Das aktuelle Heft / eclipsed Nr. 237 / 02-22

JETHRO TULL - Rock gegen die überregte Gesellschaft

Eine große Rock-Überraschung gleich zu Beginn des neuen Jahres: 
Jethro Tull sind zurück! Unter dem glorreichen alten Bandnamen legt Ian Anderson mit „The Zealot Gene“ ein reinrassiges Rockalbum vor, das sich unter Bezugnahme auf die biblischen Zeloten um moderne „Eiferer“ 
– Fanatiker und Populisten – sowie den Hass in den sozialen Medien dreht, der das Klima in der modernen Gesellschaft in zunehmendem Maße vergiftet. In einem ausführlichen Gespräch stand uns Anderson nicht nur hierzu Rede und Antwort, sondern erklärte auch, warum er zum alten Bandnamen zurückgekehrt ist, wieso eine Reunion mit dem langjährigen Jethro-Tull-Gitarristen Martin Barre aber eher unwahrscheinlich erscheint.

MAGNUM „Seit 2001 genießen wir die Freiheit, die Musik zu machen, die wir machen wollen“

Der Titel „The Monster Roars“ klingt nach einem Paukenschlag oder Überraschungscoup. 
Dergleichen erwartete allerdings niemand vom 22. Studioalbum der englischen Rockinstitution 
MAGNUM. Auf ihrem 11. Werk seit der Reunion kurz nach der Jahrtausendwende wandelt die Band traumwandlerisch sicher durch ihren eigenen Pomp-Hardrock-Mikrokosmos — eine Umschreibung, die Gitarrist und Songschreiber Tony Clarkin als Kompliment betrachtet. Mit eclipsed sprach er über das neue Album und blickte zurück auf 50 Jahre Bandgeschichte.

SAXON „In diesem Leben werden Saxon keine Prog-Band mehr“

„Carpe Diem“, „Nutze den Tag“: Angesichts des Titels ihres neuen Werks scheinen Saxon auf ihre alten Tage philosophisch zu werden. Auch sonst ist ihr 23. Studioalbum mit eigenem Material ein ganz besonderes: Statt der Maxime „Höher, schneller, weiter“ zu folgen, wirkt es wie einer der Klassiker der frühen 1980er-Jahre. Saxon-Frontmann und -Sprachrohr Peter „Biff“ Byford benötigte zwar etwas Überzeugungsarbeit, um es selbst so einzuordnen, aber letztlich gefällt ihm die Idee, ein Album produziert zu haben, das es mit „Wheels Of Steel“ und „Strong Arm Of The Law“ aufnehmen kann.

MADRUGADA „Ein großer Teil der Musik, die wir lieben, kommt aus L.A.“

Mit Reunions ist das so eine Sache: Je nach Motivation sind sie oft mit Vorsicht zu genießen. Im Fall der norwegischen Drama-Rocker Madrugada kann allerdings Entwarnung gegeben werden: Ihr neues Album „Chimes At Midnight“, das in der City of Angels eingespielt wurde, ist ein Volltreffer.

ROCK MEETS CLASSIC – Europe, Twisted Sister und Rainbow im XXL-Orchestersound

Die Angst vor einer erneuten Konzert-Absage ist bei den Gesprächen mit den „Rock meets Classic“-Front- und Background-Leuten bei den Gesprächen Ende 2021 groß. 2020 musste die Tour wegen des ersten Lockdowns mittendrin abgebrochen werden. Das für 2021 geplante Line-up mit Joey Tempest von Europe, dem legendären Twisted-Sister-Frontmann Dee Snider, dem aktuellen Rainbow- und Michael-Schenker-Group-Sänger Ronnie Romero, der „Moonlight Shadow“-Sängerin Maggie Reilly, White Lions’ Mike Tramp und einem Special Guest wiederum ist 1 zu 1 ins Jahr 2022 transferiert worden. „Darüber sind wir glücklich und hoffen, dass wir nicht um ein weiteres Jahr verschieben müssen“, sagt Manfred Hertlein, der 1992 auf die Idee zu diesem Format kam und in Folge zum Konzertveranstalter wurde.

