. Und so scheut sie seit ihrem Bestehen kein Festival, keinen Supportslot und auch keine noch so abwegige Location. Auf dem europäischen Festland sind sie längst zum Headliner avanciert. Einen Beweis ihrer Livegüte liefert die Band nun auch mit „Lady In Gold: Live In Paris“.
SONS OF APOLLO - Von wegen Dream Theater 2.0!
Schlagzeugerlegende Mike Portnoy und Keyboardhexer Derek Sherinian sind sich sicher: Ihre neue Formation Sons Of Apollo ist mehr als nur Progressive Metal. Gemeinsam mit Billy Sheehan, Ron „Bumblefoot“ Thal, Jeff Scott Soto und der Debüt-LP „Psychotic Symphony“ schicken sich die beiden an, die Musikwelt neu zu erobern.
TANGERINE DREAM - Elektronisches Getöse nach Froese
Nach dem Tod von Edgar Froese war lange unklar, ob und wie es mit Tangerine Dream weitergehen würde. Jetzt steht ihr fünfzigjähriges Jubiläum an, was Deutschlands dienstälteste Elektronikformation gebührend zu feiern gedenkt. So veröffentlicht die Gruppe, der kein Gründungsmitglied mehr angehört, das Studioalbum „Quantum Gate“. Auf diesem hat Froese noch seine Spuren hinterlassen. Gleichzeitig erscheint auch seine schon mehrmals angekündigte Autobiografie.
DAVID CROSBY - Geheime Kraftreserven
Mit seinen sechsundsiebzig Jahren ist David Crosby ein alter, kranker Mann. Weißhaarig, gebrechlich, geschlagen mit Diabetes und Hepatitis C. Aber was die Musik betrifft, erlebt der US-amerikanische Woodstockveteran gerade die produktivste Phase seiner Karriere. Sein neues Album „Sky Trails“ ist das dritte in drei Jahren – und eines seiner besten. Marcel Anders hat den sanften Rebell in Los Angeles getroffen.
TOM PETTY - The Wild One, Forever
Trauertweets und Beileidsbekundungen von prominenten Kollegen ohne Ende, weltweite Betroffenheit unter seinen Fans: Mit Tom Petty hat erneut einer der ganz Großen knapp drei Wochen vor seinem siebenundsechzigsten Geburtstag die große Bühne verlassen: Am Morgen des 2. Oktober wurde er mit Herzstillstand in seinem Haus aufgefunden, am Abend desselben Tages starb er in einer Klinik in Santa Monica.
EUROPE - Der Durchbruch nach dem Erfolg
Es ist einfach beeindruckend: Europe spielen in schöner Regelmäßigkeit Alben ein, die dem Hardrock eine Zukunft weisen, die aber auch sehr geerdet sind. Dies schafft die schwedische Formation, indem sie das weiterentwickelt, was ihre Vorbilder in den Siebzigern – von Deep Purple über UFO bis Thin Lizzy – als Hardrock definiert haben. Mit dem neuen Album „Walk The Earth“ setzen Europe diesen Weg konsequent fort.
ST. VINCENT - Gerichtstag
Annie Clark alias St. Vincent ist everybody’s darling: Die 35-Jährige US-Sängerin/Gitarristin begeistert Kritiker wie Kollegen, feiert beachtliche kommerzielle Erfolge und war durch die Liaison mit einem englischen Starmodel sogar Stammgast in der Klatschpresse. All das verarbeitet sie auf ihrem Album „Masseduction“, mit dem sie Gericht über ihre Umwelt und sich selbst hält. Es tritt zugleich ein schweres Erbe an: Der selbstbetitelte Vorgänger von 2014 wurde mit einem Grammy ausgezeichnet. Wie Annie Clark mit Erwartungshaltungen umgeht, erfuhr eclipsed in London.
WELTEMPFÄNGER - Zum Tod von Holger Czukay
Seit ungefähr drei Jahren beginnen wir uns daran zu gewöhnen, dass die großen stilprägenden Figuren des Rock und Pop in immer kürzeren Abständen die Weltbühne verlassen. Nicht weil sie Drogen genommen oder an Exzessen zugrunde gegangen, nicht weil sie mit Flugzeugen abgestürzt oder aufgrund dubioser Machenschaften Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen wären. Auch nicht weil sie sich den Lauf einer Schrotflinte in den Mund gesteckt und abgedrückt hätten. Nein, weil ihre Tage gezählt sind. Und doch oder gerade deshalb ist es so schockierend, wenn ein Musiker wie Holger Czukay, der die Welt wie kein anderer musikalisch zusammengebracht hat, mit 79 Jahren seinen Abschied nimmt.
