Ein lichter Scheitel, eingefallene Gesichtszüge und eine Stimme, die eher einem Knurren gleicht. Billy Idol ist alt geworden, aber immer noch der ewige Rebell, der Punkrock spielt und lebt. Dem es nur um Spaß geht und dem nichts peinlich ist – nicht einmal die lange Wartezeit aufs neue Album „Dream Into It“, seinem x-ten Comeback.
„Ich bin stolz, das Leben zu führen, das ich immer wollte“, so der Wahl-Kalifornier. „Im England der Mittsiebziger hatte mir die Zukunft nicht viel zu bieten. Da hieß es sogar: Meine Generation hätte keine, was die Sex Pistols im Song ,No Future‘ verarbeitet haben. Gesellschaft und Politik haben uns die lange Nase gezeigt. Doch unsere Reaktion war: Machen wir eben, was wir lieben – und das war Punkrock. Ein Traum, den ich noch 50 Jahre später lebe.“ An diesem Lifestyle wäre Idol fast gescheitert – mehrfach. Schließlich hat er nichts ausgelassen: Alkohol, Drogen und andere Exzesse, die sich in tiefen Gesichtsfurchen und klaffenden Gedächtnislücken manifestieren. Aber nicht in Entschuldigungen oder Reue: Idol ist stolz auf seinen Hedonismus – und dass er ihn überlebt hat.
Sein neuntes Werk erinnert denn auch an eine Lebensbeichte oder vertonte Autobiographie. Es ist seine Achterbahnkarriere, eingefangen in neun Stücken, die den 69-Jährigen als Rebellen und Träumer, aber auch schlechten Vater, Junkie und Rock-Zombie zeigen. Einen, den man bewundern kann, aber der zugleich Mitleid evoziert. Und der die zweite Hälfte des Albums unter das Motto „reborn“ – wiedergeboren – stellt, weil er nach 49 Jahren einen Gang zurückgeschaltet hat. „Es hat damit zu tun, dass ich jetzt Großvater bin“, erklärt der Barde. „Und wenn du siehst, wie viel Leben in kleinen Kindern steckt und wie viel Glück sie ausstrahlen, ist das der Wahnsinn. Außerdem akzeptieren sie mich so, wie ich bin – ohne etwas über mich zu wissen. Das gibt mir das Gefühl, regelrecht neugeboren zu sein.“
