Der finnische Musiker Tuomas Holopainen liebt offenbar nicht nur die Nacht, sondern auch die Morgenröte: Einerseits ist seine Symphonic-Metal-Band Nightwish wieder auf Tour und hat mit dem Doppelalbum „Decades“ eine Karriereretrospektive im Gepäck. Andererseits hat der Keyboarder gemeinsam mit seiner Frau, der Folksängerin Johanna Kurkela, und dem Nightwish-Dudelsackspieler Troy Donockley die neue Band Auri gegründet und ein Debütalbum veröffentlicht.
Mythologische Themen waren schon immer fester Bestandteil von Nightwish. Dasselbe gilt für Tuomas Holopainens neues Trio, das während einer längeren Kreativpause der Band entstand: Der Name Auri, abgeleitet von Aurora, dem lateinischen Ausdruck für Morgenröte, stammt von einem Geschöpf aus der Fantasy-Trilogie „Die Königsmörder-Chronik“ von Patrick Rothfuss. Für Holopainen erwies sich das Ethnopop-Projekt als Mittel zur Regeneration seiner kreativen Ressourcen. Im Interview erzählen er und seine Frau Johanna Kurkela, wie sie einen alten musikalischen Traum in die Tat endlich umsetzten.
eclipsed: Wie ist es zu dem Projekt Auri gekommen?
Tuomas Holopainen: Wir drei kennen uns schon seit langer Zeit und sind sehr gute Freunde, sehen uns regelmäßig und haben früh erkannt, dass wir eine Vorliebe für ähnliche Klangwelten teilen. Damals waren wir mit Nightwish beschäftigt, und auch Johanna war mit ihren Soloalben voll ausgelastet, aber diese Idee hat uns nie losgelassen. Als wir uns entschieden, mit Nightwish ein Jahr zu pausieren, war klar, dass wir keinen besseren Zeitpunkt mehr finden würden.
Johanna Kurkela: Im Grundsatz ist Auri entstanden, weil drei Freunde – Tuomas, Troy und ich – sich nach einer Musik sehnten, die in der Welt noch fehlte. Wir alle waren von der ersten Stunde an Fans der Musik der anderen. Auch haben wir uns in der Vergangenheit häufig wechselseitig an unseren musikalischen Projekten beteiligt. Man kann als sagen, dass der Geist der Kooperation bei uns dreien großgeschrieben wird! Über die Jahre hat sich das dann zu dieser Vision entwickelt, dem gemeinsamen Traum einer einzigartigen, furchtlosen, unendlich offenen Musik.
eclipsed: Wie verlief der konkrete Schreibprozess?
Kurkela: Das ist ein ziemliches Mysterium, denn wir haben im Grunde nie darüber gesprochen, was das Album darstellen sollte oder welche Art von Songs wir schreiben wollten. Wir hatten kein Konzept, keinen Hauptsongschreiber und keinen Produzenten. Wir alle drei haben Songideen eingebracht und dann auf dieser Basis zusammengearbeitet.
eclipsed: Woher stammen die Inspirationen für Auri?
Kurkela: Was Musik und Texte angeht, haben wir aus vielem, was wir lieben, Inspiration gezogen. Im Fall der Eröffnungsmelodie von „Them Thar Chanterelles“ war es zum Beispiel das Pilzsammeln auf Waldspaziergängen. Die Bücher und Filme, die wir lieben, Menschen, die wir lieben, und überhaupt unsere Sicht auf die Welt, all das fließt in Auri ein.