In eigener Sache: Druckfehler im aktuellen Heft

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LÄNGST VERGESSEN: IN SPE - die progressive Vergangenheit des estnischen klassischen Komponisten Erkki-Sven Tüür

Neben Arvo Pärt zählt Erkki-Sven Tüür zu den renommiertesten zeitgenössischen klassischen Komponisten Estlands. Der 1959 auf der Insel Hiiumaa geborene Tüür ist bekannt dafür, sowohl traditionelle Klassikelemente als auch moderne Stilmittel in seine Werke einfließen zu lassen. So inspirierte ihn etwa die ausgedehnte Waldlandschaft seiner Heimat zur Integration von Naturgeräuschen. Seine klassische Ausbildung erfolgte von 1979 bis 85 u.a. an der Estnischen Musikakademie in Tallinn. Von 1989 bis 92 unterrichtete er dort selbst Komposition. Neben seinem umfangreichen klassischen Werk hat Tüür aber auch Spuren in der Rockmusik hinterlassen: 1979 gründete er die Band In Spe, um seine Kompositionen in einen rockmusikalischen Kontext zu stellen. Gemeinsam mit Schlagzeuger Arvo Urb, Gitarrist Riho Sibul, Keyboarder Mart Metsala, Bassist Toivo Kopli, Flötist Peeter Brambat, Priit Kuulberg am Vocoder und seiner Frau Anne Tüür an E-Piano und Fender Rhodes nahm er 1983 ihr schlicht „In Spe“ genanntes Debütalbum auf. Er selbst spielte Synthesizer, Flöte und sang in einem der Stücke. Zur Zeit der Sowjetunion war es unkomplizierter, instrumentale Musik zu veröffentlichen, da man sich andernfalls dem Risiko aussetzte, durch unerwünschte Texte negativ aufzufallen. Gesang braucht die Musik von In Spe aber auch nicht wirklich: Das Album ist Progrock im Stil der frühen 70er-Jahre, nicht zu komplex oder virtuos, dafür mit einem sinfonischen Ansatz, klaren Melodieführungen und einem breiten Arrangement, das jedem Instrument seine Freiräume lässt. Die knapp 20-mi- nütige, dreiteilige „Sümfoonia Seitsmele Esitajale“ (dt.: „Sinfonie für sieben Interpreten“) besticht durch Flöten, Synthesizer und rockige Grooves. Die klassische Ausbildung, wie sie für Musiker aus Osteuropa zu jener Zeit typisch war, ist der Musik deutlich anzumerken. 1984 verließ Tüür die Gruppe, um sich ganz seiner klassischen Ausbildung zu widmen, und wurde durch den Komponisten und Keyboarder Alo Mattiisen ersetzt. Dieser sollte den Sound von In Spe entscheidend prägen und ihm eine noch progressivere, teilweise jazzrockige Richtung verleihen. Gemeinsam mit Neuzugang Terje Terasmaa (Vibrafon, Xylofon) war er für den kleinteiligen, detailverliebten Stil auf dem zweiten, 1985 veröffentlichten Album verantwortlich, das ebenfalls „In Spe“ heißt. Sein zentrales Stück ist das 18-minütige „Typewriter Concerto In D Major“, in dem tatsächlich eine Schreibmaschine für den Rhythmus sorgt. Danach war Schluss mit In Spe. Unter dem Titel „Typewriter Concerto in D“ erschien 1994 ein Reissue beim französischen Label Musea. Mattiisen erlangte 1988/89 während der „Singenden Revolution“ gegen das Sowjetregime durch seine „Fünf patriotischen Lieder“ Berühmtheit; 1996 starb er an einem Herzinfarkt. Erkki-Sven Tüür mag weltbekannt sein, die progressive Vergangenheit von ihm und Mattiisen ist aber... längst vergessen!

* * * Bernd Sievers

In Spe – Päikesevene / The Sunboat (1983)

ABSCHIED UND NEUANFANG: Die Kooperation KOWA + KLEIN ist weit mehr als eine musikalische Freundschaft

Während der Arbeiten am Vorgänger-Album „Stay Strong“ lernten Jennifer und Win Kowa den Schlagzeuger, Keyboarder und Produzenten Marlon Klein (Dissidenten, Pili Pili) kennen und holten ihn an Bord. Während der Produktion verstarb die Sängerin an Krebs. Die Männer hatten sich bereits angefreundet und wollten weiter zusammenarbeiten. „Wir wussten, dass wir noch Material von Jennifer besaßen, das noch nie veröffentlicht worden war. Bei der Sichtung der Gesangsspuren kristallisierte sich sehr schnell heraus, dass wir genug Aufnahmen hatten, um ein neues Album zu produzieren. So entstand der Wunsch, noch ein modernes Album mit Jennifer zu produzieren, bei dem man ihre Klasse und Vielseitigkeit als Ausnahmesängerin erleben kann“, erzählt Win Kowa. „Diese Aufnahmen wurden dann von Marlon mit Drums, Keyboards und neuem Arrangement weiter ausgearbeitet. In diesem Stadium der Produktion habe ich noch weitere Gitarren-Parts aufgenommen, die er als Co-Komponist vorschlug. Er veränderte als Produzent auch teilweise den Ablauf der Titel und fügte hier und da Melodien hinzu, hat mit Frank Itt den Bass entwickelt und eingebunden.“ Den Musikern war wichtig, dass sich ihre Leidenschaft für Rock, Jazz, Electronica und Weltmusik in dem Album widerspiegelt. „Wir wollten Jennifer in eine Musik voller Grooves und Emotionen einbetten.“ Die Lyrics hatte Jennifer Kowa noch selbst geschrieben. Für Win Kowa waren die Aufnahmen sehr emotional. Als Beispiel nennt er einen Gitarren-Part im Track „About Us“: „Bei dieser Aufnahme der Gitarren kamen mir die Tränen. Und der Slow-Waltz im zweiten Teil ist wie ein endgültiges ,Mach’s gut, mein Engel‘.“ Mit den Produktionen „Stay Strong“ und nun „Summertime“, ja, mit ihrem gesamten musikalischen Schaffen bleibt Jennifer Kowa lebendig. Und auch in der Freundschaft der Männer steckt viel Hoffnung. „Marlon und ich empfinden gegenseitig unsere Kooperation und Freundschaft als Geschenk. Wir haben sehr viel Parallelität in unserem Denken und im Verständnis eines professionellen gemeinsamen Arbeitens. Wir beide lieben es, interessante Musik zu komponieren und zu produzieren. Wir haben in unserem Leben jeweils schon sehr viel erlebt und unsere gemeinsame Leidenschaft und Freude ist die Musik. Deshalb werden wir beide auf jeden Fall an neuer Musik arbeiten.“

* * * Julia Vetter


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