Für EARTHLESS braucht es keine Texte, um Geschichten zu erzählen

Entspannt sitzt Isaiah Mitchell auf dem Sofa. Er hat den ersten Kaffee in der Hand, bei ihm ist es 10 Uhr vormittags. Verschlafen klingen seine Antworten jedoch keineswegs, schließlich gibt es einiges zu berichten über „Night Parade Of One Hundred Demons“: „Im März 2020, zu Beginn des Lockdowns, war ich gerade zurück hier nach San Diego gezogen. Ich dachte, wir würden zusammen spielen, aber wir sahen uns für einige Monate ja nicht einmal“, rekapituliert der Gitarrist die Entstehungsgeschichte des neuen Albums. „Als wir dann endlich wieder machen konnten, was wir lieben, waren wir einfach nur glücklich darüber. Schon frühzeitig hatten wir diesen Progrock-Vibe, verbunden auch mit Elementen der japanischen Musik, die wir so sehr mögen...“ 

NORBERT EGGER „Wenn unser Blues heute am meisten in Nordamerika gehört wird, ist das wie ein Ritterschlag!“

Mit der Band City Blues Connection spielte der Sänger und Slide-Gitarrist Norbert Egger seit 1979 eine Reihe von Alben ein, darunter 1985 die LP „World On Fire“ gemeinsam mit dem US-Blueser Louisiana Red, die heute Kultstatus hat. Im Interview spricht er über seine alte musikalische Liebe, den langen Weg, den er als deutscher Bluesmusiker gehen musste, um international Anerkennung zu finden, und sein Label AAA Culture, das für ihn die perfekte Plattform für seine Aktivitäten darstellt.

„Ascension Codes“ zeigt die Progmetal-Innovatoren CYNIC am Scheideweg

Den offenen Raum, voller Möglichkeiten, wo alles endet und neu beginnt, wollte Künstlerin Martina Hoffmann in ihrem ätherischen Artwork zu „Ascension Codes“ darstellen. Es passt zu Cynics viertem Studioalbum in 34 Jahren Bandgeschichte. Abschied und Aufbruch zugleich. Hoffmann erinnert damit an ihren verstorbenen Lebenspartner Robert Venosa, dessen Malereien seit den frühen Neunzigern jede Veröffentlichung der Band schmückten. Bis jetzt. Bis jetzt waren auch auf jedem Album Cynics Drummer Sean Reinert und Bassist Sean Malone zu hören. 2020 verloren beide ihr Leben – und der Progressive Metal zwei seiner prägendsten Figuren. Wenige Acts hatten ähnlich großen Einfluss auf die Entwicklung des Genres, und das, obwohl Cynic immer etwas unter dem Radar flogen.

Das ANIMAL COLLECTIVE experimentiert auf seinem Album mit gängigen Songformaten

Sie sind wohl die flexibelste Band der Welt. Das Animal Collective hat zwar vier feste Mitglieder, doch nicht alle von ihnen sind an jedem Album beteiligt. Vielleicht dauert es deshalb auch etwas länger, bis der versammelte Zoo sich überhaupt zu einer neuen Produktion durchringen kann. Auf „Time Skiffs“, ihrem ersten Werk seit sechs Jahren, ist die Band wieder komplett. 23 Jahre nach ihrer Gründung ist den ewigen Avantgardisten Panda Bear, Avey Tare, Geologist und Deakin ihr bislang zugänglichstes Album gelungen. Von den gewohnten Brüchen, Genre-Sprüngen und Klangexperimenten ist diesmal nur wenig zu spüren.

Musik und Autos brachten CURSE OF LONO durch ein schweres Pandemiejahr 

„Eigentlich fing alles recht fröhlich an“, erinnert sich Felix Bechtolsheimer, kreativer Kopf und Gründer der Band. „Für das Album ‚As I Fell‘ und die dazugehörige Dokumentation gab es viel Kritikerlob und Preise. Wir tourten ausgiebig. Ich war voller Ideen und begann Anfang 2020 in meinem Studio mit den Arbeiten an neuen Songs. Als meine Frau eines Tages hustend hereinkam und sich krank fühlte, war das wie ein Warnsignal. Vielleicht hatte sie schon Covid, aber es war ganz zu Beginn der Pandemie, und es gab noch keine Testmöglichkeiten.“ Seine Frau überstand die Sache dann zum Glück unbeschadet. 

SPIDERGAWD betitelten ihr sechstes Album doch tatsächlich mit „VI“

Unsere nach Motorpsycho zweitliebsten Trondheimer empfehlen sich mit einem neuen Album, welches mit Hardrock-Hits am Stück aufwartet. Wird dieses Mal mit der Kraft der Twin Guitars aus Spidergawd also vielleicht doch noch eine Stadion-Rockband? Gitarrist Per Borten klärt auf.

...und vieles mehr!