MARK LANEGAN BAND - Blues Funeral

Kategorie: CD-Reviews | Genre: Alternative/Indie | Heft: Jahrgang 2012, eclipsed Nr. 137 / 2-2012 | VÖ-Jahr: 2012 | Wertung: 8/10 | Label: 4AD | Autor: WK


In den letzten acht Jahren hat es von Mark Lanegan unzählige Wortmeldungen in anderen Bands gegeben, nur unter eigener Ägide hat er nichts mehr gemacht. Angeblich, weil er keine Zeit hatte. Sein neues Album „Blues Funeral“ zeigt nun, dass der Grund ein ganz anderer war. Der ehemalige Sänger der Screaming Trees brauchte einfach einen langen Anlauf, um ein geradezu revolutionäres Konzept umzusetzen. Er vereint mit Blues und Krautrock zwei musikalische Grundeinstellungen, die bislang als unvereinbar galten. Mehr als diese beiden Komponenten braucht er nicht, denn er nutzt das komplette Spektrum ihrer Kombinationsmöglichkeiten aus. Die Songs reichen von ganz Kraut mit homöopathischem Blueseinschlag wie „St. Louis Elegy“ bis zum völlig entgegengesetzten Kräfteverhältnis in „Bleeding Muddy Water“. In „Harborview Hospital“ verneigt sich der Sänger sogar vor Giorgio Moroder. In jedem Track positioniert Lanegan seinen aufgekratzten Bass zwischen antiquierten Synthesizern und elektrischen Gitarren neu. Zwar sucht er stets nach der optimalen Klangumgebung für sein Organ, und doch ist es zu hundert Prozent eine Messe für seine Sangesqualitäten. Noch nie hat sich Lanegan so souverän aufs Wesentliche konzentriert wie auf diesem Album, auf dem er die besten Erfahrungen mit den Soul Savers, Screaming Trees, Queens Of The Stone Age, Desert Sessions, Twilight Singers, Gutter Twins und Isobel Campbell zusammenträgt. Der Albumtitel mag ein wenig in die Irre führen, denn hier geht es um keinerlei Reminiszenz an New Orleans, sondern um einen variablen Mittelpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Zeit des Lamentierens ist vorbei. Nach langen Irrwegen und berauschenden Ausblicken hat ein aufgeräumter und positiver Mark Lanegan sein überzeugendstes Panoramaalbum seit dem Ende der Screaming Trees veröffentlicht.

Top-Track: St. Louis Elegy

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