ROBERT PLANT - Der weiße Komantsche
Led Zeppelin sind für den 69-jährigen Robert Plant endgültig passé. Das Thema Rockmusik ebenso. Der englische Sänger versteht sich als Freigeist, als Weltbürger und Medium. Als jemand, der immer offen für neue Einflüsse bleiben will. Als Grenzgänger zwischen den Kulturen und Vermittler von Mythen, Legenden und Geschichten. Mit seinem neuen Album „Carry Fire“ verfolgt er eine regelrechte Mission. Erklären will er diese freilich nicht.
MOTORPSYCHO - Umbau zu Babel
Gerade mal ein Jahr ist seit ihrer letzten Platte vergangen, da stehen Motorpsycho schon mit einem neuen (Doppel-)Album bereit: Das vom Turmbau zu Babel inspirierte „The Tower“ ist vom Cover über die Lyrics bis zur Musik ein faszinierendes Gesamtkunstwerk. eclipsed sprach mit einem gut gelaunten Bent Sæther über die neue Schaffensphase einer Band, die sich gerade mal wieder personell und stilistisch neu aufgestellt hat.
VAN MORRISON - Aufhören ist keine Option
Er kann nicht anders. Er muss Musik machen. Stillstand wäre für den 72-jährigen Van Morrison wohl tatsächlich der Tod. Diesem schlägt er ein ums andere Mal ein Schnippchen, indem er einfach weiter Platten aufnimmt. Alleine seit der Jahrtausendwende hat er zehn neue Studioalben eingespielt. Jetzt hat der Ex-Them-Sänger „Roll With The Punches“ vorgelegt, einen Mix aus Coverversionen und eigenem Material.
TEN YEARS AFTER - Geschichtsstunde
Dass uns Ten Years After noch mal mit einem Studioalbum überraschen, davon konnte man nicht unbedingt ausgehen. Die Truppe war schon abgestempelt als ihre eigene Tributeband, die auf immerwährender Greatest-Hits-Tour ist. „Evolution“, der schwache Vorgänger, hat inzwischen neun Jahre auf dem Buckel. Jedoch hat sich die Stimmung in der Band, seitdem Gitarrist und Sänger Marcus Bonfanti und Basslegende Colin Hodgkinson 2014 eingestiegen sind, so gewandelt, dass die Ten-Years-After-Urgesteine Ric Lee und Chick Churchill nicht mehr Nein zu einem Studioaufenthalt sagen konnten.
PRIMUS überraschen mit der Vertonung des Kinderbuchs „Regenbogenkobolde“ und einem Comeback in Originalbesetzung
Les Claypool, 54, ist ein komischer Typ: grauer Ziegenbart, Strohhut, schwarze Klamotten, runde Brille und ein fast philosophischer Redefluss. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, einen Maler, Schriftsteller oder Uniprofessor vor sich zu haben. Doch der Mann aus San Francisco ist Musiker. Rockmusiker. Und was für einer: Seit Mitte der 80er ist er Mastermind, Frontmann und Bassist von Primus, hat neun Studioalben mit dem Trio und mindestens noch einmal so viele mit diversen Nebenprojekten veröffentlicht sowie die Titelmelodie zur Cartoonserie „South Park“ komponiert. Trotz seines enormen Bekanntheitsgrads hat er den großen kommerziellen Durchbruch bislang nicht erlebt.
RAY WILSON's Livealbum „Time & Distance“ bietet Songs von Genesis und deren Mitglieder in teils überraschenden Versionen
Nach dem Ausstieg von Phil Collins im Jahr 1996 war Ray Wilson für den Rest der Neunziger der Leadsänger von Genesis. Für das einzige Album dieser Formation, „Calling All Stations“, hat er an drei Liedern mitgeschrieben. Seine Songwriterqualitäten hat er auf mehreren Soloalben verfeinert. Die kurze Mitgliedschaft in der Band verwandelt er seitdem live in klingende Münze, indem er mit eigenen Genesisprogrammen tourt („Genesis Classic“, „Genesis Unplugged“). Auch hat er für Steve Hackett bei dessen „Genesis Revisited“-Tour gesungen.