DEEP PURPLE: Made In Japan - Die Mutter aller Livealben

DEEP PURPLE: Made In Japan - Die Mutter aller Livealben

Im Dezember 1972 erreichte das glorreiche Zeitalter der Rock-Doppelalben mit dem Erscheinen von Deep Purples „Made In Japan“ einen frühen Höhepunkt. Auch wenn schon vorher Konzertmitschnitte veröffentlicht worden waren, wie wir im Folgenden noch beleuchten werden, fiel es zudem fast mit dem Startpunkt der großen Ära der Livealben zusammen. Zum 50. Geburtstag von „Made In Japan“ erzählen wir die Vorgeschichte des Albums auch aus den Blickwinkeln der Protagonisten Ritchie Blackmore und Ian Paice, holen dazu Stellungnahmen der Star-Gitarristen Axel Rudi Pell, Marcus Deml und Mark Zyk ein und runden das Ganze mit einer persönlichen Würdigung durch den Demon’s-Eye-Drummer Andree Schneider ab. 
Das legendäre Livealbum „Made In Japan“ wäre fast nicht veröffentlicht worden. Und es gibt nicht wenige, die behaupten: Hätte die wohl beste Rock-Liveband aller Zeiten dieses Doppelalbum nicht weltweit herausgebracht, wäre sie längst Geschichte. In den zurückliegenden fünf Jahrzehnten äußerten sich Ian Paice und Ritchie Blackmore zu dieser hypothetischen Annahme immer mal wieder etwas anders. Im folgenden Text beamen wir uns zurück ins Jahr 1972 und versuchen, der Frage anhand einiger Zitate der beiden aus im Laufe der Jahre geführten Interviews auf den Grund zu gehen. 

„Ich glaube, Jon Lord kam auf die Idee, das Album ‚Made In Japan‘ zu nennen“, versucht sich Ritchie Blackmore zu erinnern. „In den 50er- und 60er-Jahren galt ein Produkt mit der Bezeichnung ‚Made in Japan‘ als billig und minderwertig. Das war unsere Art von Humor in der Band, den aber, glaube ich, keiner außerhalb Englands wirklich verstanden hat. Inzwischen ist diese Japan-Bezeichnung ein Qualitätsmerkmal, nur unser Album bleibt billig“, lacht der auf Long Island lebende Brite. Doch selbst wenn Blackmore das ironisch meint, bleibt er ein Kritiker des Albums – ganz im Gegensatz zu Ian Paice: „‚Made In Japan‘ ist und bleibt mein Lieblingsalbum. Ohne andere Alben abzuwerten, bleibt das unsere Sternstunde. Wir waren alle in der Form unseres Lebens – und auch wenn es bereits einige Sticheleien innerhalb der Band gab, hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis zueinander, und die Konkurrenz untereinander wurde musikalisch ausgetragen.“ 

Swinging Drums & Bass

Drummer Ian Paice und Bassist Roger Glover legten ein oft swingendes Fundament für die Virtuosen Lord und Blackmore und einen Ian Gillan auf dem Höhepunkt seiner Sangeskunst. „Ich habe Ian Gillan später nach unserer Reunion in den 80ern sicherlich oft zu kritisch betrachtet“, zeigt sich der Gitarrenheld von seiner versöhnlichen Seite. „Ich habe ihn immer mit dem Gillan verglichen, der er zu Beginn der 70er-Jahre war. Da konntest du noch so wahnwitzige Töne auf die Bühne werfen, Ian hatte eine Antwort parat, wenn nicht Jon ihm zuvorkam. Wie ich immer erzähle, hatte ich später das Zepter in der Hand und bestimmte, was und wie etwas gespielt werden sollte, aber 1972 musste ich mir diese Vormachtstellung gegenüber Jon und Gillan erkämpfen. Jeder wollte den anderen übertrumpfen, und dank Paicey und Roger und zum Teil Jon klangen wir immer wie eine Band, die gemeinsam auf Abenteuerreise ging. Da hat mir Rockmusik noch Spaß gemacht. Inzwischen rocke ich nur noch selten, wegen der Fans und weil meine Frau Deep Purple und Rainbow liebt – mehr als ich, glaube ich.“ 

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